Mordsgefluester
erst mit seinem, dann mit meinem Versicherungsmakler. Außerdem rief er Mom an und erstattete ihr Bericht, womit er definitiv bei ihr punktete. Danach sprach er mit seiner Mutter und versicherte ihr, dass mir nichts passiert war und dass ihm nichts passiert war.
Gegen Mittag begann mich die ganze Geschichte zu ermüden. Ich begann zu ermüden, Punkt. Ich musste einkaufen gehen und meine Garderobe neu zusammenstellen, aber zum ersten Mal in meinem Leben gelang es mir nicht, Begeisterung fürs Shopping zu entwickeln. Ich hatte meine alten Sachen gern gehabt; ich wollte sie zurück. Ich wollte meine Bücher, meine Musik, mein Geschirr wiederhaben. Ich wollte meine Sachen zurück. Erst jetzt begann ich zu begreifen, dass meine Sachen wahrhaftig und unwiderruflich verloren waren.
Jenni, die Gute, hatte mir zwei Sets Unterwäsche und zwei Tops gekauft; folglich musste ich nicht unbedingt heute einkaufen gehen; ich konnte auch bis zum nächsten Tag warten. Vielleicht könnte ich bis dahin schon wieder sprechen. Heute wollte ich nur ganz normale Dinge unternehmen. Am liebsten wollte ich arbeiten gehen.
Die Polizei hatte meine Aussage aufgenommen; ich hatte das Video angesehen und ihnen die durchgeknallte Kuh gezeigt, auch wenn uns das nicht weitergebracht hatte. Es war nicht einzusehen, warum ich meine Zeit hier noch länger totschlagen sollte.
Also schrieb ich Wyatt einen Zettel, dass ich ins Great Bods fahren würde.
Er lehnte sich in seinen Sessel zurück und sah mich grimmig und lieutenantmäßig an. »Ich halte das für keine gute Idee.«
Ich schrieb den nächsten Zettel. Ich halte das für eine Superidee. Sie weiß, dass sie mich dort finden kann.
»Genau darum würde ich deinen Wagen entschieden lieber von einer Polizistin durch die Stadt fahren lassen.«
Dann setz das für morgen an. Ich habe keine Lust mehr. Ich will mein Leben zurück. Im Moment kann ich nichts Normales tun, außer arbeiten zu gehen, darum gehe ich arbeiten.
»Blair.« Er beugte sich vor und sah mich eindringlich mit seinen grünen Augen an. »Sie hat erst vor ein paar Stunden versucht, dich umzubringen. Wieso glaubst du, dass sie das nicht auch im Great Bods probieren könnte?«
O Gott, daran hatte ich gar nicht gedacht. Das Great Bods war tatsächlich in Gefahr, auch wenn sie vielleicht glaubte, ich würde dort nur arbeiten, und nicht wusste, dass ich das Studio besitze. Ehrlich, ich melde mich am Telefon nicht mit: »Hallo, ich bin Blair, die Besitzerin des Great Bods.« Höchstwahrscheinlich wussten die meisten Kunden nicht, dass das Studio mir gehörte, weil das keine Information ist, die überall publik gemacht wird. Es war ebenso gut möglich, dass ich nur die Geschäftsführerin war, denn diesen Job übte ich natürlich aus.
Das Einzige, was mich von den übrigen Angestellten unterschied, war die Tatsache, dass ich einen Mercedes fuhr, aber auch darin war ich nicht einzigartig, denn Keir, einer meiner Fitnesstrainer, fährt einen Porsche.
Ich runzelte die Stirn und überlegte. Vielleicht konnte ich vorübergehend nicht klar denken – Mann, wie das wohl kam? –, aber ich fand, dass ich Lynn nicht schon wieder hängen lassen konnte. Sie hatte ein Leben außerhalb des Studios, und auch wenn sie mich exzellent vertreten hatte, konnte ich sie nicht so skrupellos ausnutzen, sonst würde ich am Ende noch eine hoch qualifizierte Assistentin verlieren.
Ich schrieb das alles auf, um es Wyatt so gut wie möglich zu erklären. Allmählich ging mir dieses ewige Geschreibsel auf die Nerven,
Zu meiner Überraschung las er erst meine Erklärung und studierte danach schweigend mein Gesicht. Ich weiß nicht, was er darin sah, vielleicht las er darin, dass ich unbedingt arbeiten gehen musste, oder aber er schloss sich nach reiflicher Überlegung meiner Einschätzung an, dass das Risiko für das Great Bods überschaubar war. »Na gut«, sagte er schließlich. »Aber ich werde dir jemanden mitgeben. Du bleibst hier sitzen, dann spreche ich mit Chief Gray.«
Er hätte mich reinlegen können, das war alles schon vorgekommen, aber ich blieb trotzdem sitzen. Als er zurückkam, nahm er sein Jackett von dem Haken an der Rückseite der Tür und sagte: »Gehen wir.«
Ich griff nach meiner Ledertasche, stand auf und stellte die Frage allein mit meiner Miene.
»Ich bin bis auf Weiteres dein Leibwächter«, erklärte er.
Damit konnte ich leben.
23
Lynn war mächtig erleichtert, als ich nicht nur pünktlich, sondern sogar ein paar Minuten zu früh zur
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