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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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verließ das Büro als Erster; Lucas folgte ihm einen Moment später.
    Als sie allein waren, sagte Lyle Mack zu Joe: »Wir sitzen ganz schön in der Scheiße, Joe.«
    »Wir sollten verschwinden«, erwiderte Joe.
    »Geht nicht. Wenn’s bloß ein Raubüberfall wäre, könnten wir die Stadt verlassen. Aber bei einem Mord bleiben sie uns auf den Fersen. Wir müssen diese Tusse finden und ihr das Maul stopfen.«
    Es hielten sich immer noch fünfzehn oder zwanzig Gäste in der Kneipe auf, nun jedoch in Grüppchen von vier oder fünf. Von hinter der Theke rief Lucas: »Aufgepasst. Kennt hier jemand Mikey Haines oder Shooter Chapman?«
    Totenstille.
    »Ich weiß, dass einige von Ihnen mit den beiden befreundet waren – falls sie überhaupt Freunde hatten«, sagte Lucas. »Ihnen ist der größte Teil des Gesichts mit einer Schrotflinte weggeschossen worden. Mich würde Ihre Meinung zu dem Thema interessieren.«
    Schweigen, dann eine Stimme: »Wir haben dazu keine Meinung.«
    »Wenn ihr zu Hause doch noch eine Meinung entwickeln solltet, ruft ihr im Staatskriminalamt an und fragt nach Agent Shrake. S-h-r-a-k-e«, knurrte Shrake.
    »Warum? Weil es einem nichts nützt, ein harter Kerl zu sein, wenn einem jemand mit einer Schrotflinte von hinten in den Kopf schießt wie Shooter und Mikey«, erklärte Lucas. »Mit einem Anruf könnten Sie möglicherweise Ihr eigenes Leben retten.«
    Auf dem Parkplatz befragten sie fünfzehn Minuten lang Leute, die kamen oder gingen – hauptsächlich gingen –, erhielten jedoch keine weiteren Namen.
    »Sie können nicht offen mit uns reden«, brummte Shrake. »Das wäre gegen die Regeln der Gang.«
    »Apropos kalte Schulter«, sagte Lucas. »Meine Schulter ist ein einziger Eisklumpen.«
    »Nehmen wir uns diese beiden Typen vor«, meinte Shrake. »Wenn nötig, können wir ja wiederkommen.«
    Lucas blickte zur Kneipe zurück. Lyle Mack beobachtete sie durchs Fenster. Er sah aus wie eine Büste von Beethoven, dachte Lucas.
    Oder wie Tony Soprano …
    Im Wagen ermittelte Shrake telefonisch die Adressen von Anthony Melicek und Ron Howard, die Mack als Freunde von Chapman und Haines genannt hatte. Howard wohnte in Cottage Grove, einem Vorort im Südosten, und hatte tatsächlich Bewährung wegen Diebstahls. Melicek lebte in der entgegengesetzten Richtung, am Rande des Zentrums von Minneapolis, nicht weit vom Metrodome.
    »Howard«, sagte Lucas, gab dessen Adresse in das Navigationssystem des Geländewagens ein und lenkte ihn in Richtung Osten. Während der Fahrt telefonierte Shrake so lange herum, bis er Melanie, die Bewährungshelferin von Howard, ausfindig gemacht hatte. Sie unterhielten sich ein paar Minuten, dann beendete Shrake das Gespräch.
    »Sie sagt, Howard und seine Frau wurden erwischt, als sie eine ziemlich große Menge Walnuss- und Kirschholz aus einem Holzhandel in Shakopee klauen wollten. Es gab Streit über das Geld, das er für anderes Holz bezahlt hatte. Er hat behauptet, er nimmt sich nur, was ihm zusteht. Wahrscheinlich war er sogar im Recht, aber leider hat er, um an das Holz zu kommen, eine der hinteren Türen aufgebrochen. Sie wurden beide zu Bewährungsstrafen verurteilt. Er ist vor sechs oder sieben Jahren, als er noch bei den Seed war, ein paar Mal wegen Drogen- und Waffendelikten verhaftet worden und hat in Wisconsin gesessen. Melanie sagt, er macht keine Probleme.«
    »Gut. Ich habe keine Lust auf große Aktionen.«
    »Ich auch nicht.« Kurz darauf: »Ich wünschte, Weather wäre nicht in den Fall verwickelt. Ich meine … du weißt schon.«
    »Ja, sie wird nicht klein beigeben«, sagte Lucas, »und will jeden Tag ins Krankenhaus. Marcy kommt in der Klinik nicht weiter. Könnte sein, dass ich mit dem Nussknacker hinmuss.«
    »Ich kenn mich aus mit Krankenhäusern. Weißt du, wer sich da querlegt? Die Ärzte. Bitte nimm mir das nicht krumm; Weather ist ja auch Ärztin …«
    »Keine Sorge.«
    »Die glauben, sie wissen alles. Sie waren die Schlauesten in der Highschool und im Studium, und am Ende haben sie ein tolles Zeugnis gekriegt, das sie in ihrem Glauben bestätigt. Sie erklären dir deinen Job und beantworten deine Fragen nicht – sie sagen dir, dass die Antwort darauf nicht interessant für dich ist, sondern die auf etwas anderes.«
    »Hey, ich bin mit einer Ärztin verheiratet. Noch dazu mit einer Chirurgin. Das sind, abgesehen von den Seelenklempnern, die Schlimmsten.«
    »Und deine beste Freundin ist eine Seelenklempnerin …«
    »Ja, kaum zum Aushalten«,

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