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Mordskerle (German Edition)

Mordskerle (German Edition)

Titel: Mordskerle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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daraufhin. „Also, was wollen Sie hier?“
    „Ich suche Dr. Max Breidbach“, erklärte sie und musste erst einmal schlucken, weil ihre Kehle trocken war und ihr Atem für nicht mehr als vier, fünf Worte ausreichte.
    Die beiden Männer lachten, doch es klang nun gar nicht mehr fröhlich. „Alle suchen Breidbach“, erklärte der Eine dann. „Und zwar schon ziemlich lange.“
    „Er ist nicht zu Hause?“ Lena blickte sich rasch um.
    Sämtliche Türen standen offen, während die Räume dahinter im Halbdunkel lagen. Überall waren die Möbel mit weißen Tüchern abgedeckt.
    „Nein, er ist nicht da“, sagte die tiefe Stimme mürrisch. „Wir gucken regelmäßig nach, weil es ja heißt, er wollte bald wieder zurück sein, aber er kommt einfach nicht.“
    „Sieht ganz so aus“, gab Lena ihm Recht. „Weiß man denn überhaupt, wo er sich zurzeit aufhält?“
    „Wenn wir das wüssten, müssten wir nicht so dumm hier ´rum stehen“, grollte der Mann. „Breidbach ist wie vom Erdboden verschluckt.“
    „Schade“, murmelte Lena. „Ich wollte ihm einen Job anbieten.“
    „Oh, wir auch und was für einen“, grinste da der Mann, der noch immer an der Haustür lehnte. „Aber er gibt uns dazu leider keine Gelegenheit.“
    In diesem Augenblick klingelte irgendwo ein Telefon.
    In dem großen leeren Haus war das ein geradezu unwirkliches Geräusch, das Lena unvorbereitet traf und sie deshalb heftig zusammenzucken ließ.
    Sie mochte sich dagegen wehren, so sehr sie konnte, aber allmählich fühlte sie sich wie die Hauptdarstellerin in einem amerikanischen Kriminalfilm – nur, dass im Film an dieser Stelle immer die Polizei als rettender Engel aus dem Nichts auftauchte, um dem hässlichen Plan der Gangster ein Ende zu bereiten.
    Die Realität sah anders aus. Ganz anders. Nämlich so: Es würde kein Kommissar mit einem einzigen Fußtritt die Eingangstür von außen öffnen und herein stürzen, die Bösewichte überwältigen und Lena in seinen wärmenden Trenchcoat wickeln, damit sie sich von ihrem Schock erholte.
    Es wusste ja niemand, dass sie sich in Breidbachs Villa befand – außer vielleicht Annelie, aber auf die konnte man sich in den wirklich gefährlichen Situationen des Lebens nicht verlassen.
    Warten auf Breidbach, wiederholte Lena stumm und wünschte sich, Annelie wäre hier, damit wenigstens einer über dieses Bonmot lachen konnte.
    Der Mann mit der dunklen Stimme lauschte hinüber zum Telefon, das genau dreimal klingelte. Dann nickte er dem Anderen zu, woraufhin Lena wieder gepackt und mit einem Ruck in den nächsten Raum geschoben wurde. Die Tür, die hinter ihr zufiel, wurde von außen abgeschlossen – und dann war Lena alleine. Sehr alleine. In einem abgedunkelten Raum.
    Ihre erste Reaktion war Panik. Herzrasen, Schwäche. Ihre Angst vor dunklen, geschlossenen Räumen brach sich schlagartig Bahn und ließ sie mit fliegenden Händen an der Wand neben der Tür nach einem Lichtschalter suchen. Als sie den Schalter nicht gleich fand, brach ihr der Schweiß aus, sie konnte ihren eigenen, keuchenden Atem hören und wusste, dass sie gleich in Hysterie ausbrechen würde, wenn sie den verdammten Lichtschalter nicht fand… Oder wenn sie ihn fand und es dennoch dunkel blieb…
    Da war er. Der Schalter tauchte plötzlich unter ihren Händen auf. Und dann wurde es Licht…
    Lenas Erleichterung darüber war so groß, dass sie sich hinsetzen musste. Sie brauchte Zeit, sich zu fassen, irgendwann begann sie, sich umzusehen, innerlich immerzu auf etwas Böses gefasst, obwohl sie nicht einmal hätte erklären können, was und wie denn dieses Böse eigentlich hätte sein können.
    Sie hockte auf dem kalten gefliesten Fußboden einer großen Küche. Die Fenster waren riesig, doch wie alle anderen Fenster des Hauses mit Jalousien zugesperrt. Eine hintere Tür führte offenbar in den Garten hinter dem Haus, und Lena hätte vor Erleichterung fast aufgeschrieen, als sie im Schloss dieser Tür einen Schlüssel erkannte.
    Zunächst vermochte sie es gar nicht zu glauben. Da steckte tatsächlich weithin sichtbar ein Schlüssel im Türschloss. Auf Zehenspitzen schlich sie hinüber, legte eine Hand auf den Schlüssel, die andere auf die Türklinke – und entdeckte in diesem Moment aus dem rechten Augenwinkel einen hellen Fetzen, der unter einem der Küchenschränke hervor lugte.
    Sie machte noch einmal kehrt, bückte sich und zog dieses Weiße ins Licht. Es war eine alte, verblichene Ansichtskarte, die irgendwann, vor einer

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