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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Verunglimpfungen in letzter Zeit leider mehr geschadet als genutzt«, Flöttmann drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. »Sehr viele Kelkheimer sind gegen den Ausbau der B8, wir erfahren große Unterstützung – nicht nur aus den Reihen unserer Mitglieder. Aber wir müssen bei allem Engagement und aller Leidenschaft sachlich bleiben. Ulli wollte das nicht verstehen. Als ich ihn am Montag bei der Parlamentssitzung bremsen wollte, hat er mich beschimpft. Ich habe es ihm nicht übelgenommen. Ich kannte ihn ja.«
    »Was genau war denn am Montag los?«, erkundigte Bodenstein sich.
    »Es ging wieder mal um den Ausbau der B8«, erwiderte Flöttmann, »ein Schreiben des Regierungspräsidenten wurde verlesen, in dem das Raumordnungsverfahren als abgeschlossen und die zweitausend Einwendungen der Bürger als unbedeutsam bezeichnet wurden. Als es von der CDU-Fraktion Beifall gab, hat Ulli losgelegt. Er behauptete, er habe Unterlagen über die falschen Zahlen, die die Bock Consult ihren sämtlichen Gutachten zugrunde gelegt hatte. Die waren übrigens keine bloße Spekulation, sondern Tatsache. Darüber hatten wir schon mit der Vorsitzenden des BUNTE und dem Vorsitzenden der Königsteiner ALK gesprochen. Wir waren uns einig, dass wir aufgrund dieser Zahlen neue Gutachten fordern würden. Pauly behauptete aber, dass wir damit keine Chance hätten, weil die Korruption bis nach Berlin reiche. Beamte des Landesamtes, des Regierungspräsidiums und des Verkehrsministeriums hätten die Finger im Spiel.«
    Pia machte sich Notizen.
    »Aber Ulli hatte noch mehr auf Lager«, sagte Flöttmann. »Schwarz und Conradi sind fast geplatzt, als Ulli jedes ihrer Grundstücke auf der geplanten Trasse samt Flur- und Flurstücksnummer aufgezählt hat.«
    »Schwarz hat Wiesen im Liederbachtal«, ergänzte Siebenlist, »Conradi in der Nähe von Schneidhain, Zacharias überall einige und Stadtverordnetenvorsteher Nickel oben auf dem Reis. Delikat ist, dass sie diese Wiesen erst vor kurzem erworben haben, kurz bevor die Trassenführung öffentlich bekannt geworden ist.«
    »Wieso ist das delikat?« Pia verstand nicht ganz.
    »Weil sie dabei von ihrem Insiderwissen Gebrauch gemacht haben«, Siebenlist tupfte sich die Stirn mit einem Taschentuch ab. »Sie haben den Quadratmeter für zwei Euro gekauft, als Acker- oder Grünland. Bei einem Bau der Straße werden sievom Land Hessen mindestens zehn Euro bekommen. Die früheren Besitzer der Grundstücke sind ziemlich verärgert und wollen sogar klagen.«
    »Verständlich«, Bodenstein räusperte sich, »aber welche Beweise hatte Pauly denn nun für seinen Verdacht, verschiedene Ministerien hätten sich bestechen lassen?«
    »Angeblich Kopien vom Schriftverkehr zwischen der Bock Consult und den Bestochenen. Ich habe sie aber nie gesehen.«
    »Welches Interesse sollte die Firma Bock am Bau der Straße haben?«, erkundigte Pia sich. »Sie haben doch nur die Gutachten angefertigt.«
    »Die Bock Consult ist nur ein Unternehmen von vielen unter dem Dach der Bock Holding«, antwortete Siebenlist. »Pauly hatte ausführlich recherchiert. Zu dieser Holding gehören Firmen für Straßenbau, Hoch- und Tiefbau, für Straßenmarkierung und die Errichtung von Leitplanken. Schon seit Jahren erhalten diese Unterfirmen sämtliche Aufträge der Städte Kelkheim und Königstein, denn sie geben eigenartigerweise bei jeder öffentlichen Ausschreibung das günstigste Angebot ab.«
    »Das ist aber doch wirklich interessant«, sagte Bodenstein.
    »Es wäre ein Knaller, wenn wir das hätten beweisen können«, erwiderte Siebenlist. »Aber ich fürchte, dass wir das nicht mehr hinkriegen. Durch Ullis Beschimpfungen sind jetzt alle Beteiligten gewarnt, und ich wette, die Reißwölfe sind schon heiß gelaufen.«
    »Wen hat Pauly konkret verdächtigt?«, hakte Bodenstein nach.
    »In erster Linie Zacharias, außerdem Georg Schäfer, den Leiter vom Bauamt des Main-Taunus-Kreises, und Carsten Bock, den Geschäftsführer der Bock Consult.«
    »Warum sind Sie am Dienstagabend noch mal bei Pauly gewesen?«, wollte Bodenstein wissen. Siebenlist zögerte. »Ich wollte noch mal mit ihm reden. In Ruhe.«
    »Worüber?«
    »Na ja, über den Montagabend eben.«
    »Sie haben Pauly aber auch vorgeworfen, er wolle Sie mit einer alten Kamelle erpressen«, Bodenstein bemerkte, dass Siebenlist erschrak. »Erzählen Sie uns, um was es da ging?«
    »Ach, eine uralte Sache«, Siebenlist tat gelassen, aber er presste seine Finger so fest um das

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