Mordsmäßig fit
zu. Sie blickte auf seine Hände und stellte sich die schrecklichen Dinge vor, die sie getan hatten. Peter erhob sich. »Rufen Sie uns morgen an.«
»Ich bin fassungslos!« Sams Gesicht war jetzt puterrot. »Das geht weit über mangelnden Geschäftssinn hinaus. Das grenzt an Idiotie!«
Peter ging auf ihn zu, einen Arm schwungvoll erhoben. »Die Tür, mein Lieber. Bitte, benutzen Sie sie.«
Sam zögerte. Seine weit aufgerissenen Augen blitzten von einem zum anderen. »Das wird Ihnen noch leid tun.«
Dawn verlor die Beherrschung. Sie sprang auf. »Raus mit dir - du scheußlicher Kerl!«
»Hey -«
Peter riß die Tür auf. »Sie waren einfach ein bißchen zu lange hier, Sam. Sie gehen jetzt besser.«
In der Tür warf Sam Dawn einen feindseligen Blick zu. »Eines Tages wirst du angekrochen kommen, du Schlampe! Auf deinen Knien wirst du mir die Schuhe lecken.«
Als er verschwunden war, konnte Dawn vor Aufregung weder über das Angebot noch über andere geschäftliche Dinge reden. Sie sagte Peter, jede weitere Diskussion müsse warten. Sie war nicht in der Stimmung, zu streiten. Sie ging an den Empfangstisch. Das Personal hatte gerade Pause. Sie übernahm. Sie versuchte, die frischen Sorgen abzuschütteln, die wie Blutegel an ihr klebten: Was wird Sam als nächstes tun, um sie zum Verkauf zu zwingen?
Sie räumte ein bißchen auf und entdeckte einen Briefumschlag mit ihrem Namen und dem Datum darauf. Sie war so aufgeregt, daß sie ihn lange Zeit voller Abscheu anstarrte, als sei er ein glitschiger Pilz. Was war mit ihr los? Oh, sie wußte es. Sie hatte Angst. Die Todesfälle und der ganze Ärger schlichen sich in ihr Privatleben. Drohungen tauchten auf wie Wachsfiguren in einer Geisterbahn. Ihre Hände zitterten. Sie schob ihren Zeigefinger unter die Lasche, öffnete den Briefumschlag und zog ein einzelnes Blatt heraus. Der Atem stockte ihr. Auf dem Blatt war eine Zeichnung. Als sie erkannte, was es war, mußte sie lächeln. Eine Karikatur von Jeff und ihr, beide auf Skiern, händehaltend, selbstgefällig und zufrieden. Kleine Herzchen stiegen wie Blasen über ihren Köpfen auf. Sie rief ihn übers Clubtelefon an. »Wann gibt’s den nächsten Nordostwind?« fragte sie. »Ich kann es kaum erwarten.«
»Es hat dir auch gutgetan, hm?«
Sie konnte ein Lächeln aus seiner Stimme heraushören. »Weiß Gott, ich habe mich auch angestrengt, dich zu unterhalten.«
»Es war doch nicht nur anstrengend, oder?« Sie dachte an ihr langes Intermezzo im Schaukelstuhl, merkte, wie sie rot wurde. »Werde ich dich heute zu sehen bekommen? Ich muß dir einiges erzählen.«
»Vielleicht hat Beth Lust, sich mit uns zu treffen. Mal sehen, ob sie hinter ihren heimlichen Verehrer gekommen ist.«
Da die Snackbar noch immer geschlossen war, bestellten sie sich Delikatessensandwiches. Beth holte sie ab. Sie aßen im Trainerraum und legten ihre Speisen auf dem abgedeckten Massagetisch aus. Die zierliche Frau stellte eine Valentinstag-Pralinenschachtel neben die Gurken. »Kam gestern mit der Post«, sagte sie. »Zwar ist Valentinstag längst vorbei, aber ich erkenne die Aufmerksamkeit trotzdem an.« Sie lächelte gewinnend. Natürlich fand sie Gefallen an all der Aufmerksamkeit, die ihr zuteil wurde. Von wem auch immer sie kam.
»Hat sich Mister Unbekannt inzwischen offenbart?« fragte Jeff.
»Eh-eh, aber er hat mir eine neue Karte geschickt.«
»Darf ich mal sehen?« fragte Dawn.
»Hab sie alle zu Hause. Ich bring sie morgen mit.«
Dawn hatte keinen sonderlichen Appetit, aber sie mußte etwas essen. Während sie aßen, brachte Dawn sie auf den neuesten Stand, legte besondere Betonung auf Sam und ihren jüngsten Verdacht. Sie war nur ein wenig von Jeffs Anwesenheit abgelenkt. Er gab ihr ein warmes Gefühl. In der Nähe ihres Herzens, hoffte sie.
»Kurz gesagt, Dawn, muß ich mich nach einem neuen Job umsehen«, fragte Beth, »geht SHAPE den Bach runter?«
»Noch nicht!« Sie hoffte, so sicher zu sein, wie sie klang. Nach Mittag traf sie Peter. Er war immer noch sehr aufgeregt. Sie besprachen hastig ihre Position. Nein, sie würden nicht an Healthways verkaufen. Er hatte ihr etwas Wichtiges zu sagen. Er wollte nicht hinter seinem Schreibtisch sitzen, wenn er zur Sache kam. Er führte sie zu einem Stuhl und setzte sich ihr gegenüber. »Ich fühle mich schuldig«, fing er an.
»Warum?«
»Weil ich dich überredet habe, so viel Kapital in dieses Unternehmen zu stecken.« Er machte eine weite Handbewegung.
Sie lächelte. »Du hast
Weitere Kostenlose Bücher