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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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schüttelte den Kopf. »Vielleicht heute am späten Nachmittag – ich habe alle gebeten, sich bereitzuhalten. Aber wahrscheinlicher ist morgen früh. Geoff sagt, die Zwillinge sind instabil.«
    »Nicht gut«, bemerkte Weather und sah Perkins an. »Wie ist die Sachlage?«
    Perkins zuckte die Achseln. »Die OP belastet Saras Herz zu sehr. Wir wollen ihren Puls und Blutdruck senken. Doch das belastet wiederum Ellens Herz; sie verkraftet das nicht allzu gut.«
    »Was tun wir also?«, fragte Weather.
    »Wir versuchen unterschiedliche Dinge, um sie zu stabilisieren«, antwortete er. »Unter Umständen sind sie heute Nachmittag so weit, aber morgen halte ich für wahrscheinlicher. Sicher ist allerdings nichts.«
    »Wir müssen abwarten«, sagte Maret.
    »Die Probleme verschwinden nicht«, erklärte Perkins. »Möglicherweise werdet ihr zu einer Entscheidung gezwungen.«
    Maret wusste, was das bedeutete. »Nein, ich gebe Sara nicht auf. Wir schaffen das.« Tränen traten ihm in die Augen.
    Nein, dieser Mann hat die Krankenhausapotheke ganz sicher nicht überfallen, dachte Weather.
    Sie diskutierten eine halbe Stunde lang die Möglichkeiten und Eventualitäten, bis sie sich nur noch im Kreis bewegten. Letztlich kannten sie die Alternativen. Am Ende warf Maret seinen Plastikbecher in einen Abfalleimer und verkündete: »Ich schaue mir die Zwillinge noch einmal an.«
    Weather ging zu Virgil hinüber. »Ich bleibe dabei: Gabe hat nichts mit dem Überfall zu tun. Er will nur den Mädchen helfen. Es nützt nichts, wenn du ihn die ganze Zeit finster anstarrst.«
    »Was jetzt?«, fragte Virgil. »Wieder nach Hause?«
    »Es besteht die geringe Chance, dass wir heute Nachmittag weitermachen, also muss ich hierbleiben. Wann bekommst du die Liste mit den Franzosen?«
    Virgil sah auf seine Uhr. »Bald, denke ich. Die Verwaltung dürfte geöffnet sein.«
    »Ich komme mit«, schlug Weather vor. »Die Liste würde ich mir gern anschauen.«
    Marcy erschien mit zwei Kollegen namens Franklin und Stone im SKA. Lucas und Franklin kannten sich schon lange. Stone war erst seit kurzem Detective und zuvor fünf Jahre beim Minneapolis-SWAT-Team gewesen; er und Franklin hatten SWAT-Ausrüstung dabei. Shrake und Jenkins wollten in einem Truck des SKA fahren, und Marcy setzte sich zu Lucas in den Wagen.
    »Wir holen die Washburn-Deputies in Shell Lake ab. Sheriff Bill Stephaniak kommt auch mit«, erklärte Marcy. »Sie haben einen Durchsuchungsbefehl in Aussicht, wollen ihn allerdings erst im letzten Moment besorgen, um den Überraschungseffekt zu nutzen.«
    »Haben sie sich einen Richter ausgesucht?«
    »Stephaniak behauptet, ihr Richter würde sogar ein Schinkensandwich unterschreiben, wenn man ihm eins vorlegt.«
    »Nie schlecht, so jemanden zu haben«, sagte Lucas.
    Die Fahrt nach Wisconsin dauerte zweieinhalb Stunden, nach Norden die I-35 zum Highway 70 durch Rock Creek, über den St. Croix River nach Grantsburg, Wisconsin, durch Siren nach Spooner und dann nach Shell Lake. Es war ein richtiger Konvoi. Der gräuliche, nicht sonderlich hohe Schnee hob sich deutlich von den fast schwarzen Nadel- und kahlen Laubbäumen ab. Sie schlugen die Zeit tot, indem sie sich über die vergangenen Jahre unterhielten. Lucas freute es, dass Marcy mit ihrem Leben zufrieden zu sein schien.
    »Der Junge gibt mir mehr, als ich je erwartet hätte«, sagte sie. »Ich hänge so an ihm, dass ich manchmal richtig ungern in die Arbeit gehe.«
    »Wie viele Jahre hast du noch vor dir?«
    »Achtzehn – bis zum Ruhestand ist es also ganz schön lange. James sagt, wenn ich aufhören möchte, kann ich das. Wir brauchen das Geld nicht.«
    »Aber was würdest du dann machen? Würde es dir genügen, nur Mutter zu sein?«
    »Das frage ich mich selbst. Momentan lautet die Antwort Ja. Ich weiß nur nicht, ob es mir in zwei Jahren, wenn er in die Schule kommt, auch noch reicht.«
    »Pass auf, dass du dir keine Kugel einfängst, solange er klein ist«, sagte Lucas. »Du möchtest ihn doch sicher heranwachsen sehen.«
    »Ja.« Sie blickte eine Weile hinaus. »Du hältst dich beruflich auch nicht gerade zurück, obwohl du Sam und Letty hast.«
    »Das gestaltet sich für einen Mann vielleicht anders«, erwiderte Lucas. »Für uns ist die Arbeit das Leben, für Frauen das Muttersein. Das meine ich nicht sexistisch.«
    »Falls du das jemals jemandem verraten solltest, werde ich es rundheraus abstreiten, aber ich verstehe, was du meinst.«
    In Siren stellte Lucas fest: »Man sieht nach wie

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