Mordsgefluester
den Mann mit dem Ball konzentriert gewesen war. »Hör auf, mich auf Distanz zu halten. Wir müssen darüber reden.«
Ich schüttelte den Kopf. »O nein. Noch nicht. Ich bitte dich nur, die Dinge eine Weile laufen zu lassen, damit ich Zeit zum Nachdenken habe.«
»Hierüber?«, Er beugte sich zur Seite und nahm ein aufgeschlagenes Notizbuch von der Couch, auf der er gesessen hatte. Ich erkannte das Notizbuch, in das ich gestern Abend meine Liste von Aussagen geschrieben hatte, die er mir gegenüber gemacht hatte – und das ich garantiert auf meinem Nachttisch liegen gelassen hatte.
Ich war geschockt. »Du hast geschnüffelt!«, warf ich ihm an den Kopf. »Das ist meine Liste, nicht deine! Deine liegt auf der Theke!« Ich deutete auf seine Liste von Verfehlungen, die immer noch dort lag, wo ich sie hingelegt hatte; er hatte noch keinen einzigen Blick darauf geworfen. Dafür wusste er jetzt, dass ich gestern Nacht lange wach im Bett gesessen und mich mit ihm beschäftigt hatte, und das gefiel mir nicht, obwohl er die Liste wahrscheinlich nicht hätte sehen müssen, um sich denken zu können, dass ich nicht viel Schlaf gefunden hatte.
»Du weichst mir aus«, bemerkte er ruhig und kein bisschen unangenehm berührt. »Irgendwoher muss ich meine Informationen beziehen. Und da ich solche Situationen nicht löse, indem ich mich entziehe …«
Die Anschuldigung war deutlich herauszuhören. Ich sagte: »Ich will mich der Situation nicht entziehen. Ich habe versucht, mir über alles klar zu werden. Wenn ich mich der Sache entziehen wollte, würde ich überhaupt nicht darüber nachdenken.« Das war richtig, und das wusste er. Ich bin begnadet darin, mich unangenehmen Dingen zu entziehen. Allerdings verriet ich ihm nicht, dass er ebenfalls recht hatte, dass es nämlich eine Reihe von Fragen gab, denen ich mich noch nicht gestellt hatte, weil sie nämlich das Ende von UNS, in Großbuchstaben, als Paar bedeuten konnten.
»Aber du entziehst dich mir. «
»Das muss ich.« Ich hielt seinem Blick stand. »Wenn du in der Nähe bist, kann ich nicht klar denken. Ich kenne dich; ich kenne uns. Es wäre viel zu einfach, miteinander ins Bett zu gehen und alles zu übertünchen, ohne dass wir irgendwas geregelt hätten.«
»Und in der Arbeit kannst du nicht denken?«
»Wenn ich in der Arbeit bin, habe ich zu tun. Verbringst du deine Arbeitszeit damit, an mich zu denken?«
»Jedenfalls verbringe ich damit mehr Zeit, als ich sollte«, bekannte er grimmig.
Nach diesem Eingeständnis ging es mir ein wenig besser, aber nur ein wenig. »Bei der Arbeit werde ich zu oft abgelenkt. Ich brauche Ruhe, Zeit für mich allein, damit ich über alles nachdenken und dann entscheiden kann, wo ich stehe. Und danach können wir reden.«
»Findest du nicht, dass das etwas ist, worüber wir gemeinsam nachdenken sollten?«
»Wenn ich genau weiß, worüber wir nachdenken müssen … aber erst dann.«
Frustriert fuhr er sich mit der Hand übers Gesicht. »Wie meinst du das? Hierüber sollten wir reden.« Er hielt das Notizbuch hoch wie ein Beweisstück.
Ich zuckte mit den Achseln, weil ich momentan nicht in der Lage war, die Liste Punkt für Punkt durchzugehen, wie es ihm wahrscheinlich vorschwebte.
»Offenbar hast du gestern Nacht über alles nachgedacht, sonst hättest du keine Liste gemacht.«
»Nur über ein paar Punkte. Die drei offensichtlichsten jedenfalls.«
»Und dann hattest du den ganzen Vormittag, um über die vier anderen nachzudenken.«
Mann, war ich hier die Hauptverdächtige in einem dreifachen Mordfall? Ich wartete nur darauf, dass er mir mit der Stehlampe ins Gesicht leuchtete. »Ganz zufällig hatte ich heute Vormittag andere Dinge zu tun. Da war ich mit Jazz unterwegs.«
Seine Miene geriet in Bewegung und wurde weicher. Dass ich mit Jazz unterwegs gewesen war, bedeutete, dass ich mit meinen Hochzeitsvorbereitungen fortfuhr. »Und?«
»Und morgen Vormittag werde ich ebenfalls beschäftigt sein.« Damit, den Stoff für mein Hochzeitskleid zu suchen und möglichst mit Monica Stevens zu sprechen.
»Das habe ich nicht gemeint.«
»Mehr wirst du nicht von mir erfahren.«
Die ganze Zeit hatten wir uns gegenübergestanden wie feindliche Soldaten, er im Wohnzimmer, während ich im Esszimmer geblieben war, sodass etwa vier Meter zwischen uns lagen. Das war nicht weit genug, ich konnte immer noch die Anziehungskräfte zwischen uns spüren und immer noch die Glut in seinen Augen erkennen, die mir verriet, dass er mit dem Gedanken
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