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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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ich die Frau umgebracht habe. Abgesehen von dem Typen, der den alten Mann im Krankenhaus zu Tode getreten hat, bin ich der Einzige, der jemanden auf dem Gewissen hat.«
    Kurzes Schweigen.
    »Interessanter Name: ›Caprice‹«, bemerkte Barakat. »Auf Englisch heißt das so viel wie ›unvorhersehbare Handlung, Laune‹, oder?«
    »Keine Ahnung, ob es das Wort im Englischen überhaupt gibt«, sagte Cappy.
    »Doch. Ich kenne es aus dem Französischen – da bezeichnet es eine bestimmte Art von Musikstück.«
    »Du kannst Französisch?«
    »Ja. Und Arabisch.«
    »Wow. Ich weiß bloß, was mein Alter mir gesagt hat: dass er mich nach einem 82er-Chevy-Modell benannt hat.«
    Barakat, der es amüsant fand, seinen Sohn nach einem Auto zu nennen, warf einen Blick auf seine Uhr. »Wir sollten uns auf den Weg machen.«
    »Ja. Ich freu mich schon darauf, mir das Miststück zu schnappen. Die Tusse hätte mich fast aus dem Sattel geholt.«
    Als sie das Haus verließen, klopfte Barakat Cappy, der ihn irgendwie beeindruckte, auf die Schulter.
    Im Innern des Krankenhauses führte Barakat Cappy zu der Kammer, zeigte ihm, wie man die Pflegeruniform anzog, und befestigte das Namensschild an seiner Brust. »Falls irgendjemand fragen sollte: Du arbeitest im Bereich Hygiene, und dein Chef Rob Jansen hat dir einen Plan gegeben, damit du dich mit den Räumlichkeiten hier vertraut machst. Halte dich vom Untergeschoss fern, da ist Jansens Büro.«
    Kein Problem.
    Cappy bewegte sich wie ein Geist zwischen Patienten, Ärzten, Schwestern und Besuchern. Menschen lagen auf Tragbahren, saßen in Rollstühlen, schlurften die Flure entlang, manchmal mit Infusionsgestellen, schauten aus Krankenzimmern heraus, sahen fern. Geräte piepsten, Aufzüge klingelten, mehr Leute, als Cappy erwartet hätte, lachten.
    Er holte sich ein Sandwich in der Cafeteria und half, einen Patienten auf einem Rollbett von einem Stockwerk ins andere zu verlegen. Und er schob einen Mann im Rollstuhl, der über eine Sauerstoffflasche an der Rückenlehne beatmet wurde, zum Aufzug und in die Cafeteria, wo der Mann sich bei ihm bedankte.
    Cappy hatte befürchtet, dass die anderen Pfleger ihn neugierig mustern würden, doch niemand achtete auf ihn; irgendwann hatte er das Gefühl, so gut wie unsichtbar zu sein. Er erkundigte sich nach der Lage des eigens eingerichteten OP für die Trennung der Zwillinge. Barakat hatte ihm von dem Zuschauerraum erzählt, den Cappy nun inspizierte. Er kam zu dem Schluss, dass er sich Weather dort nicht vornehmen konnte, weil zu viele Menschen da wären …
    Da kam ihm eine Idee.
    Wenn er sie auf einem Flur, an einer Tür, abpasste, konnte er sie erschießen, die Tür zuknallen und blockieren und flüchten. In dem Krankenhaus gab es so viele Gänge, dass er es ziemlich sicher nach draußen schaffte, wenn er sich zuvor einen Fluchtplan zurechtlegte.
    Doch das bedeutete, dass er sie eine Weile beobachten musste, um ihre Gewohnheiten kennenzulernen. Und sie zu beobachten hieß, dass viele andere ihn in ihrer Nähe sehen würden.
    Vielleicht sollte er einfach auf die Operation der Zwillinge warten. Er könnte sie beim Verlassen des OP erschießen, über die Treppe verschwinden, sich unter die anderen Pfleger mischen und in dem Gewirr der Flure untertauchen.
    Innerhalb von vier oder fünf Minuten wäre er aus dem Gebäude heraus.
    Ja, das war eine Möglichkeit.

ZEHN
    V irgil, Lucas und Shrake begleiteten Weather ins Krankenhaus, bis zum Damen-Umkleideraum. »Geh nirgendwo allein hin«, wies Lucas sie an. »Virgil kann in einer Minute bei dir sein. Hol dir nicht einfach eine Cola oder einen Schokoriegel, ohne ihn zu rufen.«
    »Okay«, sagte sie, allerdings in einem Tonfall, der Lucas nicht überzeugte.
    »Weather, wenn du das nicht machst, bin ich ernsthaft sauer. Im Krankenhaus treibt sich vermutlich ein Kerl rum, der dich umbringen will.«
    »Ich rufe Virgil«, versprach Weather.
    Eine hübsche blonde Schwester, die mit einer Ladung frischer OP-Kleidung hinter ihnen auftauchte, erklärte Lucas: »Wir kümmern uns schon um sie.«
    »Das wäre mir recht«, sagte Lucas. »Verpfeifen Sie sie ruhig, wenn sie mogelt. Es handelt sich um eine ernste Angelegenheit.«
    Die Schwester nickte, hielt kurz inne, als sie an Virgil vorbeikam, und fragte: »Na, wie geht’s?«
    »Und selbst?«, fragte Virgil zurück.
    »Gut …«
    Weather hakte sich bei der Schwester unter. »Flirten Sie nicht mit den Dienstboten.« Sie gingen in den Umkleideraum, wo die Schwester

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