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Mordskerle (German Edition)

Mordskerle (German Edition)

Titel: Mordskerle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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Bernhard“, fügte sie irgendwann immer noch mit gesenkter Stimme hinzu. „Hier singen die Vögel auch, weil es ihnen nämlich egal ist, wo sie nisten.“
    Sylvia schaffte es nicht, weiter zu gehen, sie konnte nur da stehen und Sofie anstarren - fassungslos, ratlos, hilflos.
    Denn völlig entgegen allen Erwartungen, war Gesicht nicht von Tränen, Schmerz und Trauer verwüstet, sondern seltsamerweise gelassen, ruhig, während in ihrem Blick jene arglose Kindlichkeit lag, wie Silvia sie noch von ganz früher in Erinnerung hatte.
    Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, begann es zu regnen. Ein stiller, warmer Mairegen, nicht selten zu dieser Jahreszeit, fiel auf das Grab des Bernhard Beer, aber seine Witwe verließ den Friedhof noch immer nicht, auch nicht, als ihr Hut schon durchnässt war.
    Der Regen wusch ihr das Gesicht ab, obwohl es gar nicht nötig gewesen wäre, denn Sofie Beer hatte keine einzige Träne vergossen.

6. Kapitel
    „ Es war nur so eine Idee von mir“, sagte Annelie zu ihrer Tochter, nachdem sie sich den Hut mitsamt Schleier vom Kopf gerissen, das schwarze Etuikleid ausgezogen und es sich in einem grell-orangefarbenen Bademantel gemütlich gemacht hatte.
    Lena regte sich schon wieder auf. „Solche Ideen darfst du gerne für dich behalten, Mutter. Ich meine, was soll das – mich von heute auf morgen an die Westküste zu jagen,
    um da einen Mann zu suchen, von dem ich weiter nichts weiß als seinen Namen und eine Adresse, von der du nicht mal sicher ist, dass sie noch stimmt.“
    Annelie räusperte sich leise, ehe sie antwortete: „Also, ich habe schon länger keinen Kontakt zu… zu Max gehabt, aber eigentlich ist er so zuverlässig wie ein Uhrwerk.“
    „Max also. Und wie heißt er noch?“
    „Max Breidbach. Dr. Max Breidbach. Ein exzellenter Anwalt.“
    „War er auch dein…?“, begann Lena, doch Annelie fiel ihr sofort ins Wort:
    „Nein. Natürlich nicht. Max hat deinem Vater mal aus einer – hm – ziemlich prekären geschäftlichen Situation geholfen, als wir die Hoffnung schon fast aufgegeben hatten, dass unsere Firma überhaupt noch zu retten war.“
    „Ah, lass mich raten. Es ging um Steuerschulden, stimmt´s?“
    Annelie reagierte ein weiteres Mal verblüfft. „Wie? Was du immer denkst. Steuerschulden! Ausgerechnet dein Vater, der so pingelig war wie die meisten hanseatischen Kaufleute. Steuerschulden! Nein, nein, es war eine private Sache. Das ist heute nicht mehr wichtig. Aber Max Breidbach hat uns damals da ´raus geboxt und wie er das gemacht hat – alle Achtung.“
    „Und du erwartest nun von mir, dass ich mich auf den Weg zu Dr. Breidbach mache, um ihm die Sache mit Tim Valendiek und dem Toten im Stadtpark zu erzählen?“
    „Richtig. Wenn einer in diesem Fall etwas für den Jungen tun kann, dann Breidbach.“
    Lena seufzte tief auf vor Resignation. „Mutter, es ist noch gar kein Fall. Die Polizei verhört den Jungen, das ist alles. Es könnte natürlich nützlich sein, wenn ihm dabei ein Anwalt zur Seite steht, jedoch… Hat seine Mutter dir eigentlich erzählt, wie die Polizei ihm auf die Spur gekommen ist?“
    Annelie hob die sorgfältig gezupften Augenbrauen. „Du hast nicht zugehört, mein Kind. Das ist etwas, das du unbedingt lernen solltest. Rosie erklärte in etwa zwei Dutzend Sätzen, dass der Junge erstens das gestohlene Fahrrad neben der Leiche vergaß, als er flüchtete und damit jede Menge Spuren zurückließ. Er meldete den Toten nicht der Polizei, sondern rannte nach Hause und verkroch sich. Damit hat er sich keinen Gefallen getan. Es existiert bei der Kripo dieser kleinen Stadt nämlich auch so etwas wie eine Liste mit den Namen der `üblichen Verdächtigen`, verstehst du? Und da stand Tim Valendiek zwar ziemlich weit unten, aber schon vierundzwanzig Stunden später klingelte die Kripo bei den Valendieks. Leider sprach von Anfang alles gegen ihn.“
    „Dann braucht er tatsächlich einen Anwalt“, murmelte Lena besorgt.
    „Eben“, Annelie wirkte regelrecht triumphierend. „Man kann sich nicht früh genug um einen Rechtsbeistand kümmern, wenn man erst der Polizei in die Hände gefallen ist.“
    „Das ist wohl wahr“, gab Lena ihr ohne jede Begeisterung Recht.
    „Siehst du“, ihre Mutter triumphierte gleich noch einmal. „Und jetzt sag´ du mir noch mal, ich hätte keine guten Ideen.“
    Lena hatte die Ideen ihrer Mutter schon als Kind gehasst, weil die Erfahrungen sie lehrte, dass das, was in Annelies Kopf als gut gemeinter, harmloser Einfall

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