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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Etwas stimmte nicht mit seinem linken Bein.
    »Marion, geh weg von ihm!«
    Sie sah ihn an. Verstand nicht.
    »Lauf weg! Hörst du? Das ist nicht Fritz! Das ist Max! Max Hartmann!!!«
    Flucht
    Hartmann erstarrte. Er ließ das Messer los und sah sich gehetzt um.
    Marion wich vor ihm zurück.
    Sein Verstand analysierte die Lage im Bruchteil einer Sekunde. Cüpper hatte sich aufgerappelt. An den Treppen stand der Alte. Selbst wenn Hartmann an dem alten Mann vorbeikäme, wäre er immer noch im Zoo gefangen, mit all den Wärtern und Pflegern, Cüpper auf den Fersen.
    Es gab nur einen Weg. Sein Kopf ruckte zu dem Mädchen, das zwischen ihm und dem Gebäude stand.
    Sie hob abwehrend die Arme.
    Seine Rechte schnellte vor und packte ihr Handgelenk. Mit der Linken schlug er ihr in den Magen. Marion klappte zusammen. Er riss sie an den Haaren hoch und landete zwei harte Schläge in ihr Gesicht. Etwas brach, Blut schoss aus ihrer Nase. Sie kippte nach hinten weg und schlug mit dem Kopf auf den Asphalt.
    Noch während sie fiel, hastete er auf die andere Seite der Brüstung, die den Weg vom Löwengelände trennte, und begann zu klettern.
     
    Gopper sah schockiert, wie Marion zusammengeschlagen wurde und der Weißhaarige auf den schmalen Streifen Erdreich hoch oberhalb des Wassergrabens sprang, gleich neben das Gebäude. Dort wuchs ein Baum aus der Böschung, reckte seine Zweige über das Löwengelände und das Dach hinaus. Behände zog sich der Mann durch das Astwerk nach oben.
    Gopper verstand nicht das Geringste.
    Aber mit einem Mal fühlte er sich nicht mehr alt. Unbändige Wut erfasste ihn. Er ließ sein Werkzeug fallen und rannte die Treppen hinunter.
     
    Cüpper stöhnte auf. Bohrender Schmerz jagte durch sein Knie. Er versuchte ihn zu ignorieren und kam mühsam auf die Beine. Sofort begriff er. Hartmann wollte aufs Dach. Der Mörder ergriff die Flucht.
    Marion lag reglos vor dem Eingang. Er zwang sich, sie nicht anzusehen, bückte sich nach seiner Waffe, steckte sie ein und lief humpelnd zu der Brüstung. Hartmann hatte das Dach beinahe erreicht. War er einmal dort, konnte er darüberlaufen und hinter den Raubtierfreigeländen entkommen. Die Rückfront des Gebäudes grenzte an die Riehler Straße, getrennt nur durch eine Baumreihe und ein schmales Mäuerchen. Hatte er einmal die Hauptstraße erreicht, gab es kaum noch eine Chance, ihn zu erwischen. Ein Verletzter und ein alter Mann – was für eine Truppe!
    Aber der alte Mann hing bereits in den Ästen.
    Cüpper zögerte nicht länger. Er begann zu laufen, so gut es eben ging, und setzte über das Gitter. Es tat höllisch weh, als er aufkam, so dass er das Gleichgewicht verlor, gegen den Baum prallte und daran vorbeiglitt. Einen Augenblick hing er hoch über dem Wassergraben, sah hinunter –
    – und die beiden Löwinnen sahen zu ihm herauf. Ihre Körper waren angespannt, die Schwänze zuckten peitschenartig über den Boden. In ihren Augen lag die ganze grausame Neugier der Katzen.
    Cüppers Hand krallte sich in die Rinde. Mit zusammengebissenen Zähnen begann er zu klettern. Ohne seine Verletzung wäre er längst oben gewesen. Er sah Hartmann auf das Dach springen, den Alten auf den Fersen, bekam den höhergelegenen Ast zu packen und stöhnte auf, als sein Knie gegen den Baumstamm schlug.
    Nur noch ein Stück.
    Die Äste schwankten bedenklich. Cüpper hörte es im Holz krachen und bersten. Die Rinde splitterte unter seinen Händen. Da war der Fuß des alten Mannes, auch er hatte es aufs Dach geschafft. Ohne nach unten zu sehen, ließ Cüpper los und packte den Dachrand. Er stemmte sich hoch, konnte darüber hinwegsehen.
    Hartmann war auf das höhergelegene Dach gesprungen, der Alte richtete sich eben auf dem Vordach auf. Es waren allenfalls zwei Meter, die beide voneinander trennten. Entsetzt musste Cüpper mitansehen, wie der Mörder sich zu seinem Verfolger umdrehte und ins Jackett griff. Der alte Mann stürmte nach vorne, blind vor Wut, die mageren Finger ausgestreckt.
    Es reichte nicht.
    Das Messer blitzte in Hartmanns Hand auf, löste sich und traf den Alten mitten in die Brust. Der magere Körper wurde zurückgeschleudert, fiel auf die Teerpappe, zuckte und lag still.
    Cüpper spürte wieder Übelkeit aufsteigen. Mit äußerster Kraftanstrengung zog er sich über den Rand des Dachs und begegnete Hartmanns Blick, voller Hass und Spott, bevor dieser sich umdrehte und über das lang gestreckte Dach nach hinten zu laufen begann.
    Er hatte kein Messer mehr.
    Aber

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