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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Mädchens.«
    »Tatsächlich«, sagte Jane. »Ist das denn eine große Sache?«
    »Könnte schon sein«, erwiderte Anderson. »Und wenn ihr Davenport ablenken wollt …«

ELF
    S andy, die Praktikantin, saß neben Carols Schreibtisch, als Lucas hereinkam. Er war ein bisschen spät dran, da er mit Sam einen Morgenspaziergang gemacht hatte. Er trug seinen marineblauen Grand-Jury-Anzug, dazu ein weißes Hemd, eine Hermès-Krawatte mit weinrotem Hintergrund und schwungvollen Kommas in einem harten Blau, von dem die Verkäuferin gesagt hatte, dass es zu seinen Augen passen würde, und schwarze Schnürschuhe mit abgesetzter Kappe, die auf Hochglanz poliert waren. Auf seinen Strümpfen waren Uhren, und seine Unterhose hatte ein Paisleymuster.
    Sandy hingegen sah aus, als hätte man sie an den Füßen durch die Hölle geschleift. Ihre Augenlider waren schwer, die Haare zerzaust und die Brille verschmiert. Sie trug eine pinkfarbene Bluse, eine karierte Hose und dieselben abgewetzten Schuhe wie am Vortag. Irgendwer sollte ihr einen vernünftigen Moderatgeber schenken, dachte Lucas.
    Sie stand auf, als sie ihn sah. Ihre Augen strahlten. »Er ist unschuldig.«
    O Scheiße, dachte Lucas. Er konnte keine Eiferin gebrauchen, und es hatte gerade den Anschein, als ob sie dabei war, sich zu einer zu entwickeln. Er sagte jedoch: »Kommen Sie rein und erzählen Sie mir alles der Reihe nach.« Und zu Carol: »Ich muss um eins im Gericht von Dakota County sein, und das ist eine ziemliche Strecke. Ich werde losfahren, sobald ich hier wegkomme, und mit Virgil dort was zu Mittag essen.«
    »Okay«, sagte Carol. »Rose Marie hat angerufen. Sie versucht, die undichten Stellen in puncto Medien zu stopfen,
aber sie hat gesagt, die Informanten drehen im Moment derart auf, dass sie gar nicht genug Finger hat. Der Gouverneur ist zum Angeln gefahren und nicht erreichbar. Und Kline hat eine Erklärung abgegeben, die besagt, dass die Anschuldigungen unbegründet sind und dass er nicht gestört werden darf, weil er an einem Haushaltsbeschluss für eine Sondersitzung im Juli arbeiten muss.«
    »Darauf werden sich die Zeitungen wie hungrige Wölfe gestürzt haben, wette ich«, sagte Lucas. »Man sitzt in einer Redaktionskonferenz und muss sich zwischen zwei Geschichten entscheiden. A) Der Senatspräsident arbeitet an einem Haushaltsbeschluss. B) Der Senatspräsident bumst eine heiße Sechzehnjährige und vielleicht auch deren Mutter und hat mit einer Anklage durch eine Grand Jury zu rechnen. Was würden Sie tun?«
    »Glauben Sie, dass er’s mit beiden getrieben hat? Ich meine gleichzeitig?«, fragte Carol.
    »Ich möchte gar nicht erst darüber nachdenken, weshalb Sie das wissen wollen«, sagte Lucas. »Sandy, lassen Sie uns reden.«
     
    Sie saß mit einem gut zehn Zentimeter dicken Ordner ihm gegenüber vor seinem Schreibtisch. »Viele Leute haben schon mit sechzehn Sex«, wagte sie sich vor. »Heutzutage vermutlich die meisten.«
    »Aber nicht mit dem Präsidenten des Senats von Minnesota«, sagte Lucas. Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen und lehnte sich zurück. »Wann sind Sie zurückgekommen?«
    »Letzte Nacht, so gegen Mitternacht. Dann hab ich noch bis fünf Uhr gelesen. Ich hab ein bisschen Glück gehabt.«
    »Erzählen Sie von Anfang an«, sagte Lucas.
    Sie nickte. »Ich bin zum Gericht von Polk County gefahren. Des Moines liegt in Polk County. Dort bin ich zur Verwaltung gegangen, und da war ein junger Mann, auch ein
Praktikant. Ich hab ihm erzählt, wonach ich suche, und er hat mir sehr geholfen. Wir haben das Original der Prozessakte herausgesucht und fotokopiert, und dann haben wir festgestellt, dass Duane Child – das ist der Mann, der wegen dem Mord an Toms verurteilt wurde – Berufung eingelegt hat. Das heißt, sein Anwalt hat das für ihn gemacht. Sie behaupten, dass die Ermittlungen furchtbar schlecht gewesen wären und dass der Richter zugelassen habe, dass den Geschworenen viele falsche Informationen präsentiert wurden.«
    »Was ist aus der Berufung geworden?«
    »Sie haben verloren. Child sitzt weiter im Gefängnis. Das Berufungsgericht hat mit sechs zu drei Stimmen gegen einen neuen Prozess gestimmt, doch die drei Richter, die dafür gestimmt haben, haben geschrieben, dass es keine stichhaltigen Beweise gibt, weder direkt noch durch Indizien, die eine Verurteilung rechtfertigen.«
    »Also …«
    Sie hob einen Finger. »Das Wichtigste für uns ist jedoch, dass sie, als sie Berufung eingelegt haben, die gesamte Ermittlungsakte

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