Mordsgefluester
war gleich darauf blockiert worden, indem eine Benzinbombe durch das Wohnzimmerfenster ins Haus geworfen wurde, die dafür gesorgt hatte, dass sich die Flammen durch das ganze Wohnzimmer ausbreiteten. Falls ich es mit viel Glück in den Garten hinter dem Haus geschafft hätte, wäre ich dem Plan der Brandstifterin zufolge ebenfalls eingeschlossen gewesen. Das Feuer hatte so geschwind auf die Bradford-Birnbäume in dem winzigen Garten übergegriffen, dass ich dort gestorben wäre, falls ich nicht mehr die Kraft aufgebracht hätte, über den Zaun zu klettern.
Höchstwahrscheinlich hatte sie gar nicht damit gerechnet, dass ich aus dem Obergeschoss entkommen würde. Rauch steigt nach oben, und es bleibt wirklich wenig Zeit, aus einem brennenden Gebäude zu entkommen, bevor der Rauch dich lähmt. Ich weiß das, weil ich einen Dokumentarfilm über Hausbrände gesehen habe, in dem gezeigt wurde, wie schnell sie sich ausbreiten. Indem ich Mund und Nase mit einem feuchten Handtuch abgedeckt hatte, hatte ich mir ein paar kostbare Minuten erkauft. Das zweite nasse Handtuch über Kopf und Schultern hatte mich davor bewahrt, von Funken und heißer Asche verbrannt zu werden. Der Rest, das Klettern aus dem ersten Stock und das Übersteigen des Zauns, hatte eine Menge mit Wut und Verzweiflung sowie mit durchtrainierten Oberkörpermuskeln zu tun.
Wieder einmal hatte sich gezeigt, dass es nie schaden kann, Cheerleader gewesen zu sein.
Um die Abläufe zeitlich einordnen zu können, glichen sie meine Aussage mit meinem aufgezeichneten Notruf ab – wodurch jeder Bulle in der Zentrale zu hören bekam, wie ich der Frau in der Notrufzentrale erklärte, dass die Feuerwehr mein Haus leicht daran erkennen könne, dass Flammen aus allen Fenstern schlügen. Aus einem mir unerfindlichen Grund mussten sie diese Passage mehrmals abspielen.
Dann musste ich mir das Video der Schaulustigen am Tatort ansehen.
Ich saß mit den Detectives Forester und MacInnes bei Wyatt im Büro und betrachtete das Video auf einem winzigen Monitor. Wyatt hatte die Anordnung, die Schaulustigen aufzuzeichnen, erteilt, noch bevor er mit mir gesprochen hatte, darum bekam ich zu sehen, wie ich als unvorstellbar schrecklicher Anblick durch die Menge wanderte, während die Kamera ganz langsam von rechts nach links und wieder zurück schwenkte. Nur die Blondine mit dem Kapuzenpulli sah ich nicht.
Ich war unendlich enttäuscht. Ich schrieb: Ich kann sie nicht sehen. Sie ist nicht dabei.
»Schau weiter hin«, sagte Wyatt. »Wir haben die Menge mehrmals gefilmt.«
Und das taten wir auch, Bild für Bild. Schließlich erfasste die Kamera einen Teil von ihr, weil sie das Gesicht abgewandt hatte – die hochgeschlagene Kapuze, eine blonde Locke, die aus ihrem Versteck unter der Jacke entkommen war und auf dem Schlüsselbein lag, und vielleicht die rechte Hälfte ihres Kinns. Größtenteils war sie hinter einem Mann in einem roten Hemd verborgen, weshalb es auch nichts brachte, den Ausschnitt zu vergrößern, um ein besseres Bild zu bekommen.
Ich ging der Reihe nach meine Erinnerungen durch und rief mir dabei den Augenblick ins Gedächtnis, in dem ich bemerkt hatte, wie sie mich mit dieser offenen Bösartigkeit anstarrte, und daran erkannt hatte, dass sie meine Peinigerin war. Ja, da war derselbe Mann neben ihr gestanden; ich konnte mich an das rote Hemd erinnern. Diese Aufnahme war Sekunden davor oder danach gemacht worden, vermutlich danach, weil sie das Gesicht abgewandt hatte, als wollte sie gehen. MacInnes meinte, wahrscheinlich habe sie die Kamera bemerkt.
»Der Mann im roten Hemd ist ein Anhaltspunkt«, sagte Wyatt. »Vielleicht ist ihm etwas an ihr aufgefallen, vielleicht kennt er sie sogar.«
»Wir sind schon dabei, die Nachbarschaft zu erfassen«, sagte Forester. »Ich werde das Bild an die Kollegen weitergeben. Irgendwer wird ihn erkennen.«
Ich hatte den ganzen Morgen über heiße Flüssigkeiten getrunken, um meine Kehle zu beruhigen. Wyatt hatte sogar einen Teebeutel aufgetrieben und mir eine Tasse Tee gemacht; ich weiß nicht, woher es kommt, aber Tee scheint bei einer wunden Kehle besser zu wirken als Kaffee. Ein paar Aspirin linderten die Schmerzen zusätzlich, aber ich bekam trotzdem keinen Ton heraus. Wyatt sagte etwas davon, dass er mit mir in die Notaufnahme fahren könnte, um mich untersuchen zu lassen, aber dagegen legte ich mit einem quer über das Blatt geschriebenen Nein mein Veto ein.
Danach wurde es zäh. Während einer Arbeitspause sprach Wyatt
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