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Mordskerle (German Edition)

Mordskerle (German Edition)

Titel: Mordskerle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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Sylvia Herzig ausgerechnet mich anrufen? S i e kann mich nämlich auch nicht leiden.“
    Das Haus in der Hansastraße war grau und unfreundlich. An unzähligen Stellen blätterten der Putz und auch die Farbe ab, die kleinen Fenster hingen schief in den Angeln. Alles in allem hatte das mehrstöckige Gebäude bessere Zeiten gekannt, wenngleich diese Zeiten auch schon sehr lange her waren.
    Es war keine schöne Wohngegend. Lena hatte es geahnt. Eine Gertrud Hauser lebte eben in weitaus bescheideneren Verhältnissen als ein Dr. Max Breidbach. Wahrscheinlich war sie seine Haushälterin, vermutete Lena.
    Im dunklen Treppenhaus leuchtete kein Licht auf, nachdem Lena der Reihe nach alle Schalter gedrückt hatte, die sie erreichen konnte. Obendrein roch es unangenehm nach alten, feuchten Zeitungen, worüber Lena die Nase rümpfte. Da glich sie ihrer Mutter: Unschöne Gerüche schätzte sie nicht.
    Aber sie wollte kein Snob sein. Schließlich konnten nicht alle Menschen in einem bildschönen Penthouse im Grünen wohnen. Es war unfair, jemand die Bedingungen vorzuwerfen, unter denen zu leben er gezwungen war.
    Allerdings konnte Lena nicht umhin, an den Satz zu denken, dass man einen Menschen auch mit einer Wohnung erschlagen konnte und dieses Haus war so ein Haus mit solchen Wohnungen.
    Die Treppe wurde nach oben hin immer enger und dunkler. Eine magere, wütende Katze strich an Lena vorüber, sodass sie mit einem kleinen Schrei zurück zuckte. Hinter den Wohnungstüren im Treppenhaus lärmten Kinder und sehr unterschiedliche Fernsehprogramme um die Wette, irgendwo weinte ein Baby, zu dem niemand kam, um es zu trösten.
    Lena irrte indes über die einzelnen Korridore, um die Wohnung der Gertrud Hauser ausfindig zu machen. In der vierten Etage entdeckte sie endlich ein Pappschild mit dem Namen „Hauser“ über dem Klingelknopf. Davor blieb sie stehen, unschlüssig, was sie sagen wollte, wenn die Tür sich tatsächlich öffnete.
    Sie hatte kaum geklingelt, als die Tür auch schon aufflog. Eine kleine, grauhaarige Frau schien direkt dahinter gestanden und auf Lena gewartet zu haben. Alles an Gertrud Hauser war grau, klein und knochig. Bis auf ihre Augen. Diese Augen waren wasserblau und hellwach und musterten Lena kritisch.
    Im nächsten Moment allerdings überraschte sie Lena mit einer unerwartet lauten, energischen Stimme, als sie wissen wollte: „Wer sind Sie? Was wollen Sie?“
    Unwillkürlich wich Lena etwas zurück. „Ich heiße Lena Klüver und suche Herrn Breidbach. Dr. Max Breidbach. Es geht um einen… einen gemeinsamen Freund, der seine Hilfe braucht und…“
    Eben hatte sie noch gar nicht gewusst, was sie sagen würde, nun log sie bereits mit einer Selbstverständlichkeit, die selber überraschte.
    Sofort reagierte die kleine Frau zugeknöpft. „Ich weiß nichts“, behauptete sie, ohne mit der Wimper zu zucken. „Herr Breidbach ist vor einiger Zeit verreist, ohne eine Adresse zu hinterlassen.“ Dann hielt sie inne, sah Lena prüfend an und vergewisserte sich schließlich: „Klüver?“
    Lena nickte.
    Die kleine Frau lächelte plötzlich. „Von der Klüver-Kette? Komisch, dass Sie einen gemeinsamen Freund haben. Breidbach hat die Klüvers nie gemocht. Elitäre Bande, hat er immer gesagt. Bilden sich ein, bessere Menschen zu sein. Mischen sich nie unter das gemeine Volk. So was ist ihnen unangenehm.“
    Lena wurde rot. Sie musste etwas schlucken, ehe sie antworten konnte. „Na ja, so wirklich befreundet sind wir eigentlich nie gewesen. Genau genommen habe ich ihn gar nicht gekannt.“
    „Ich hab´ für ihn gekocht“, erwiderte Gertrud Hauser lakonisch. „Einmal am Tag. Und ein bisschen das Haus und den Garten in Ordnung gehalten. Aber das ist ja nun nicht mehr nötig“, fügte sie gedehnt hinzu. Nach einem kritischen Blick auf Lena, beugte sie sich unvermittelt vor und flüsterte der jungen Frau zu:
    „Wo steckt er eigentlich die ganze Zeit?“
    Lena räusperte sich. „Genau weiß ich das auch nicht. Jemand hat behauptet, dass er an die Westküste gegangen ist.“
    Frau Hauser funkelte sie kampflustig an. „So schlau bin ich schon lange. Er hätte ja in der Schönen Aussicht bleiben können, aber plötzlich sagte er, das ginge nicht mehr. Es hat natürlich mit dieser grässlichen Frau zu tun. Er musste sich damals ja unbedingt in sie verlieben und damit fing alles an.“
    „Ich wusste gar nicht, dass es eine Frau gibt“, reagierte Lena überrascht.
    „Das hat eigentlich keiner gewusst“, erwiderte

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