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Mordsgefluester

Mordsgefluester

Titel: Mordsgefluester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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sie wie auf Kommando.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte das Schlachtschiff lächelnd, ohne dass ihre schwer beringten, rot lackierten Finger aufgehört hätten, einen Papierstapel zu durchpflügen.
    »Ist Jazz da?«, fragte ich.
    Beide Frauen versteinerten, das Lächeln gefror zu Eis, und vier Augen blitzten mich feindselig an. Zu spät fiel mir auf, dass ich den falschen Eindruck vermittelt hatte, indem ich »Jazz« statt »Mr Arlington« gesagt hatte. Ich war leicht verunsichert, schließlich war er für mich immer eine Art Onkel gewesen. Oder holte Jazz etwa öfter Frauen in sein Büro, die seine Tochter sein konnten?
    Ich versuchte das Eis zum Tauen zu bringen. »Ich bin Blair.«
    Kein Anzeichen eines Wiedererkennens in den eisigen Augen. Im Gegenteil, sie blickten noch frostiger.
    »Blair Mallory«, setzte ich nach.
    Nichts.
    Verflucht noch eins, waren wir hier im Süden oder nicht? Niemand konnte mir erzählen, dass diese Weiber den Namen der Tochter der besten Freundin der Frau ihres Chefs nicht kannten! Also bitte!
    Aber nachdem es nicht funken wollte, schüttete ich die Damen mit Informationen zu. »Ich bin die Tochter von Tina Mallory, Sie wissen doch, Tante Sallys bester Freundin?«
    Die Gesichter hellten sich auf. Das »Tante Sally« schaffte den Durchbruch. Ein Lächeln erglühte, und das Schlachtschiff kam aus seinem Hafen, um mich zu umarmen.
    »Also wirklich, Schätzchen, ich habe dich gar nicht erkannt!«, sagte sie, während ich von zwei wassermelonengroßen Brüsten attackiert wurde, die etwa so fest waren wie zwei aufgepumpte Reifen, und ich erkannte, dass das Schlachtschiff die Babys eingeschnürt und eingepackt und so gnadenlos zusammengedrückt hatte, dass die Gute wahrscheinlich ein Schleudertrauma abbekam, wenn die beiden abends frei gelassen wurden. Der Gedanke war erschreckend. Noch beängstigender war die Vorstellung eines BHs, der in der Lage war, sie so zu zügeln. Wahrscheinlich hätte das Ding als Bremsnetz auf einem Flugzeugträger dienen können.
    Am schnellsten würde ich wieder freikommen, wenn ich keine Angst zeigte und mich tot stellte. Also blieb ich reglos stehen und ließ mich umarmen, versuchte dabei blinzelnd, nicht nach Luft zu schnappen, und lächelte gleichzeitig das lieblichste Lächeln, zu dem ich fähig war. Als sie mich schließlich losließ, schöpfte ich tief die kostbare Luft. »Wieso sollten Sie mich denn wiedererkennen? Ich war doch noch nie hier.«
    »Aber Schätzchen, natürlich warst du schon hier! Sally und deine Mama waren einmal hier, kurz nachdem Jazz den Betrieb eröffnet hatte. Sally hatte Matt und Mark dabei, und deine Mama hatte dich und deine Schwester an der Hand, ihr beiden wart die niedlichsten kleinen Mädchen, die ich je gesehen habe. Deine Schwester hatte gerade erst laufen gelernt.«
    Da ich zwei Jahre älter als Siana bin, war ich bei dem Besuch, an den sich die Lady erinnerte, etwa drei Jahre alt. Und sie hatte mich nicht wiedererkannt? Mein Gott, was war los mit ihr? So sehr hatte ich mich zwischen drei und einunddreißig doch nicht verändert, oder?
    Manchmal geben mir meine Mitmenschen wirklich Rätsel auf.
    »Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern«, antwortete ich ausweichend und überlegte schon, ob ich die Flucht antreten sollte. »Ich, äh, hatte vor ein paar Tagen eine Gehirnerschütterung, seither ist meine Erinnerung ein bisschen getrübt –«
    »Eine Gehirnerschütterung? Meine Güte! Setz dich gleich hierher –« Mein rechter Arm kam in den Klammergriff, und ich wurde zu einer orangefarbenen Plastikcouch abgeführt, wo ich unsanft niedergesetzt wurde. »Wieso bist du nicht im Krankenhaus? Passt denn niemand auf dich auf?«
    Seit wann war »Gehirnerschütterung« gleichbedeutend mit »irreparabler Hirnschaden«?
    »Es geht schon wieder«, versicherte ich hastig. »Ich wurde letzten Freitag entlassen. Ähm, ist Onkel Jazz da?«
    »Ach ja! Ach, natürlich ist er da. Er ist drüben in der Werkstatt.«
    »Ich piepse ihn gleich an«, sagte die andere Frau und griff zum Telefon. Sie drückte einen Knopf, dann zwei Ziffern, und draußen war ein lautes Schnarren zu hören. Nach einer Minute sagte sie: »Da ist jemand, der Sie sprechen möchte.« Sie hörte kurz zu, legte dann auf und lächelte mich an. »In einer Minute ist er da.«
    Er war sogar noch schneller da, weil die Werkstatt genau hinter dem Büro lag und er vielleicht zwanzig Meter zurücklegen musste. Er kam hereingeeilt, mittelgroß, haarlos und mit dem muskulösen

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