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Mordsdeal

Mordsdeal

Titel: Mordsdeal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Schmitz
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unter, vor und hinter dem Schreibtisch stapelten sich Kartons und Ballongläser mit bunten Pillen. Also musste er die Tablettenpackungen drucken und die Tabletten in diese Heftchen schweißen lassen. Das war nur mit Maschinen möglich. Es sei denn, er verkaufte sie lose in Beuteln. In den Gläsern befand sich wahrscheinlich die schnelle Pille zur Kostprobe.
    »Tja, also …« Er wühlte in einem Ablagekörbchen, dessen Papierstapelfähigkeit voll ausgeschöpft war. Eines segelte beim Hervorziehen der Unterlagen auf den Boden, Mia sah hinterher.
    »Hier habe ich die Preisliste. Ich biete die Tabletten in Beuteln an, packe sie also selbst ab, da ich sie en gros kaufe, um den Preis so niedrig wie möglich zu halten. Man rechnet im Durchschnitt mit einer Tablette pro Tag, also für ein Jahr mit …« Er zog den Taschenrechner heran.
    Mia traute ihren Augen nicht. »Ich weiß nicht, wie viele ich brauchen werde, wer dafür noch in Frage käme«, sagte sie schnell. »Darf ich eine Kopie von der Preisliste haben? Ach, und könnte ich vielleicht zwei, drei Pillen zum Zeigen haben? Sie wissen ja, wie alte Leute sind. Da kann die Farbe entscheidend sein.«
    »Rote oder grüne?«
    »Rote, bitte.«
    Er nahm sie mit seinen nicht ganz sauberen Fingern und steckte die Dragees in einen viel zu großen Beutel. Auch beim Thema Kosten sparen würde er jämmerlich versagen, dachte Mia und nahm ihn entgegen.
    »Einen Kopierer habe ich leider nicht, aber sie dürfen sich die Staffelpreise abschreiben.« Er reichte ihr das Blatt in der Klarsichthülle und tippte mit dem Finger auf die linke Spalte. »Hier steht es: Endkurs. Warten Sie, ich gebe Ihnen Papier und Stift.« Er reichte mit den langen Armen bis zum anderen Ende des Schreibtisches hinüber.
    Mia sah ihn an und dann wieder auf die Liste. Was er als Endkurs bezeichnete und mit Filzstift geschrieben war, hieß in Wirklichkeit Einkaufspreis und war mit EK abgekürzt. Ein Kaufmann war nicht an ihm verloren gegangen und ein Vertreter schon gar nicht. Sie schrieb nur ein paar Posten ab. Das Geschäft war zum Scheitern verurteilt, wenn er wirklich vorhatte, damit Geld zu verdienen.

    Mia stand vom Holzstuhl auf und hatte dabei das Gefühl, einen Widerstand zu spüren. Nur nicht den Ekel anmerken lassen. Sie winkte fröhlich mit dem Notizzettel und verabschiedete sich.
    Daniel begleitete sie zur Tür und bat sie, den Hinterausgang durch das Gartentor zu nehmen, das sei eine Abkürzung zum Wagen. Aber Mia glaubte eher, er wollte mit seinem Mammut-Löwenzahn angeben und ihr neue, windbestäubte Wildkräuterkreuzungen zeigen. Der schmale Weg zog sich unendlich und war holprig. Es machte den Eindruck, als schafften es die Maulwürfe nur, hier ihre Labyrinthe zu döppen, weil sie unter dem hohen Gras Müll und Schutt gefunden hatten, der sie auch als Blinde völlig orientierungslos werden ließ. Mia hätte ihr Buschmesser mitnehmen sollen. Immer wieder stachen ihr daumendicke Brombeerranken in die Wade oder den Oberschenkel. Es war eine Qual. Daniel ging vor. Dagegen mutete der Komposthaufen direkt jungfräulich an und war der sauberste Fleck im Garten. Dunkler Mutterboden schien mit der Harke glatt gestrichen, wobei Mia nicht wirklich daran glaubte, dass es hier auch nur ein einziges Gartengerät gab.
    Am Ende des Grundstücks angekommen, verstärkte sich der starke Geruch nach Moder und Verfaultem. Mia wagte es nicht, tief durchzuatmen. Irgendein Karnickel musste tot im Gebüsch liegen, von den Elstern halb aufgepickt, der Rest vom Gedrängel der Maden beweglich gemacht.
    Daniel entschuldigte sich für den Gestank, als sei er dafür verantwortlich. »Ach, da fällt mir ein, ich weiß nicht, ob das Gartentor abgeschlossen ist, lassen Sie uns besser umdrehen und vorne rausgehen.«
    Mia winkte ab. »Och, jetzt sind wir einmal hier und können es ausprobieren, der Gestank geht gleich vorbei. Ist nicht so schlimm.« Sie schluckte.
    Daniel Looser ging schnell vor, dann schrie er auf.
    Mia zuckte zusammen.
    »Diiieee habe ich ja ganz vergessen. Heute kommt die Müllabfuhr.« Er steuerte auf die braune 240L-Biotonne zu.
    Daniel fluchte und hob den Deckel. Sie sah ihm über die Schulter. Es hätte ihm nichts genützt, wenn er diese Tonne rausgestellt hätte. So etwas wäre mit Sicherheit nicht entleert worden, Plastiksäcke gehörten in die gelbe Tonne. Wofür gab es denn die Mülltrennung? Mia kam der Sack sofort bekannt vor, weil sie diese Ausführung selbst besaß. Anscheinend gab es noch mehr von

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