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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Zungenbein war intakt. Ich halte es für gut möglich, dass sie an einer Überdosis gestorben ist.«
    »Meinen Sie, Sie kriegen diesen Typen geknackt?«
    »Das will ich hoffen.«
     
    Sie plauderten noch über alles Mögliche, über andere Fälle, übers Angeln. Flowers betätigte sich nebenbei als Autor von Outdoor-Büchern und war berüchtigt dafür, dass er immer mit Bootsanhänger herumfuhr, sogar während er arbeitete. »Sind Sie gestern Abend noch angeln gegangen?«, fragte Lucas.
    »Eine Stunde«, gab Flowers zu. »Hab die Schnur ein bisschen
ins Wasser hängen lassen, während ich über die Grand Jury nachgedacht habe.«
    »Sie müssen sich irgendwann entscheiden, was Sie machen wollen«, sagte Lucas. »Ich glaube nicht, dass Sie auf Dauer schreiben und als Cop arbeiten können. Jedenfalls nicht Vollzeit.«
    »Wenn ich könnte, würd ich nur schreiben«, erwiderte Flowers. »Das Problem ist, im letzten Jahr hab ich damit fünfzehntausend Dollar verdient. Wenn ich’s hauptberuflich machen würde, könnte ich vermutlich auf dreißigtausend kommen. Mit anderen Worten, ich würde verhungern.«
    »Trotzdem …«
    »Ich weiß. Ich werd drüber nachdenken«, sagte Flowers. »Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als weiter zu jonglieren. Haben Sie übrigens letzten Monat den Bericht von mir in Outdoor Life gelesen?«
    »Hab ich«, antwortete Lucas. »Nicht schlecht, Virgil. Das heißt, er war verdammt gut. Wurde sogar im Büro herumgereicht.«
     
    Die erste Sitzung der Grand Jury verlief so routinemäßig, wie Flowers es vorhergesagt hatte. Lucas saß im Wartezimmer, bis er um 13.45 Uhr hereingerufen wurde. Die Geschworenen saßen um einen langen mahagonigemaserten Tisch, und zwei stellvertretende Staatsanwälte kümmerten sich um die Akten. Staatsanwältin Susan Conoway ließ Lucas von einem Verwaltungsangestellten vereidigen, der daraufhin den Saal verließ. Sie fragte ihn, wie er auf den allerersten Hinweis reagiert habe, kam dann auf die Übertragung des Falls an Flowers zu sprechen und erkundigte sich schließlich nach den Vorschriften beim SKA für den Umgang mit Beweismitteln. Nachdem sie überprüft hatte, ob die Unterschriften auf den eidesstattlichen Erklärungen tatsächlich von ihm stammten, entließ sie ihn.

    Auf dem Flur sagte Flowers: »Ich halte Sie über den Jackson-Fall auf dem Laufenden.«
    »Bis bald«, erwiderte Lucas und machte sich auf den Weg.
     
    Als er zurück ins Büro kam, war Sandy nicht mehr da.
    »Ich hab sie nach Hause geschickt«, sagte Carol, die Lucas in sein Büro gefolgt war. Die Akte lag unübersehbar vor Lucas’ Sitzplatz, und etwa ein Dutzend blaue Plastikfähnchen ragten daraus hervor. »Sie ist vor Müdigkeit fast vom Stuhl gekippt. Sie hat gesagt, Sie könnten sie zu Hause anrufen, und dann würde sie reinkommen, aber ich meine, Sie sollten sie bis morgen in Ruhe lassen. Sie ist völlig fertig.«
    »Hat sie die Akte zu Ende durchgearbeitet?« Lucas zog sein Jackett aus, hängte es auf seinen Garderobenständer und begann, sich die Ärmel hochzukrempeln.
    »Ja. Sie hat die kritischen Punkte markiert, und zwar sowohl die, die dafür sprechen, dass es sich um dieselben Mörder handelt, als auch die, die dagegen sprechen.«
    »Sie ist ziemlich gut«, sagte Lucas. »Ich hoffe, sie schießt nicht übers Ziel hinaus und startet eine Kampagne, um diesen Child zu befreien. Wenn seine Berufung abgelehnt wurde, fangen wir besser am anderen Ende an und versuchen, die wirklichen Mörder zu finden.«
     
    Er nahm sich die Akte vor, sah sich zuerst die gekennzeichneten Punkte an, blätterte dann zurück zur Festnahme und den ersten Verhören und sah sofort, wie Child sich in Schwierigkeiten gebracht hatte. Er hatte nichts abgestritten. Er hatte sogar kleinlaut zugegeben, dass er es getan haben könnte. Er wusste es einfach nicht, und bei dieser Geschichte war er geblieben.
    Einige andere Kleinigkeiten sprachen gegen ihn. Er war an dem Abend, an dem der Mord passiert war, in der Gegend gewesen;
er war bei seinen Eltern vorbeigefahren, weil er hoffte, etwas Geld von seinem Vater zu bekommen. Sein Vater hatte ihm dreißig Dollar gegeben, und Child hatte etwas davon in einem Subway für ein Sandwich ausgegeben und war dort von einem ehemaligen Mitschüler erkannt worden.
    Er kannte Toms’ Haus. Er fuhr einen Van, und ein Van war gesehen worden, wie er den Block umkreiste. Er hatte Schnittwunden im Gesicht und eine am Arm, die, wie er behauptete, von einem Sturz herrührten, aber auch

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