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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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irgendwie hin. Wenn aber nicht …«
    »Mhm …« Sie starrte Lucas einen Moment an, dann drehte sie sich um und schaute einem Bus nach. »Okay«, sagte sie schließlich. »Wenn Jesse sich versteckt hat, dann entweder bei Mike Sochich, oder sie könnte zu Kathy Carlson gegangen sein. Oder sie ist mit dem Bus zur Har Mar Mall gefahren, um ins Kino zu gehen. Manchmal fährt sie dorthin und sitzt dann stundenlang im Kino.«
    »Wo kann ich diese Leute finden?«
     
    Kelly McGuire war sehr bestimmt. »Geben Sie mir zwei Minuten zum Umziehen, dann zeige ich es Ihnen«, sagte sie. »Das geht am schnellsten.«
    Sie brauchte fünf Minuten und kam mit einer Tasche voller Klamotten heraus. »Wenden Sie, wir müssen nämlich nach Frogtown, das ist auf der anderen Seite der Vierundneunzig«, sagte sie, als sie im Auto saß. »Bei Mike haben wir wohl die größte Chance … Am besten fahren Sie die Vierundneunzig bis zum Lexington Parkway, dann den Lexington Parkway hinauf. Ich zeige Ihnen, wo Sie abbiegen müssen.«
    Er wendete auf der Snelling Avenue, hatte grüne Welle, fuhr auf die Auffahrt zur I-94 und beschleunigte, dann nach links Richtung Norden auf den Lexington Parkway und nach rechts in die Thomas Avenue. Dort zeigte McGuire nach wenigen Blocks auf ein Haus mit grauen Schindeln hinter einem hüfthohen Maschendrahtzaun. Lucas fuhr an den Straßenrand und hielt an. McGuire rutschte auf ihrem Sitz nach unten und sagte: »Ich warte hier.«

    »Wenn sie hier ist, wird sie eh wissen, dass Sie sie verpetzt haben«, sagte Lucas grinsend. »Dann können Sie sich dem auch gleich stellen.« Er öffnete die Tür, um auszusteigen, und gleich darauf hörte er auch ihre Tür aufgehen. Sie folgte ihm über den Parkstreifen zum Tor. Im Vorgarten gab es eine kahle Stelle im Rasen und in der Mitte davon einen Pfahl mit einer Kette, an der der gelb-weiße Hund angeleint war, den er bei den Barths gesehen hatte.
    »Jesses Hund«, sagte Lucas.
    »Nee, das ist Mikes Hund«, erwiderte McGuire. »Jesse nimmt ihn manchmal mit nach Hause. Der Hund mag sie lieber als Mike.«
    Sie bewegten sich wieder sehr vorsichtig. Der Hund bellte zweimal und knurrte, wusste aber offenbar, wo die Kette zu Ende war. Das war auch gut so, dachte Lucas. Das hätte ihm heute gerade noch gefehlt, dass ihm ein Möchtegern-Pitbull in den Arsch biss.
    Das Haus, in dem Mike wohnte, hatte eine niedrige, wacklige Veranda mit morschen Bodendielen. Die Windfangtür aus Aluminium war ein wenig verzogen und schloss nicht richtig. Lucas klingelte, dann klopfte er an der Tür. Er hörte drinnen ein dumpfes Krachen, und kurz darauf sah er, wie sich der Vorhang in einem Fenster links von der Veranda bewegte.
    Er spürte, wie seine Anspannung langsam nachließ. Nun war er stinksauer und hämmerte gegen die Tür. »Jesse. Verdammt noch mal, Jesse, machen Sie die Tür auf. Jesse …«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen, dann sagte Lucas zu McGuire: »Wenn sie zur Tür kommt, rufen Sie laut nach mir.«
    Er verließ die Veranda, machte einen Bogen um den Hund und lief zur Rückseite des Hauses. Fünf Sekunden später schlich sich Jesse Barth mit einem Rücksack durch die Hintertür.
    »Verdammt noch mal, Jesse«, sagte er.

    Sie fuhr erschrocken herum, sah ihn an der Ecke des Hauses stehen und gab auf. »O Scheiße, es tut mir leid.«
    »Kommen Sie, ich muss Ihre Mutter anrufen«, sagte Lucas. »Sie ist ganz außer sich vor Sorge, die halbe Polizei von St. Paul sucht nach Ihnen, und man hat schon geglaubt, Sie wären entführt worden.«
    »Ich hatte furchtbare Angst«, sagte Jesse, während er mit ihr durch das knöchelhohe Gras zurück zur Vorderseite des Hauses ging. »Wenn ich nun einen Fehler mache?« Ihre Unterlippe zitterte. »Ich will keinen Fehler machen und ins Gefängnis kommen.«
    »Hat Conoway gesagt, sie würde Sie ins Gefängnis stecken?«, fragte Lucas. »Wer hat gesagt, man würde Sie ins Gefängnis stecken?«
    »Sie zum Beispiel.«
    »Aber doch nur, wenn Sie versuchen würden, Ihre Aussage zu verkaufen«, erwiderte Lucas. »Wenn Sie einfach da reingehen und die Wahrheit sagen, passiert Ihnen gar nichts. Sie sind hier schließlich das Opfer.«
    »Aber wenn ich einen Fehler mache …«
    »Es gibt einen Unterschied zwischen lügen und einen Fehler machen«, erklärte Lucas. »Niemand wird Sie ins Gefängnis stecken, weil Sie einen Fehler gemacht haben. Sie müssten schon mit Absicht lügen und wissen, dass Sie lügen, und es muss eine schwerwiegende Lüge sein. Sie

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