Mordsgefluester
sehen, wo er auf der Couch lagerte und ein Baseballspiel anschaute. Er saß entspannt und offen da – mit ausgestreckten, langen Beinen, die Arme links und rechts über die Rückenlehne gebreitet. Es war typisch für ihn, ein Möbelstück, einen Raum, eine Szene mit seiner physischen Präsenz und seinem Selbstbewusstsein zu beherrschen. Ein andermal wäre ich ins Wohnzimmer geeilt, hätte mich an ihn gekuschelt und es genossen, wie er mich in den Arm schloss und mich drückte, aber diesmal blieb ich wie festgewachsen im Esszimmer stehen.
Irgendwie war es mir nicht möglich, in mein eigenes Wohnzimmer zu treten und auf meinen eigenen Möbeln Platz zu nehmen, jedenfalls nicht jetzt, nicht solange er dort saß. Also stellte ich die Handtasche auf dem Esstisch ab und blieb in sicherer Entfernung stehen, um ihn zu beobachten.
Natürlich hatte er gehört, dass ich heimgekommen war, wahrscheinlich war ihm aufgefallen, wie der Scheinwerferstrahl über die Fenster geschwenkt war, als ich in die Einfahrt gebogen war. Er drehte den Fernseher leiser und warf die Fernbedienung auf den Couchtisch, bevor er sich zu mir umdrehte. »Willst du dich nicht setzen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
Seine Augen wurden schmal; das gefiel ihm nicht. Die sexuelle Spannung erfüllte den Raum mit einem spürbaren Knistern, trotz unserer momentanen … war der Ausdruck »Entfremdung« zu stark dafür? Als er mich zu erobern versucht hatte, hatte er die sexuelle Spannung zwischen uns skrupellos ausgenutzt, so wie er alle Waffen in seinem Arsenal eingesetzt hatte, um meinen Widerstand zu brechen. Berührungen sind eine mächtige Waffe, und er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, mich zu jeder Zeit und auf jede ihm beliebige Weise zu berühren – und genauso von mir berührt zu werden.
Als er aufstand, schienen seine breiten Schultern fast den Raum auszublenden. Er war erst heimgefahren und hatte sich umgezogen; jetzt trug er Jeans und ein zugeknöpftes grünes Hemd mit bis zu den Ellbogen hochgekrempelten Ärmeln. »Es tut mir leid«, sagte er.
Mein Magen sackte ins Bodenlose, während ich darauf wartete, dass er den Satz beendete, dass er sagte: »Ich kann das nicht, ich kann dich nicht heiraten.« Ich sackte geistig zusammen und musste mich mit der Hand am Tisch abstützen, falls mein Körper es dem Geist nachtun würde.
Aber er sagte nicht mehr als diese vier Worte; erst als ein paar Sekunden verstrichen waren, kapierte ich, dass er sich bei mir entschuldigte.
Das war so verkehrt, dass es mich wie eine Ohrfeige traf, und ich wich zurück. » Wage es nicht, dich zu entschuldigen!«, fauchte ich ihn an. »Nicht wenn du glaubst, dass du im Recht bist, und dich nur entschuldigst, um … mich zu besänftigen! «
Seine Brauen hoben sich ungläubig. »Blair, wann hätte ich dich je besänftigt?«
Diese Frage nahm mir für einen Augenblick den Wind aus den Segeln. »Ähm … noch nie«, musste ich zugeben. Die Erkenntnis bewirkte, dass es mir insgesamt besser ging, nur nicht der kleinen, eigensinnigen Diva in mir, die von Zeit zu Zeit ganz gern besänftigt worden wäre. »Wofür entschuldigst du dich dann?«
»Dafür, dass ich dich so verletzt habe.«
Verflucht, verflucht, verflucht! Ich drehte ihm den Rücken zu, bevor er die Tränen sehen konnte, die mir auf einmal in den Augen brannten. Von Anfang an hatte er die unheimliche Gabe besessen, meine Abwehr zu unterlaufen, indem er schlicht und einfach die Wahrheit sagte. Ich wollte ihm nicht zeigen, wie sehr er mich verletzt hatte, er sollte doch denken, dass ich stinksauer war!
Er sagte damit nicht, ihm sei klar geworden, dass er mir mit dem, was er gestern Abend gesagt hatte, Unrecht getan hatte, sondern nur, dass es ihm leidtat, mich verletzt zu haben. Er hatte diese Dinge auch nicht aus Gehässigkeit gesagt oder um mich zu verletzen. Wyatt war kein gehässiger Mensch. Er hatte all das gesagt, weil er es für wahr hielt – und ja, genau das war so verletzend.
Ich besiegte die Tränen, indem ich absichtlich an etwas Widerwärtiges dachte wie an Menschen, die barfuß einkaufen gehen. Das funktioniert garantiert. Wer es nicht glaubt, sollte es ausprobieren. Ich verlor augenblicklich den Drang zu weinen und war wieder in der Lage, mich Wyatt mit kontrollierten Gefühlen zuzuwenden.
»In diesem Fall vielen Dank für die Entschuldigung, die aber nicht nötig gewesen wäre«, sagte ich abwägend.
Er beobachtete mich aufmerksam, ganz auf mich konzentriert, so wie er beim Football auf
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