Mordrausch
nach der Waffe zu suchen?«
Der Beamte nickte. »Jemand von der Highway Patrol sperrt die I-94 ab, und zwei unserer Wagen sind bei ihm. Wird allerdings ziemlich schwierig in der Rushhour.«
»Der Typ, den du gestern gesehen hast«, sagte Lucas zu Weather. »Das muss einer der Räuber gewesen sein. Was für ein Motorrad war es? Hast du die Marke erkannt?«
»Jedenfalls keine Harley. Der Typ hatte die Beine hinten und fuhr über den Lenker gebeugt. Beim Gasgeben hat es den vorderen Reifen vom Boden gehoben. Er trug einen schwarzen Helm und war eher klein. Den Eindruck hatte ich zumindest.«
Einer der Cops sagte: »Die Highway Patrol hat sofort nach Mrs. Davenports Anruf östlich der Stadt Ausschau nach so einer Maschine gehalten, ohne Erfolg. Vermutlich ist der Typ irgendwo von der I-94 abgefahren.«
»In dieser Jahreszeit sind nicht viele Motorräder unterwegs«, stellte der andere Polizist fest. »Zu viel Schnee und Eis.«
»Im Moment ist die Straße frei«, sagte Lucas.
»Die I-94, aber auf kleinen Straßen wird’s in den Kurven gefährlich für ein Motorrad«, erwiderte der Cop.
Lucas nickte. Der Mann hatte recht. »Sind Meldungen über gestohlene Maschinen eingegangen?«
»Das überprüfen wir.«
»Bis wir den Kerl finden, müssen wir dich von der Bildfläche verschwinden lassen«, sagte Lucas zu Weather. »Wir könnten dich im University Radisson unterbringen …«
Weather schüttelte den Kopf. »Nein. Ich brauche meinen Schlaf und möchte daheim bei den Kindern sein, und außerdem muss ich jeden Tag pünktlich ins Krankenhaus, unter Umständen sogar mitten in der Nacht.«
»Wie geht’s den Zwillingen?«
»Saras Herz macht Probleme. Sie arbeiten dran, doch die Medikamente für sie schaden Ellen. Vielleicht klappt es morgen.«
»Müde?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Nicht wirklich – aber wenn das noch ein paar Tage so weitergeht, wird es möglicherweise übel. Wir wussten, dass es so kommen könnte. Deswegen will ich zu Hause sein.«
»Was hältst du von einem Hausgast?«, erkundigte sich Lucas.
Sie schüttelte den Kopf. »Lucas, ich möchte nicht, dass Shrake oder Jenkins im Haus rumlungern. Die machen am Ende noch das Klavier kaputt.«
»Ich hab Virgil angerufen. Er sagt, er ist in einer Stunde hier.«
Sie nickte. »Virgil ist okay. Außerdem klingt es sowieso nach einer beschlossenen Sache.«
»Ja, allerdings.«
Weather kannte den Tonfall. Sie waren beide aufbrausend und wussten, wann der andere nicht mit sich reden ließ, wann Verhandlungen nicht möglich waren. Sie nickte. Virgil würde kommen.
Lucas rief den Polizei-Supervisor an, einen alten Freund namens Larouse.
»Brauchst du einen Wagen vor deinem Haus?«, fragte Larouse.
»Er muss nicht davor abgestellt sein, aber wenn jemand regelmäßig die Runde im Viertel machen könnte, wäre das nicht schlecht.«
»Wir überprüfen jeden, der sich in die Gegend verirrt«, versprach Larouse. »Moment, bitte.« Kurzes Schweigen, dann meldete er sich wieder. »Wir haben die Waffe, einen Taurus-Revolver. Sind ungefähr zweihundert Autos drübergefahren, aber die Patronen stecken noch drin. Vielleicht finden wir an denen Fingerabdrücke.«
Kurz darauf beendete Lucas das Gespräch. »Meld dich, sobald sich was Neues ergibt.«
Weather, die gelauscht hatte, fragte: »Gute Nachrichten?«
»Du hast dir das mit der Waffe nicht eingebildet – sie haben sie gefunden.«
»Hab ich’s doch gewusst.«
»Ist ziemlich demoliert, weil jede Menge Autos drübergefahren sind. Sie bringen sie ins Labor, um die Patronen auf Fingerabdrücke zu untersuchen. Hinterher schicken sie sie uns. Wir hoffen, dass DNS-Proben dran sind.«
»Klingt nicht gerade zuversichtlich.«
»Wenn Fingerabdrücke an den Patronen sind, findet Lodmell sie. Ich vermute, dass der Typ aktenkundig ist. Für so einen Auftrag schickt man keinen Neuling raus.«
Weather seufzte.
»Du hast Glück gehabt.«
»Das war nicht nur Glück«, widersprach sie und erzählte ihm, wie sie den Audi vor das Motorrad gelenkt und den Fahrer dazu gebracht hatte, die Waffe fallen zu lassen, und wie sie ihn anschließend mit dem Wagen verfolgt hatte.
»Du bist verrückt«, sagte er und nahm sie in den Schwitzkasten.
Aber er hatte Angst.
Lucas ging zu den Polizisten, um weiter mit ihnen zu reden.
Zum ersten Mal seit langem erinnerte sich Weather wieder an einen Wintertag im Hennepin General Hospital in Minneapolis mit einem verrückten Biker namens Dick LaChaise.
LaChaise und zwei
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