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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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trugen die erforderlichen Zahlen und Fakten zusammen. Eine unabhängige private Consultingfirma erarbeitete ausführliche Gutachten über die zu erwartende Verringerung der derzeitigen Lärm- und Umweltbelastungen und eine Entlastung des Verkehrs in den Innenstädten. Die neue Straße wird die Verkehrssituation erheblich entschärfen.«
    »Auf der Webseite von Pauly klingt das ganz anders«, wandte Pia ein.
    »Es ist unstrittig, dass der neuen Straße wirklich einige schöne Spazierwege und Baumbestände zum Opfer fallen werden«, erwiderte der Bürgermeister. »Aber die Verhältnismäßigkeit zwischen dem Nutzen der Straße für Zehntausende von Pendlern aus dem Hintertaunus, den Bewohnern der betroffenen Städte und dem Schaden für die Natur sollte doch bedacht werden. Pauly neigte zu Polemik.«
    »Er hat einigen Magistratsmitgliedern Korruption und finanziellesEigeninteresse vorgeworfen«, Pia lächelte freundlich. »Außerdem hat er Sie und andere Herren als ›Vordertaunus-Mafia‹ bezeichnet.«
    »In diesem Tonfall hat er uns am Montag wieder einmal beschimpft, das ist richtig«, bestätigte Funke und seufzte. »Pauly wurde persönlich und unsachlich, aber das waren wir von ihm seit vielen Jahren gewöhnt. Adjektive wie ›korrupt‹ und ›mafiös‹ gehörten zu seinem üblichen Wortschatz.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ohne jeglichen Beweis solche Verdächtigungen geäußert hat«, beharrte Pia.
    »Sein unbeherrschter Auftritt hat seinen eigenen Parteifreunden missfallen«, erwiderte Funke. »Pauly hatte für nichts Beweise, wie üblich. Viele derjenigen, die von ihm so übel beschimpft und verleumdet wurden, haben es nicht so gelassen aufgenommen wie ich. Wäre er jetzt nicht tot, so könnte er sich auf einige Anzeigen wegen Rufmord und Verleumdung freuen.«
    »Zum Beispiel von Carsten Bock«, merkte Pia an.
    »Zum Beispiel«, der Bürgermeister nickte.
    »Wenn ich das richtig sehe«, sagte Pia, »dann sind es Gutachten von Herrn Bock gewesen, die für das Misstrauen der Umweltorganisationen gesorgt haben, nicht wahr? Es ist ja schon ein wenig pikant, dass ausgerechnet Bocks Schwiegervater zum Beauftragten für das Straßenbauprojekt gemacht wurde.«
    Bürgermeister Funke überlegte einen Moment.
    »So betrachtet, mag es so aussehen«, bestätigte er dann. »Wenn ich ehrlich bin, habe ich darüber nicht nachgedacht. Jemand musste die Koordination übernehmen. Zacharias war jahrelang der Leiter des Bauamtes hier in Kelkheim. Er kennt sich mit dem Prozedere aus, ist ein Fachmann.«
    »Aber es gibt der Sache doch wohl einen etwas eigenartigen Beigeschmack, wenn der eigene Schwiegersohn teure Gutachtenerstellt, die sich bei genauerer Überprüfung als falsch herausstellen.«
    »Es wurden Fehler gemacht«, räumte der Bürgermeister ein. »Wir sind alle nur Menschen. Nur jemand wie Pauly konnte da eine Absicht hineininterpretieren.«
    Er warf einen Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk.
    »Ich habe nur noch eine Frage«, Pia schrieb weiter, ohne aufzublicken. »Wer hat Herrn Zacharias als Beauftragten für das Straßenbauprojekt vorgeschlagen?«
    Dem Bürgermeister war diese Frage offensichtlich unangenehm.
    »Nun ja, Bock fragte mich nach einem geeigneten Mann«, gab er nach kurzem Zögern zu, »und Zacharias kennt sich hervorragend mit allen Vorschriften und Anforderungen aus, die im Zusammenhang mit einem solchen Projekt stehen. Wenn ich es recht bedenke, hat Bock mich auf die Idee gebracht, Zacharias vorzuschlagen. Aber ich hielt die Wahl für gut. Zacharias ist ein Fachmann und unparteiisch dazu.«
    »Sind Sie da ganz sicher?«
    »Natürlich. Sonst hätte ich das nicht unterstützt«, erwiderte Funke unbehaglich. »Zweifeln Sie etwa daran?«
    »Ja«, Pia nickte, »daran zweifeln wir mittlerweile.«
     
    Der Wirt des Goldenen Löwen bestätigte wenig später, dass Erwin Schwarz am vorausgegangenen Dienstagabend beim Stammtisch gewesen sei, wie jeden Dienstag.
    »Wann ist Herr Schwarz gegangen?«, fragte Pia.
    »Genau weiß ich's nicht«, der Wirt hob die Schultern, »aber es war spät. Er war einer der Letzten. Einer der anderen Stammtischler hatte noch angeboten, ihn nach Hause zu fahren, weil er ganz ordentlich geladen hatte.«
    »Haben Sie zufällig mitbekommen, über was sich die Herren unterhalten haben?«, wollte Bodenstein wissen.
    »Ich nicht, aber vielleicht unsere Bedienung«, der Wirt winkte einer üppigen blondierten Frau Mitte fünfzig, die gerade mit einem leeren Tablett durch

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