Mordsgefluester
spielte, mich auf der Stelle anzuspringen. Die Vorstellung, von ihm angesprungen zu werden, war ungeheuer verlockend. Trotz der vielen ungeklärten Punkte zwischen uns begehrte ich ihn.
Die Versuchung, mich in seine Arme zu werfen und alles zu vergessen, war fast übermächtig. Ich kenne mich, ich weiß, wie absolut und jämmerlich schwach ich ihm gegenüber bin, darum wandte ich den Blick ab, um den Augenkontakt zu brechen, der mich zu lähmen schien. Dabei fiel mir das rot blinkende Licht an der Basisstation meines Telefons ins Auge, und ich ging automatisch hinüber, um die Taste zu drücken und die Nachricht abzuhören.
»Ich weiß, dass du alleine bist. «
Das Flüstern war kaum zu hören, aber es feilte an meinen Nerven und ließ mir die Haare zu Berge stehen. Ich sprang zurück, als hätte sich der Anrufbeantworter in eine Giftschlange verwandelt.
»Was ist denn?«, fragte Wyatt scharf. Im nächsten Moment war er an meiner Seite und hatte mich fest im Griff. Von seinem Standort aus hatte er die Nachricht bestimmt nicht gehört.
Mein erster Impuls war, ihm nichts zu verraten, nicht nachdem er mir unterstellt hatte, ich würde ihn wegen jeder Kleinigkeit anrufen. Verletzter Stolz kann die Menschen zu törichten Reaktionen verleiten. Wenn ich allerdings Angst habe, dann kann mich mein verletzter Stolz im Mondschein besuchen, und dass ich überall verfolgt wurde, jagte mir mächtig Angst ein.
Ich deutete wortlos auf den Anrufbeantworter.
Er drückte auf die Abspieltaste, und gehorsam meldete sich das Flüstern wieder. »Ich weiß, dass du alleine bist. «
Seine Miene blieb fest und verschlossen. Ohne ein weiteres Wort kehrte er ins Wohnzimmer zurück, griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Dann kehrte er zurück und spielte die Nachricht ein drittes Mal ab.
»Ich weiß, dass du alleine bist. «
Das kleine Fenster nannte Datum und Uhrzeit des Anrufes sowie Name und Telefonnummer des Anrufers. Die Nachricht stammte von dem Anschluss aus Denver und war um 0 Uhr 24 eingegangen.
Er sah sofort im Anrufverzeichnis nach. Wenn dieselbe Person mehr als einmal anrief, wird nicht jeder Anruf eigens aufgeführt, sondern nur die Anzahl der Anrufe insgesamt. Diese Irre aus Denver hatte siebenundvierzigmal angerufen, das letzte Mal um 3 Uhr 27.
»Wie lange geht das schon so?«, fragte er schmallippig, während er das Handy von seinem Gürtel abklemmte.
»Du weißt selbst, wie lange das schon so geht. Den zweiten Anruf hast du selbst entgegengenommen, und zwar am Freitagabend, nachdem ich aus dem Krankenhaus gekommen bin und wir Pizza gegessen haben.«
Nickend tippte er eine Nummer in sein Handy ein. »Foster, hier ist Bloodsworth«, sagte er in sein Handy, und dabei drückte er mich immer noch mit dem freien Arm an seine Seite. »Wir haben ein Problem hier. Jemand hat Blair seit letzten Freitag insgesamt siebenundvierzigmal angerufen –« Er verstummte und sah mich an. »Oder hast du den Telefonspeicher gelöscht, seit du aus dem Krankenhaus gekommen bist?«
Ich schüttelte den Kopf. Den Telefonspeicher zu löschen, stand nicht auf meiner Prioritätenliste.
»Okay. Also siebenundvierzigmal. Gestern Abend hat die Anruferin eine Nachricht aufgesprochen, die Anlass zu der Vermutung gibt, dass Blairs Wohnung überwacht wird.«
»Überwacht?«, quiekte ich. Bei dieser Vorstellung verließ mich meine ganze Kraft. »Heilige Scheiße! «
Wyatt drückte mich fester, entweder zum Trost oder um mir zu zeigen, dass ich mich mit meinen Kommentaren zurückhalten sollte. Ich entschied mich für den Trost.
»Das Display zeigt eine Nummer und als Ortsangabe Denver, Colorado, weshalb ich glaube, dass es eine Telefonkartennummer ist«, fuhr er fort. »Wie weit können wir diese Nummern zurückverfolgen? Dachte ich mir. Mist. Okay.« Er hörte kurz zu und sah dann auf mein Telefon. »Ein digitales Gerät. Okay. Ich bringe es mit.«
Er klappte das Handy zu und hakte es wieder an seinem Gürtel fest, zog dann den Telefonstecker wie auch den Stromstecker des Telefons ab und wickelte beide Schnüre um den Apparat, sodass er den schnurlosen Hörer festgezurrt hatte.
»Verhaftest du jetzt mein Telefon?«, wollte ich wissen.
»Ja doch. Verflucht noch mal, ich wünschte, du hättest mir das früher erzählt.«
Das war zu viel. »Ich bitte vielmals um Verzeihung!«, geiferte ich entrüstet. »Wenn ich mich recht erinnere, habe ich dich sehr wohl angerufen, als sie das erste Mal etwas zu mir sagte; ruf dir den
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