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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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wahnsinnig Tobenden, aber er konnte nicht verhindern, dass der Mann seinen Kopf immer wieder gegen die Wand schlug, bis ihm das Blut über die Stirn lief. Es bedurfte der Hilfe von drei Kollegen aus der Wache, bis Schwarz ächzend am Boden lag, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Pia hatte schon einiges erlebt, aber ein so heftiger Wutausbruch hatte in der Sammlung ihrer schlimmsten Verhör-Erlebnisse noch gefehlt. Sie ging vor Schwarz in die Hocke.
    »Haben Sie am Dienstag, dem 13. Juni, Ihren Nachbarn Hans-Ulrich Pauly getötet?«, fragte sie. Er starrte sie aus blutunterlaufenen Augen an, so enttäuscht und verletzt, dass sie unwillkürlich Mitleid mit ihm bekam.
    »Ja«, seine Muskeln wurden schlaff, »ja, das hab ich getan. Esther hat es so gewollt.«
     
    Als Pia zu Hause auf dem Birkenhof aus ihrem Auto stieg, war sie nur noch müde. Sie hatten zwar ein Geständnis, aber nicht den wirklichen Mörder, da war sie sicher. Matthias Schwarz war durch Esther Schmitts abweisendes Verhalten tief gekränkt. Er hatte die Lebensgefährtin seines Nachbarn verehrt, bewundert und geliebt. Sie war die Sonne im beschränkten Universum seines schlichten Geistes gewesen, aber sie hatte seine Liebe und Loyalität nur mit Füßen getreten, ihn abgeschüttelt wie ein lästiges Insekt. Schwarz war nicht besonders intelligent, aber er hatte die Chance zur Rache erkannt und genutzt, indem er Esther als diejenige, die ihm den Auftrag für den Mord gegeben hatte, ans Messer lieferte. Behnke hatte Esther Schmitt verhaftet, auch wenn sie heftig protestierte und behauptete, das »Schwein« sei tatsächlich ein Schwein gewesen, ein vietnamesisches Hängebauchschwein, das Schwarz angeschleppt und ihr verehrt hatte. Das hörte sich schlüssig an und entsprach sicher auch der Wahrheit. Spätestens morgen, wenn es um die Details der Tat ging, würde sich Schwarz' Geständnis als Lüge entpuppen. Bodenstein teilte Pias Meinung. Sie hatte ihn angerufen und erleichtert festgestellt, dass seine Stimme entspannt geklungen hatte. Ihr Blick fiel auf den leeren Hundezwinger. Unwillkürlich zuckten die Erinnerung an das Meerschweinchen-Massaker und die Angst der vergangenen Nacht in ihr hoch, an die sie den ganzen Tag über nicht gedacht hatte. Sie ging hinüber zum Stall. Bis sie alle Arbeiten im Garten erledigt und die Tiere versorgt hatte, war die Sonne untergegangen, und die Nacht dämmerte herauf. Im Kühlschrank fand sich noch ein Rest Grüne Soße und ein paniertes Schnitzel, das sie einfach in die Mikrowelle legte. Plötzlich flog die Hauptsicherung heraus, der Mikrowellenherd ging aus, gleichzeitig erlosch das Licht, und die Stimme des Nachrichtensprechers brach mitten im Wort ab. Wie gelähmt stand Pia in der Küche,das Blut rauschte in ihren Ohren. Eine weitere Nacht wie die letzte würde sie nicht ertragen. Fluchtartig verließ sie ihr Haus, setzte sich in ihr Auto und fuhr nach Frankfurt. Es war ihr gleichgültig, wie Henning ihr unvermutetes Auftauchen werten würde, sie sehnte sich nach seiner sachlichen Gelassenheit, die jede Angst und alle bösen Geister vertreiben konnte. Sie fand nach kurzer Suche eine Parklücke und betrat wenig später das Haus, in dem sie viele Jahre gewohnt hatte. Henning hatte darauf bestanden, dass sie die Schlüssel behielt, wohl in der Hoffnung, sie eines Tages zur Rückkehr überreden zu können. Anstandshalber drückte sie auf die Klingel. Als sich nichts rührte, steckte sie den Schlüssel ins Schloss und betrat die Wohnung, die ihr bis in den letzten Winkel vertraut war. Der Fernseher lief laut. In der Küche herrschte das typische Durcheinander, das Henning gerne der Putzfrau hinterließ. Leere Gläser, benutzte Teller, eine halbvolle Flasche Rotwein, Überreste seiner Kochkunst. Pia lächelte. Früher hatte sie jeden Abend aufgeräumt, weil sie morgens nicht gerne in eine schmutzige Küche kam. Sie betrat das Wohnzimmer und blieb wie angewurzelt im Türrahmen stehen. Ohne wirklich zu begreifen, was sie sah, starrte sie auf die ekstatisch ineinander verschlungenen Gliedmaßen zweier Menschen, die sich auf der massiven Platte des Wohnzimmertisches keuchend und hemmungslos liebten. Eigenartigerweise galt Pias erster Gedanke dem Tisch, den Henning und sie damals bei einem Antiquitätenhändler in der Leipziger Straße für zweitausenddreihundert D-Mark gekauft hatten. Sie war nicht gefasst auf den schmerzhaften Stich der Eifersucht, der sie durchzuckte. Gleichzeitig wurde sie wütend, als sie begriff,

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