MordLust
Schaden anzurichten, den Kline befürchtet hatte.
Und das Beste war, der Artikel enthielt ein heimlich aufgenommenes Foto von Dakota-County-Anwalt Jim Cole, der mit seinen erschrockenen Augen aussah wie ein Waschbär, den man nachts auf dem Highway erwischt hatte. Der Fall Kline war jetzt eine Dakota-County-Story.
Ignace war zu Kathy Barth vorgedrungen. Obwohl sie nur als »Quelle im Umfeld der Ermittlungen« bezeichnet wurde, sprach sie doch aus der Sicht eines Opfers, und Ignace war versiert genug, das durchklingen zu lassen. »… das Opfer wurde als vollkommen verstört durch das Geschehene beschrieben, und Experten haben der Familie erklärt, dass das Mädchen möglicherweise eine jahrelange Therapie brauche, wenn die Anschuldigungen stimmen.«
Neil Mitford führte Lucas und Rose Marie Roux in das Amtszimmer des Gouverneurs und schloss die Tür. »Wir haben die Sache endgültig vom Hals, oder?«, sagte der Gouverneur. »Es kann uns doch niemand mit dem Durchsickern der Geschichte in Verbindung bringen?« Er wusste, dass Lucas gute Beziehungen zu den lokalen Medien hatte, dass er sogar mit der Chefredakteurin von Channel Three eine Tochter hatte.
»Ruffe hat mich gestern angerufen und mich um einen Kommentar gebeten, aber ich hab ihm erklärt, ich könnte
ihm keinen geben«, sagte Lucas und vollführte seinen üblichen Eiertanz. »Es ist ziemlich offenkundig, dass er die Informationen von der Mutter des Opfers erhalten hat.«
»Versucht Kathy Barth immer noch, einen Deal mit Burt zu machen?«, fragte Mitford Lucas.
»Die wollen Geld. Das war der ganze Zweck der Übung«, erklärte Lucas. »Doch jetzt kommt sie damit nicht mehr weiter. Mit der Grand Jury kann sie keinen Deal machen.«
»Und Burt ist schuldig«, sagte der Gouverneur. »Ich meine, er hat’s tatsächlich getan, oder? Wir legen ihn nicht bloß aufs Kreuz?«
»Ja, er hat’s getan«, antwortete Lucas. »Kann sein, dass er’s auch mit der Mutter getrieben hat, aber er hat’s definitiv mit der Tochter getrieben.«
Rose Marie: »Zum Teufel mit ihren Wünschen. Die können hinterher eine Zivilklage einreichen.«
»Das könnte noch mehr Geld für den Anwalt bedeuten«, sagte Mitford. »Wenn er’s auf Erfolgsbasis macht.«
»Anwälte müssen auch leben«, sagte der Gouverneur selbstzufrieden. Zu Rose Marie und Lucas: »Sie beide werden für das SKA vor der Grand Jury aussagen? Ist das alles so weit geregelt?«
»Ich hab mit Jim Cole gesprochen. Er meldet sich, sobald er die Termine weiß«, sagte Rose Marie. »Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von möglichen Zeugen – die Barths, Agent Flowers, Lucas, ein paar Techniker vom Labor. Cole möchte die Sache rasch durchziehen. Wenn die Beweislast für eine Anklage ausreicht, will er Kline die Chance geben, aus dem Wahlkampf auszusteigen, damit ein anderer Republikaner kandidieren kann.«
»Burt könnte sich stur verhalten«, meinte der Gouverneur.
»Das glaube ich nicht«, sagte Rose Marie und schüttelte den Kopf. »Cole wird nur Anklage erheben, wenn er eine Verurteilung
bekommen kann. Er will der Mutter und dem Mädchen auf den Zahn fühlen, das Beweismaterial auswerten und dann eine Entscheidung treffen. Aufgrund dieses Zeitungsartikels hat er sogar noch mehr Grund, Druck zu machen. Wenn er Burts Anwalt erklärt, dass Burt in den Bau wandert, und ihm das Beweismaterial zeigt, wird Burt wohl aufgeben.«
Der Gouverneur nickte. »Also, Lucas, reden Sie mit Ihren Leuten. Wir wollen keine böse Überraschung erleben, wir wollen nicht, dass jemand mit dem Finger auf uns zeigt und sagt, dass es hier um Politik gehe. Wir wollen, dass das offen und ehrlich und absolut professionell geregelt wird. Wir bedauern selbstverständlich, dass so etwas überhaupt vorkommt. Es ist eine Tragödie für alle Beteiligten, Burt Kline eingeschlossen.«
»Und besonders für das Mädchen. Wir müssen die Kinder vor Triebtätern schützen«, sagte Mitford. »Das betonen wir vor der Presse immer wieder.«
»Natürlich, absolut«, erwiderte der Gouverneur. »Die Kinder kommen immer an erster Stelle. Besonders wenn die Triebtäter Republikaner sind.«
Niemand erkundigte sich nach dem Fall Bucher, der bereits von den Titelseiten verschwand.
Nach der Besprechung ging Lucas zusammen mit Rose Marie Roux zur Tiefgarage. »Ich frag mich, warum sich die Republikaner meistens durch Sexgeschichten in Schwierigkeiten bringen, während es bei den Demokraten meistens Diebstahl ist.«
»Die Republikaner haben Geld. Die
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