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Mordsgefluester

Mordsgefluester

Titel: Mordsgefluester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Stimme, die diese Worte sagte, dabei klang sie gar nicht so; sie war tonlos und ohne jeden Ausdruck. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass ich etwas sagen würde.
    »Blair –« Wyatt machte einen Schritt auf mich zu, und ich stolperte zurück, aus seiner Reichweite. Er durfte mich nicht berühren, er sollte mich jetzt auf gar keinen Fall berühren, weil zu vieles in mir in tausend Stücke zu brechen drohte und ich vollauf damit beschäftigt war, alles zusammenzuhalten.
    »Bitte – geh einfach.«
    Er blieb stehen. Einen Streit nicht auszufechten, war nicht seine Art. Ich wusste das, ich wusste, was ich von ihm verlangte. Das hier war zu wichtig für mich, um noch zu taktieren, zu entscheidend, als dass ich mich mit einer kosmetischen Ausbesserung abfinden konnte, mit der die Risse nur kaschiert wurden. Ich wollte weg von ihm, nein, ich musste weg von ihm und eine Weile ganz für mich allein sein. Mein Herz klopfte in langsamen, schweren Schlägen, die schmerzhaft durch meinen ganzen Körper hallten, und wenn er nicht bald verschwand, müsste ich laut schreien, weil ich die Qualen nicht mehr aushielt.
    Ich atmete schaudernd ein oder versuchte es zumindest; meine Brust war wie zugeschnürt, so als hätte mein Herz die Lunge zusammengepresst und ließe sie nicht mehr arbeiten. »Ich gebe dir deinen Ring nicht zurück«, sagte ich mit derselben dünnen, flachen Stimme. »Die Hochzeit wird trotzdem stattfinden –« Wenn du sie nicht absagen willst. »Aber ich brauche Zeit zum Nachdenken. Bitte.«
    Eine lange, peinigende Minute sah es nicht so aus, als würde er gehen. Dann machte er auf dem Absatz kehrt, griff nach seinem Jackett und eilte mit langen Schritten hinaus. Er schmetterte nicht einmal die Tür hinter sich zu.
    Ich brach nicht auf dem Boden zusammen, ich rannte auch nicht nach oben und warf mich heulend aufs Bett. Ich blieb nur lange, lange in der Küche stehen und krallte mich so an der Küchentheke fest, dass meine Fingernägel weiß leuchteten.

14
    Irgendwann löste ich mich aus meiner Erstarrung und ging wie in Zeitlupe von Tür zu Tür, um mich zu überzeugen, dass alle verschlossen waren. Sie waren es. Obwohl ich das Piepen nicht gehört hatte, hatte Wyatt bei seinem Abgang noch die Alarmanlage eingeschaltet. Selbst wenn er noch so wütend auf mich war, lag ihm meine persönliche Sicherheit am Herzen. Die Erkenntnis schmerzte; es wäre einfacher für mich gewesen, wenn er in seiner Wut gedankenlos gewesen wäre, aber das war er nicht.
    Ich löschte alle Lichter im Erdgeschoss und stieg dann mühsam die Treppe hinauf. Jede Bewegung kostete mich Kraft, fast als wäre die Verbindung zwischen meinem Geist und meinem Körper abgerissen. Ich ging ins Bett, machte aber nicht das Licht aus, sondern blieb aufrecht in den Kissen sitzen und versuchte, ins Leere starrend, meine Gedanken zu ordnen.
    Am liebsten bewältige ich derartige Situationen, indem ich mich auf etwas anderes konzentriere, bis ich so weit bin, die wichtigen Dinge anzugehen. Das funktionierte diesmal nicht, weil meine ganze Welt scheinbar mit den Dingen angefüllt war, die Wyatt mir an den Kopf geworfen hatte. Ich fühlte mich wie erschlagen, erdrückt von ihrem Gewicht, außerdem waren es schlechterdings zu viele, als dass ich sie bewältigen konnte. Ich konnte keinen einzigen Gedanken isolieren, keinen Punkt festnageln – jedenfalls noch nicht.
    Das Telefon läutete. Wyatt! War mein erster Gedanke, trotzdem hechtete ich nicht nach dem Hörer. Ich war noch nicht sicher, ob ich jetzt schon mit ihm sprechen wollte. Im Gegenteil, eigentlich war ich sicher, dass ich es nicht wollte. Ich wollte nicht, dass er das Wasser mit einer Entschuldigung trübte, die alle wichtigen Probleme, die ich plötzlich erahnte, übertünchen würde, außerdem ging ich dabei zudem von der Annahme aus, dass er glaubte, sich bei mir entschuldigen zu müssen, was eine ziemlich gewagte Annahme war.
    Erst beim dritten Läuten griff ich nach dem Telefon, nur um zu sehen, ob er mich anrief oder jemand anderes, und die Nummer auf dem Display war schon wieder dieser merkwürdige Anschluss aus Denver. Ich legte das Telefon ab, ohne das Gespräch anzunehmen. Der Apparat verstummte ohnehin nach dem vierten Läuten, weil sich der Anrufbeantworter im Erdgeschoss einschaltete. Ich spitzte die Ohren, hörte aber nicht, dass eine Nachricht aufgesprochen wurde.
    Sekunden später läutete das Telefon wieder. Noch einmal Denver. Wieder ließ ich den Anrufbeantworter an den Apparat

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