Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordsdeal

Mordsdeal

Titel: Mordsdeal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Schmitz
Vom Netzwerk:
eingeschaltet werden? Den wollte er keinesfalls mit Tante Hilla konfrontieren und ihm auch keine gefälschte Vollmacht unterjubeln. Der Mann hatte ein geschultes Auge, sah Urkundenfälschung auf 100 Metern in drei Sekunden und war in der Lage, den Fälscher ebenso schnell einzubuchten. Also musste er sich etwas anderes ausdenken, viel besser, seine Mutter mit handfesten Beweisen davon überzeugen, dass es zwingend notwendig war, dass man ihren Mann, seinen Vater, obduzierte, um endlich Frieden zu bekommen. Am besten wäre es sogar, sie ginge selbst zu Dr. Kaum.

    Hilla hockte im Gras und klebte dem Gartenzwerg die Zipfelmütze wieder auf, die er wohl durch einen Sturz auf die Platten verloren hatte. Als sie Romeo sah, wollte sie sich flugs verdrücken. Sonst war sie doch nicht so scheu. Nicht, dass sie wieder etwas verbockt hatte.
    Er folgte ihr in die Küche und stellte sie zur Rede: » Hast du etwa Mama angerufen und ihr von unserer Sache erzählt?« Romeo ahnte Übles.
    Sie zuckte nur mit den Schultern und stieß dabei gegen die an der Wand hängenden Kaffeetassen. Ein kurzer Aufschrei. Romeo vermutete, es war eher wegen des Verlustes ihrer Lieblingstasse, nicht weil er sie überführt hatte. Sie hatte ihn also verpfiffen.
    Hilla redete sich rein und raus. Angeblich hatte sie es nur gemacht, weil sie dachte, seine Mutter sei informiert gewesen, was natürlich lächerlich war, dann hätte er sich die Aktion sparen können. Sie erzählte, Gitti habe sofort wieder den Bestatter unterrichtet und einen neuen Beerdigungstermin festgemacht. Nächsten Mittwoch, also eine Woche später.
    Romeo war ratlos, Mia die letzte Rettung.
    Wieder zu Hause, ging Romeo erst einmal in den Keller. Es war der Ort, an dem er am unwahrscheinlichsten auf seine Mutter traf. Er musste sich abreagieren und räumte die Sachen für den Sperrmüll an die Straße, was er vor Wochen aufgetragen bekommen hatte. Romeo erkannte viele Sachen aus seiner Kindheit und Jugendzeit. Selbst das Kickerspiel war hier gelandet. Er musste es retten und zog es hervor. Zum Vorschein kam eine große, graublaue Plastikbox. Die Plastikbox, die er mit seinem Vater am besagten Abend in sein Arbeitszimmer gebracht hatte, und nun stand sie hier. Er hob sie kurz an. Sie war noch genauso schwer wie damals. Endlich würde er erfahren, womit er sich da abgeschleppt hatte.
    Romeo kramte die Truhe vollständig frei und hob den Deckel. Seine sämtlichen Spiele, Turnschuhe, ein altes Radio, Taschen und der alte Super-8-Film-Projektor befanden sich darin. Nichts Dolles also. Das konnte sein Vater unmöglich zuerst aus dem Haus und dann wieder ins Haus geschleppt haben, es sei denn, er wollte es unterwegs auswildern, sprich: illegal entsorgen. Aber dafür war er viel zu ängstlich. Das hätte er nie zustande gebracht. Also musste vorher etwas anderes darin gewesen sein, aber was? In einer günstigen Minute würde er seine Mutter danach fragen. Es war eine gute Gelegenheit, wieder mit ihr ins Gespräch zu kommen. Für heute sollte es erst einmal gut sein. Jetzt wurde es Zeit, sich mit Sameja zu treffen, die ihn überraschend auf dem Handy angerufen hatte. Sie hätte da eine Superidee, wie er Geld sparen könnte. Das hörte sich schon mal gut an. Außerdem brauchte er dringend eine Verschnaufpause.
    Romeo ging schnell in die Küche und schnappte sich etwas aus dem Kühlschrank. Er horchte kurz, wo seine Mutter steckte, sah sie im Arbeitszimmer seines Vaters und schloss schnell die Haustür hinter sich, ohne zu sagen, wohin er wollte und wann er wiederkam.
    *
    Gitti hatte Romeo zu spät gehört, was nicht weiter schlimm war. Sie hätte ihn nicht gebrauchen können, musste selbst erst einmal damit fertig werden, was Heiner ihr all die Jahre verschwiegen hatte. Nicht nur, dass er das mit Hilla verheimlicht hatte, nein, er hatte sich auch noch heimlich ein zusätzliches Zimmer bauen lassen. Gitti fand im Schrank Dutzende von leeren Druckverschlussbeuteln und Pillen in großen Gläsern, die in Reih und Glied standen. Rote, gelbe und grüne Dragees. Es sah aus wie in einem Tante-Emma-Laden, abgesehen von den Ordnern und irgendwelchen Ausdrucken aus dem Internet, die daneben lagen. Gitti erinnerte sich an das Gespräch mit Daniel Looser, in dem es um den Tablettenhandel gegangen war. Heiner schien da schon wesentlich weiter gewesen zu sein, als er es Daniel Looser und ihr glauben gemacht hatte.
    Sie räumte alles nach ihrem Gutdünken auf und schaffte so die Hälfte an Platz, nur wofür?

Weitere Kostenlose Bücher