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Mordskerle (German Edition)

Mordskerle (German Edition)

Titel: Mordskerle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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Annelie ihn. „Ist das nicht inzwischen längst geklärt? Nur ein Idiot würde dich jetzt noch verdächtigen.“
    „Eben“, nickte er mit störrischem Kindergesicht und sah aus wie einer, den man gerade beim Stehlen von Süßigkeiten aus Mutters Küchenschrank erwischt hatte.
    „Dennoch brauchst du einen Anwalt“, fuhr Annelie fort.
    „Ich bin unschuldig“, erwiderte Tim so monoton, als hätte er diesen Satz schon unzählige Male gesagt.
    „Natürlich“, bestätigte Annelie eilig. „Aber einen Anwalt musst du haben. Das ist in deiner Situation einfach notwendig, um vor eventuellen Überraschungen sicher sein zu können.“
    „Ich habe doch nur das blöde Fahrrad geklaut!“
    Annelie seufzte. „Das Rad interessiert jetzt keinen, Vale. Wahrscheinlich nicht mal mehr den Besitzer. Wer war das noch gleich?“
    „Der Bürgermeister“, knurrte der Junge mit zusammengepressten Zähnen.
    Annelie lachte leise. „Was hat dich bloß dazu gebracht, ausgerechnet das Rad des Bürgermeisters mitzunehmen? So was tut man einfach nicht. Wenn es schon ein teures Fahrrad sein muss, dann nimmt man irgendeins, aber doch nicht das des ersten Mannes der Stadt.“
    „Wieso fährt er nicht Auto wie alle anderen auch?“ Mehr fiel Tim zu seiner Verteidigung nicht ein.
    Annelie seufzte ein weiteres Mal, während sie wieder auf den Spielplatz hinunter blickte. Tatsächlich hatten sich dort einige Kinder eingefunden, die in der Sandkiste mit Eimerchen und kleinen Schaufeln wühlten, während ihre Mütter etwas abseits standen und rauchten. Junge Frauen, fast selbst noch Kinder, wie Annelie feststellte, ungepflegt und übergewichtig – ein Anblick, der eine solche Ausweglosigkeit ausstrahlte, dass Annelie sich unwillkürlich fragte, wie sie dieses Bild jemals aus ihrem Kopf verbannen sollte.
    „Lena… also, meine Tochter“, begann sie hastig, wie, um jetzt schon damit zu beginnen, zu verdrängen, was sie sah. „Du kennst sie doch, oder?“
    „Hab´ sie, glaub´ ich, mal in Ihrem Ferienhaus gesehen.“
    „Also, Lena ist unterwegs zu einem Rechtsanwalt, der sich um dich kümmern wird. Der Mann war immer ein guter Freund unserer Familie und ein Ass in seinem Beruf. Er übernimmt die Rechtsvertretung in deinem Fall.“
    „Ach?“, sagte der Junge nur. Aus seinem Blick sprach nichts als Apathie.
    Annelie fühlte Gereiztheit in sich aufsteigen. Aber was hatte sie eigentlich erwartet? Einen gerührten Schluchzer, einen Kniefall der Dankbarkeit hier mitten auf dem zugigen Hochhausflur?
    Einer wie Tim Valendiek begriff höchstwahrscheinlich überhaupt nicht, was sie gerade gesagt hatte. Den hatte das Leben trotz seiner Jugend bereits so niedergedrückt, so klein gemacht, dass er Annelies Angebot in seiner ganzen Tragweite gar nicht erkannte.
    „Du musst dich nicht bedanken“, fügte sie rasch hinzu, dabei lag Tim nichts ferner als das, wusste sie gleichzeitig. Das war auch der Grund dafür, dass sie sich rasch abwandte. „Möchtest du eine Zigarette?“ fragte sie noch und wusste selber nicht, warum sie ihm ihre sämtlichen Zigaretten in die Hand drückte, obendrein das kleine, edle Elefantenfeuerzeug, um dann eilig die Treppen hinab zu laufen.
    Sie ließ einen stummen Tim Valendiek zurück, der abwechselnd verständnislos die Zigarettenpackung und das Feuerzeug anstarrte und keine Ahnung hatte, dass ihm soeben ein kleines Vermögen geschenkt worden war.
    Eines Tages würde er es begreifen.

9. Kapitel
    A nnelie kehrte noch an diesem Tag nach Hamburg zurück. Während sie sich auf dem Weg dorthin immer wieder gefragt hatte, warum sie das eigentlich tat – sie konnte diese Stadt nicht ausstehen! – kam ihr abends die Erkenntnis plötzlich wie eine Erleuchtung. Das war in dem Moment, als ihre Tochter gegen halb Zehn atemlos und wie von einer Meute Hunde gehetzt, zur Tür herein stürmte.
    Da saß Annelie dicht an einem der großen Fenster, rauchte und versuchte sich auf die Lektüre eines Buches zu konzentrieren, von dem alle Welt immerzu meinte, sie müsste es unbedingt gelesen haben.
    „Wie siehst du denn aus?“, wollte sie irritiert wissen, als Lena vor ihr stand. „Und wo warst du so lange? Ich dachte, du wolltest nur kurz zu Max Breidbach.“
    „Ja, ja, immerhin habe ich einen Besuch in seiner Villa gemacht“, Lena ließ sich erschöpft in einen Sessel fallen. „Ich ging davon aus, dass er sich zurzeit dort aufhält.“
    „Tut er aber nicht“, lächelte Annelie sehr überlegen.
    Augenblicklich brach Lenas ganzer Elan

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