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Mordsmäßig fit

Mordsmäßig fit

Titel: Mordsmäßig fit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. K. Cambray
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nicht entspannen. Ihre Nerven! Sie starrte an die dunkle Decke. Wartete auf Geräusche von draußen, die ihr verrieten, daß der Sturm vorbei war und die Stadt zum Leben erwachte: Mr. Harnishes Schneeschaufel. Irgendwann war es soweit. Das erste Licht des Morgengrauens kroch durch die Vorhänge. Sie trank einen Kaffee und zog sich warm an. Den Honda mußte sie von zwanzig Zentimetern Schnee befreien. Der Wagen sprang an. Sie fuhr los. Die Räumfahrzeuge waren noch nicht unterwegs. Glücklicherweise waren die Straßen menschenleer. Fünf Häuserblocks von ihrem Apartment entfernt schlidderte der Wagen in eine Schneewehe. Sie versuchte, das Auto zu bewegen, vorwärts, rückwärts, vorwärts, rückwärts. Der Honda saß fest.
    Hilflos umklammerten ihre Hände das Lenkrad und versuchten, es zu rütteln. Verfluchter Schnee! Verfluchte Räumfahrzeuge! Wenn sie es sich doch nur leisten könnte, in einem besseren Teil der Stadt zu wohnen, wo die Straßen schon frei waren. Sie ließ den Honda stehen, suchte nach einer Telefonzelle. Es war kalt, die Luft schneidend vom eisigen Nordwind des Schneesturms. Sie kämpfte sich zwei Häuserblocks zurück Richtung Apartment, bevor sie ein Telefon fand. Dann noch einen, um eines mit Hörer zu finden. Sie wählte Morgans Nummer. Besetzt. Natürlich. Nach jedem Sturm stieg die Anzahl der Anrufe bei der Polizei dramatisch. Alles lief hier auf, vom Rettungsdienst bis zu familiären Auseinandersetzungen, weil Paare ein paar unerwartete Stunden miteinander hatten verbringen müssen. Sie versuchte es wieder und wieder. Die Kälte biß an ihren Zehen. Sie hatte sich nicht die Zeit genommen, dicke Socken anzuziehen.
    Å
     
    Sie rief SHAPE an. Karl hatte es irgendwie durch das Schneegestöber geschafft und nahm ab. Das andere Personal war noch nicht da. Sie rief Peter an. Sie beschlossen, an diesem Tag zu schließen. Morgan würde sie von ihrem Verdacht gegen Sam erzählen. Sie versuchte noch einmal, die Polizei zu erreichen. Immer noch besetzt! Sie überließ den Honda der Gnade der Stadtreinigung und ging zurück nach Hause. Eine Stunde später kam sie endlich bei der Polizei durch. Morgan war krank und zu Hause. Nein, Privatnummern gäben sie nicht heraus. Sie legte auf, biß vor lauter Wut in die Knöchel ihrer Faust. Sam Springs Verhaftung hinauszuzögern, konnte fatale Konsequenzen für SHAPE haben. Müde und aufgeregt wie sie war, tauchte der Tag vor ihr auf wie ein mächtiger Felsblock, der den Pfad ihres Lebens blockierte.
    Jeff kam vorbei. Skier unterm Arm. »Ein Winterwunderland!« Er führte sie in ein verschneites Straßenlaby-rinth, in dem der Wind den Schnee zu dünenähnlichen Hügeln aufgeweht hatte. Hinauf ging es, und sie wußte nur zu gut, daß unter ihnen Autos wie verzauberte Märchenmonster begraben lagen. Auf ungeräumten Kreuzungen, wo sich sechzehn Spuren trafen, stoppten sie mit brummendem Motor. Dawn und Jeff nahmen sich Zeit, duellierten sich spielerisch mit ihrem Atem und hinterließen Muster im Schnee, bevor sie weiterzogen. Er brachte sie in die Nähe des Amtes für öffentliche Arbeit, im Warenhausdistrikt, zu einem winzigen Restaurant, das von zwei bis elf Uhr morgens geöffnet hatte, und wo der Kaffee in bauchigen Bechern serviert wurde. Es erinnerte Dawn an ein Restaurant wie aus den dreißiger Jahren irgendwo in Kansas. Stühle gab es keine. Schneepflugfahrer in Wollpullovern und Denimjacken,
    Männer von den Straßenräummannschaften in Parkas, mit zwei Paar dicken Wollunterhosen und mehreren Handschuhlagen standen in Gruppen, schlangen Rosinenbrötchen hinunter und rauchten Camel-Ohne. Jeff und sie lehnten sich an die Wand, Jacken offen, die Wärme genießend. »Sie konnte sich nichtzurückhalten. Sie erzählte ihm, warum sie den jetzt gewalttätigen, leidenschaftlichen Hector für einen Mörder hielt - dann vom gestrigen Treffen mit Sam.
    »Er bringt Leute um, damit Healthways SHAPE für’n Appel und ’n Ei kaufen kann«, sagte sie. Wie gut es tat, das loszuwerden. »Was meinst du? Oder ist es doch Hector?«
    »Wollen wir rausgehen?« fragte er. »Mir ist heiß.«
    Sie gingen nebeneinander her. »Und?«
    Er antwortete nicht direkt. Statt dessen faselte er von seinen Reisen in den Fernen Osten und von irgendwelchen Meistern, bei denen er studiert hatte.
    »Kommst du irgendwann auf den Punkt, oder probierst du dein Erinnerungsvermögen an mir aus?« fragte sie ungeduldig.
    »Der Punkt ist, daß es zwei unterschiedliche Denkweisen gibt. Unsere und die der

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