Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)
machen?«
»Suchen, Sandra. Suchen!«
Eine Stunde später öffnete ihm Joe Karpach die Tür zu seiner Wohnung. Die Räume waren praktisch und karg eingerichtet. Die Küche und der Flur wirkten etwas unordentlich, und auch der Parkettboden hätte mal wieder gesaugt werden können. Eine typische Singlewohnung, inklusive einer Plastiktüte mit leeren Bierflaschen.
Karpach war nicht sonderlich überrascht, Gabriel zu sehen. Wohl eher, dass er allein gekommen war, denn er sah ihm über die Schulter, als erwarte er hinter ihm das Sondereinsatzkommando.
»Ich kenne das Labor«, sagte er, nachdem er Gabriel gebeten hatte, Platz zu nehmen.
»Und warum sagen Sie das erst jetzt? Das ist eine ernsthafte Behinderung der Ermittlungsarbeiten.«
»Ich wollte mich erst einmal um Friederike kümmern. Sie ist völlig … völlig fertig.«
»War sie in die Versuche ihres Mannes eingeweiht?«
»Nein, sie wusste nur, dass er Tausende von Euro für seine Apparaturen ausgegeben hat.«
»Aber Sie waren informiert?«
»Es ging um das Wasser«, sagte Karpach. »Jedenfalls hauptsächlich.«
»Wasser?«
»Gutes Bier hat mit gutem Wasser zu tun. Und natürlich mit Hopfen, Malz, dem eigentlichen Brauverfahren, da gibt es eine Menge Faktoren. Mich hat er wegen des Wassers eingeweiht.«
»Ein Klub von Alchemisten, na super«, sagte Gabriel. »Und dann ist die Kröte Kühlwalda aus dem Kessel gehüpft und hat Ihren Kumpel zerlegt.«
»Ich weiß nicht, wer ihn getötet hat. Jedenfalls war er mit seinen Experimenten schon sehr weit.«
»Es gab also was zum Probieren.«
»Sicher.«
»Und wer hat noch davon gewusst? Ich meine, dass Ihr Freund Berkens an einem Superbier tüftelte, das wahrschein lich ganz Bayern revolutionieren würde?«
»Eigentlich ist er durch einen Krimi daraufgekommen.«
»O Gott, nicht auch noch das«, stöhnte Gabriel.
»In einem Buch von Don Winslow wird beschrieben, wie ein paar Jungs in Kalifornien Hanf anbauen. Mit einer wahn sinnig teuren Anlage, den richtigen Mineralien, optimalen Lichtverhältnissen … also sie haben da ein kleines Supergewächshaus eingerichtet.«
»Lassen Sie mich raten. Berkens hat geglaubt …«
»Genau – dass so etwas auch mit Bier zu machen ist. Es gibt ja fast nur noch die Industrieplörre, die ein paar Großkonzerne zusammenrühren. Die Privatbrauereien sind doch in den letzten Jahren aus München verschwunden.«
»Haben Sie eine Ahnung, ob jemand hinter dieser großartigen Formel oder dem Verfahren oder was auch immer her war?«
»Kann ich mir nicht vorstellen. Peter hat sehr auf Geheimhaltung geachtet. Sie haben das TÜV -Gelände ja gesehen. Da drin hätte doch niemand ein Labor vermutet.«
»Und warum sitzt dann ein Privatdetektiv vor der Tür? Zumindest ist das die offizielle Berufsbezeichnung des Mannes, der sich da in einem blauen Golf den Arsch abfriert. Ich hab sein Kennzeichen überprüfen lassen.«
»Ich weiß es nicht«, sagte Karpach und sank zurück in seinen Rattansessel.
»Ich verstehe was von Hanglagen, Trauben und Barriqueausbau und weiß auch, wo ein anständiger Syrah wächst«, sagte Gabriel. »Aber was hat es mit dem Bierbrauen auf sich?«
Joe Karpach beugte sich vor und sagte: »Die Kurzfassung?«
»Um Gottes willen, ja!«
»Es beginnt mit dem Maischen, das Wasser wird auf 60 Grad erwärmt und das geschrotete Malz hinzugefügt. Das Ganze wird dann gerührt und auf etwa 75 Grad erhitzt. Dann setzen Enzyme die Stärke aus dem Malz in Malzzucker um. Manchmal werden Teile der Maische gekocht, was dann zu einer Verkleisterung der Stärke führt.«
»Hm.«
»Danach wird die Maische im Läuterbottich geläutert, also der Malztreber und die Würze werden getrennt, die Würze aus dem Treber gespült und anschließend in der Kochpfanne gekocht. Dann folgt das Ausschlagen. Der Sud wird aus der Würzpfanne geholt, mit Sauerstoff versehen und durch einen Filter gepumpt. Zuletzt wird die Anstellwürze genannte Flüssigkeit in einem Kühler auf die optimale Gärtemperatur abgekühlt. Alles abhängig von der Biersorte.«
O Gott, ein Vortrag, dachte Gabriel und sah zu Mutter hinüber, die ihm auffallend schlank vorkam. Er musste unbedingt dafür sorgen, dass der Hund eine ausgewogene Ernährung bekam. Da er fest davon überzeugt war, dass die Seele seiner Mutter bei deren Tod in diesen Hund gefahren war, trug er eine besondere Verantwortung. War nicht auch ihr Fell schütter geworden? Seiner leiblichen Mutter waren die Haare ausgefallen, und vielleicht wurde
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