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Mordsee

Mordsee

Titel: Mordsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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dabei? Ich hab sie gar nicht gesehen.«
    Ellen schüttelte den Kopf und polierte verbissen die Gläser, als ginge es darum, sie für ein Galadinner herzurichten.
    »Ellen, hast du auch wirklich alles?«
    »Was meinst du, Mama?«
    »Ich habe mich um deine Wäsche gekümmert. Ich denke, das war längst überfällig. Sie ist fertig.«
    »Mama, du denkst?«
    »Was soll das denn, mein Kind? Natürlich!«
    »Dann denk doch mal an mein Alter.« Sie stellte das Glas ab, schmiss das Trockentuch auf den Küchentresen und verließ fluchtartig die Küche.
    »Ich hab auch deine Blusen gebügelt. Sie hängen an der Tür in deinem Zimmer«, rief sie ihrer Tochter hinterher.
    Im Wohnzimmer ließ Ellen sich mit einem Seufzer in den Ledersessel fallen.
    »Sie macht sich Sorgen«, hörte sie ihren Vater hinter der Zeitung murmeln.
    »Was?«
    »Ich habe gelauscht.« Er senkte die Zeitung und sah seine Tochter an.
    »Ach, Papa. Mir hängt ihre ewige Kümmerei zum Hals raus.«
    »Sie meint es nur gut.«
    »Ich weiß, ich weiß. Kann sie mich nicht mal in Ruhe lassen?«
    »So ist sie eben. Sie sorgt sich um dich. Du kennst sie doch.«
    »Papa, ich bin jetzt alt genug, habe Abitur gemacht und treibe mich schon seit einiger Zeit unter den Jungs von der Marine herum. Das sind keine Chorknaben, das kannst du mir glauben. Ist mir was passiert?«, fragte sie empört. »Nein«, antwortete sie selbst.
    »Ich weiß, was du dir da aufgehalst hast. Gegen meinen Willen übrigens«, erwiderte er mit gekünstelter Strenge. »Ich hätte dir dein Studium auch finanziert, das weißt du.«
    »Ich weiß, Papa. Schule, Uni, Papas Praxis. Tolle Karriere. Und wie aufregend!«
    Der Hohn in ihrer Stimme verletzte ihn.
    »Du hättest eine sichere Existenz gehabt. Das sollte man heutzutage nicht verachten, vor allem als Frau.«
    »Sicherheit! Papa, nun hör doch endlich mal auf damit.«
    »Schon gut, du wolltest es so und nun hast du, was du wolltest. Auch die Besorgnis deiner Mutter übrigens. Damit musstest du rechnen. Also beschwer dich nicht.«
    »Ich beschwer mich doch gar nicht. Aber ich bin erwachsen und will auch so behandelt werden, verstehst du?«
    »Ich versteh dich ja, Liebes.« Er faltete die Zeitung zusammen und legte sie beiseite.
    »Was gibt’s denn überhaupt so Besonderes?«
    »Gar nichts«, erwiderte sie wegwerfend. »Ich treffe mich mit einem aus meiner Crew. Bisschen essen, trinken und quatschen. Sie macht da gleich ein Riesending draus. Als wollte ich heiraten oder so was Ähnliches.«
    Er lachte. »Willst du meinen Wagen haben?«
    »Oh ja. Das wäre klasse.«
    »Okay, nimm ihn.«
    Sie lächelte ihren Vater an. Er lächelte zurück und sah ihr liebevoll in die Augen.
    »Bald bist du auf hoher See. Wann geht’s los?«
    »Montag in 14 Tagen. Hoffentlich kommt Mama nicht auf die blöde Idee, eine Familienabschiedsparty zu veranstalten.«
    »Ich werde das zu verhindern wissen, falls sie das planen sollte. Du kannst dich auf mich verlassen.«
    »Gott sei Dank. Ich freu mich schon riesig auf die ›Gorch Fock‹.«
    »Hoffentlich sagst du das hinterher auch noch. Der Abschnitt soll ziemlich hart sein, erzählte mir dein Ausbildungsleiter.«
    »Gerade deswegen. Da kann ich mal richtig ranklotzen und zeigen, was ich kann. Die werden sich noch die Augen reiben.« Sie lehnte sich in ihren Sessel zurück und lächelte versonnen.
    »Wo ist Mama überhaupt?«, fragte er unvermittelt.
    »Wenn sie nicht gerade ihre Bulthaupküche wienert, steckt sie sicherlich im Garten, wühlt in ihrem Kräuterbeet oder beschnipselt das Rosenspalier.« Ellen stand auf und sah sich unschlüssig um.
    »Sei nicht ungerecht, Ellen. Ich mag nicht, wenn du so redest.« Er erhob sich aus seinem Sessel, ging auf seine Tochter zu und umarmte sie. »Ist doch alles okay, mein Liebes«, flüsterte er ihr ins Ohr und drückte sie an seine Brust. »Holst du uns ein Weizen aus der Küche? Ich habe Durst.«
    »Ja, Papa, gern.«
     
    *
     
    »Gehen wir vorher etwas essen?«, fragte er unsicher.
    »Okay. Wohin?«
    »Sag, wohin du willst.«
    »Zum besten Italiener, den ich kenne.«
    Er zögerte.
    »Kennst du überhaupt original italienische Küche?«, wollte sie wissen.
    »Ja, ja. Doch. Kenn ich.«
    »Und? Zu teuer oder was?«
    »Nein, nein. Überhaupt nicht.«
    Es entstand eine Pause.
    »Wo ist denn dein bester Italiener?«, fragte er und kam sich dämlich vor.
    »In Sonwik. Direkt an der Förde. Du sitzt fast im Wasser. Kennst du es nicht?«
    »Nein.« Er zögerte. »Kann ich dich

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