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Mordsgefluester

Mordsgefluester

Titel: Mordsgefluester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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stehen.«
    Erschrocken drehte ich mich um und starrte einem älteren Herrn ins Gesicht, der hinter mir gestanden und mit großen Augen das Feuer ebenso gebannt wie geschockt beobachtet hatte. Er zuckte überrascht zurück.
    »Dafür habe ich das Messer dabei«, sagte ich wieder in glühendem Zorn. »Wenn ich diese Kuh finde –« Die Augen des Mannes wurden kreisrund, er wich erschrocken einen weiteren Schritt zurück.
    »Blair, steck das Messer weg und tu, was ich dir sage!«, bellte er. »Das ist ein Befehl.«
    »Du warst nicht in dem brennenden Haus«, begann ich mich hitzig zu verteidigen, doch das Rauschen an meinem Ohr sagte mir, dass er schon aufgelegt hatte.
    Und wenn schon; ich wäre der Frau nur zu gern von Angesicht zu Angesicht gegenübergetreten. Ich klappte das Handy zu, ließ es in die Tasche fallen und schlängelte mich wieder durch die Menge, wobei ich auf die Kleidung statt auf die Gesichter achtete. Männer schieden von vornherein aus. Vielleicht war sie nicht mehr hier. Vielleicht war sie sofort weggefahren, nachdem sie ihre Brandbombe oder was auch immer durch mein Fenster geworfen hatte, allerdings hatte ich gelesen, dass Mörder und Brandstifter gern am Ort des Verbrechens herumlungerten und sich unter die Gaffer mischten, um sich an dem Chaos zu weiden, das sie ausgelöst haben.
    Jemand berührte mich am Arm, und ich fuhr herum. Neben mir stand Officer DeMarius Washington. Wir waren gemeinsam zur Schule gegangen und kannten uns von klein auf.
    »Blair, ist alles in Ordnung?« Das dunkle Gesicht unter der Baseballkappe wirkte angespannt.
    »Es geht mir gut.« Ich hatte das Gefühl, das an diesem Abend schon hundertmal gesagt zu haben, obwohl meine Stimme mit jeder Sekunde kratziger wurde.
    »Komm mit«, sagte er, nahm mich am Arm und führte mich weg, wobei er sich immer wieder in alle Richtungen umsah. Wyatt musste sich über Funk gemeldet und ihnen erklärt haben, dass ich in Gefahr schwebte. Seufzend gab ich mich geschlagen. Ich konnte mit DeMarius an meiner Seite schlecht nach einer Irren jagen, denn er würde mich mit Sicherheit daran hindern, sie aufzuschlitzen. Cops sind in dieser Hinsicht eigen.
    Er führte mich aus der Menge weg zu einem Streifenwagen. Ich versuchte meine Schritte möglichst vorsichtig zu setzen, weil so viel Schutt auf dem Boden lag und ich barfuß war, aber weil er mich am Arm zog, konnte ich nicht immer schnell genug reagieren. Mein linker Fuß landete in etwas Scharfem, und ich stieß einen spitzen Schrei aus; DeMarius fuhr herum, fasste sofort an seine Dienstwaffe und hielt hektisch nach einem Angreifer Ausschau.
    »Was ist denn?« Er musste fast brüllen, so laut war es um uns herum.
    »Ich bin in etwas getreten.«
    Er sah nach unten und stellte erst jetzt fest, dass meine Füße nackt waren. Er sagte: »Ach du Scheiße«, was nicht besonders professionell war, aber wie gesagt, wir kennen einander von klein auf – seit wir sechs Jahre alt waren, genau gesagt. Ich machte einen zaghaften Schritt und stieß wieder einen spitzen Schrei aus, sobald mein Fuß den Boden berührte. Mit seiner festen Hand unter meinem Arm hüpfte ich auf dem anderen Bein und hob den Fuß, um ihn genauer anzusehen. Blöderweise konnte ich nur erkennen, dass meine Fußsohle schwarz war; weiß der Himmel, in was ich getreten war.
    »Moment«, sagte DeMarius, dann schleifte er mich halb in seinen Armen zum Streifenwagen. Er öffnete die hintere Tür, setzte mich seitwärts auf dem Sitz ab, sodass meine Beine und Füße nach draußen ragten, ging dann in die Hocke und nahm die Stablampe von seinem Gürtel.
    Der Strahl der Taschenlampe offenbarte, dass meine Fußsohle rot und nass war. Eine Glasscherbe ragte direkt hinter dem Ballen aus dem Fleisch. »Ich hole den Verbandskasten«, sagte er. »Bleib sitzen.«
    Er kehrte mit einem Verbandskasten und einer Decke zurück, die er um meine Schultern legte. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie kalt es war; irgendwie bist du wie entrückt, wenn du um dein Leben kämpfst. Jetzt allerdings begann mein Adrenalinpegel wieder zu sinken, ich begann die frühmorgendliche Kälte zu spüren und bemerkte erstmals, dass ich mit nackten Armen und Schultern herumlief. Ich trug lediglich mein übliches Trägerhemd – natürlich ohne BH – und eine dünne Pyjamahose, die tief auf den Hüften saß und meinen Bauchnabel frei ließ. Nicht eben die Kleidung meiner Wahl, um einem brennenden Gebäude zu entfliehen, aber ich hatte keine Zeit zum Umziehen gehabt; ich hatte

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