Mordsfreunde
erfahren.«
»Ach? Und wann wollten Sie uns das verraten?«
»Sie wüssten es schon, wenn Sie mich nicht unterbrochen hätten«, entgegnete Pia eisig. »Hat jemand ein Problem mit der Arbeitseinteilung, die Kai vorgeschlagen hat?«
Sie blickte in die Runde. Kathrin Fachinger betrachtete eingehend ihren Kugelschreiber, Ostermann sah Behnke an, und der zuckte nur die Schultern. Ein tolles Team, wahrhaftig!
»Gut«, sie erhob sich, »dann bis später.«
Kurz darauf stand Ostermann in der Tür zu seinem Büro und suchte nach den passenden Worten.
»Ich kenne Frank schon seit fünfzehn Jahren«, sagte er schließlich, »wir waren zusammen auf der Polizeischule und auf Streife. Er ist eigentlich kein übler Kerl.«
»Ach ja?« Pia ergriff ihre Tasche. »Das hat er bis jetzt vor mir aber gut geheim gehalten. Ich finde, er ist ekelhaft arrogant und hält sich für was Besonderes.«
Ostermann zögerte.
»Dasselbe denkt er auch von dir«, sagte er. Pia starrte ihn an, als ob er versucht hätte, ihr hinterrücks ein Messer in den Hals zu rammen.
»So ist das also. Ihr redet hinter meinem Rücken über mich. Das hätte ich von dir nicht gedacht, Kai.«
»Ich habe Frank gefragt, was er für ein Problem mit dir hat«, gab Ostermann zu. »Ich mag dich gut leiden, Pia. Ich schätze dich sehr als Kollegin. Es tut mir einfach leid, dass du und Frank keinen Draht zueinander findet.«
»Das liegt nicht an mir«, Pia ging an ihm vorbei in ihr gemeinsames Büro. Ostermann folgte ihr.
»Viele hier denken, dass du eigentlich nur aus Spaß arbeitest«, Ostermann setzte sich an seinen Schreibtisch, der dem von Pia gegenüberstand. »Ich meine, du hast dir diesen Hof gekauft, hast Pferde ... Das ist bei einem Beamtengehalt nur schwer möglich, oder?«
Pia musterte ihn aus schmalen Augen.
»Jetzt kapiere ich, wie der Hase läuft«, sagte sie kühl, »und deshalb verrate ich dir jetzt etwas, worüber ich sonst nicht spreche. Mein Schwager ist Börsenspezialist und hat mir in der Zeit des Neuen Marktes gelegentlich Tipps gegeben. Im Gegensatz zu vielen anderen war ich so clever und habe auf seinen professionellen Rat hin im richtigen Moment verkauft. Meinen Hof verdanke ich einigen Start-ups am Neuen Markt, von denen heute keiner mehr spricht.«
Ostermann machte ein verblüfftes Gesicht. In dem Momentsummte Pias Handy. Es war Zoodirektor Sander. Der Klang seiner Stimme besänftigte augenblicklich ihren Zorn. Er entschuldigte sich, dass er nicht früher angerufen hatte, aber er war die ganze Nacht im Dienst gewesen, weil eine Giraffe gekalbt hatte. Als er heute Morgen nach Hause gekommen war, war seine Tochter schon auf dem Weg in die Schule.
»Wo könnte Svenja jetzt wohl sein?« Pia angelte nach Notizblock und Kugelschreiber.
»Sie macht eine Lehre als Arzthelferin in Kelkheim«, erwiderte Sander, »bei einem Dr. Kohlmeyer. Aber ich rufe eigentlich aus einem anderen Grund an.«
»Und der wäre?«
»Ich habe gerade meine E-Mails durchgesehen und dabei eine gefunden, die mich ziemlich beunruhigt. Absender ist Jonas Bock, und Inhalt ist ein Link zur Homepage von Sven-ja.«
»Und?«
»Schauen Sie sich's mal an. Ich leite Ihnen die E-Mail weiter.«
Pia bedankte sich und ließ ihren Computer hochfahren. Wenig später klickte sie die E-Mail von Sander an und den Link, der sie auf die Webseite » führte. Auf der Startseite öffnete sich ein Fenster mit der Überschrift »Nackte Tatsachen von der geilen Svenja ...«. Ungläubig betrachtete Pia amateurhaft aufgenommene Fotos, die ein junges Mädchen in peinlichen Situationen zeigten: nackt, halbnackt, offensichtlich völlig betrunken und sogar beim Geschlechtsverkehr mit einem Mann, dessen Gesicht nicht zu erkennen war. Pia verstand überhaupt nichts mehr. Absender der E-Mail, bei der der Verteiler unterdrückt war, war Jonas Bock. Aber wieso sollte er einen solchen Link verschicken? Er war der Freund des Mädchens, angeblich sogarmit Svenja verlobt! Wie kamen diese wirklich peinlichen Fotos auf die private Homepage des Mädchens? Pia schickte den Link weiter an Kai und bat ihn herauszufinden, wer der wahre Absender der E-Mail war.
»Ich glaube nicht, dass das wirklich der Freund des Mädchens verschickt hat«, sagte sie, nachdem sie ihrem Kollegen kurz den Grund ihres Misstrauens erläutert hatte.
»Wer sonst?«
»Jemand, der dem Mädchen schaden will«, Pia klickte sich durch den Rest der ansonsten harmlosen Webseite. »Jemand, der eifersüchtig auf sie und Jonas ist. Mich
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