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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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viel gelernt.«
    »Du und Tarek seid also die Besten am Computer?«
    »Ich bin besser«, sagte er ohne falsche Bescheidenheit. »Ich bin nämlich noch nie erwischt worden.«
    »Ach. Und Tarek schon?«
    »Ich dachte, ihr hättet alle Namen durch euren Computer laufen lassen«, Lukas runzelte erstaunt die Stirn. »Tarek hat vor fünf Jahren einen Wurm geschrieben und auf der halben Welt damit Rechner und Netzwerke lahmgelegt. Microsoft hatte ein fettes Kopfgeld ausgesetzt, da hat ihn ein Kumpel verpfiffen. Er hat acht Monate gesessen, der Rest ging auf Bewährung.«
    Pia konnte sich Tarek, den braungebrannten Gärtner, nur schwer als Computerhacker vorstellen.
    »Hast du denn auch etwas Illegales gemacht?«
    Lukas grinste und schob Pia ein frisches Glas hin.
    »Früher schon. Ich habe mich oft in fremde Computer gehackt und sicher fünfzig Viren, Würmer und Trojaner geschrieben«, gab er zu, »aber ich hab sie nie losgelassen. Mir ging es eigentlich immer darum, Sicherheitslücken zu finden. Ich bin keiner, der mutwillig irgendetwas zerstört.«
    »Ist es nicht furchtbar schwierig, solche Sachen zu schreiben?«
    »Für mich nicht«, behauptete Lukas. »Ich liebe Herausforderungen.«
    »Make your most terrific discovery«, zitierte Pia den Satz, den sie auf dem Panoramabild gelesen hatte. Lukas hörte auf zu grinsen.
    »Wie bitte?«, fragte er.
    »Den Satz habe ich heute bei euch gelesen«, erklärte Pia. »Er stand auf diesem Panoramafoto, wie es auch bei dir an der Wand hängt. Was bedeutet das?«
    »Nichts. Es ist eine Werbung für ein Internetspiel, das mittlerweile verboten ist.«
    Plötzlich erinnerte sich Pia an das, was Ostermann ihr neulich erzählt hatte. Double Life, das verbotene Internetspiel. Ja, so ging der Spruch weiter, irgendetwas mit Double Life.
    »Double Life«, sagte sie laut.
    »Sie kennen das Spiel?« Lukas rührte in seinem Glas.
    »Auf der Webseite von Svenja war ein Link zu Double Life«, Pia nickte, »mein Kollege hat mir davon erzählt. Interpol sucht nach dem Server.«
    »Stimmt«, Lukas lehnte sich zurück und betrachtete Pia eingehend. »Deshalb ist es so populär. Meine Freunde spielen es immer noch.«
    In Pias Kopf fügten sich einige lose Enden zusammen.
    »Dean Corso und Boris Balkan?«
    »Genau«, Lukas lächelte belustigt. »Die Jungs waren neulich auf der Burg zu Tode erschrocken, als Sie die Namen erwähnt haben.«
    Plötzlich knallte es, und die Sicherung flog wieder raus. Pia stand auf und merkte, dass sie viel zu viel getrunken hatte. Mühsam tastete sie sich bis zum Sicherungskasten und kicherte, als sie über ihre Schuhe stolperte. Die Sicherung ließ sich nicht mehr hineindrücken. Nach drei Sekunden sprang sie wieder heraus.
    »Pech«, Pia tastete sich zurück, »irgendwo habe ich Kerzen.«
    Lukas leuchtete mit ihrem Feuerzeug. Pia zog die Schubladen nacheinander auf und fand eine Packung mit Teelichtern. Sie zündete ein paar an und stellte sie auf den Küchentisch.
    »Gemütlich«, stellte Lukas fest und lächelte. Die Art, wie er sie ansah, weckte die Erinnerung an seine Verführungsversuche.
    »Ich glaube, ich fahre dich jetzt besser nach Hause«, murmelte sie.
    »Nach vier Bloody Marys lasse ich Sie nicht mehr fahren«, erwiderte Lukas. »Auf keinen Fall.«
    »Stimmt«, sagte Pia, »ich bin betrunken.«
    Eigentlich war sie froh, dass er bei ihr war. Seine Gegenwart nahm der kaputten Sicherung jede Bedrohlichkeit.
    »Ich hole dir Bettzeug«, sagte sie. »Du kannst auf der Couch schlafen.«
     
    Der Kelkheimer Hauptfriedhof hatte schon manche große Beerdigung erlebt, aber die von Hans-Ulrich Pauly sprengte die Kapazitäten des großen Parkplatzes. Bis unter der Brücke zum Schmiehbachtal parkten die Autos an diesem heißen Freitagmittag. Der Himmel war wolkenlos und von einem herrlichen Blau, in dem man ertrinken konnte. Bodenstein und Pia hielten sich im Hintergrund und beobachteten die herbeiströmenden Trauergäste. Hinter einem Baum unweit der Grube, die für Paulys Sarg ausgehoben worden war, wartete der Polizeifotograf mit Kamera und Teleobjektiv, um die Trauernden abzulichten, denn Bodenstein und Pia hofften, dass Paulys Mörder auf dem Friedhof sein würde. Stefan Siebenlist war nicht vernehmungsfähig, seine Frau hatte aber einen Anwalt eingeschaltet. Matthias Schwarz war wieder auf freiem Fuß, denn er hatte sich schon bei der ersten Vernehmung hoffnungslos in Widersprüche verstrickt. Der Polizeibeamte, den er über den Haufen gefahren hatte, war mit einem

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