Mordsmäßig fit
Beziehung zu Signal blieben die Vermögenswerte und die Unterhaltung des Clubs in den Händen des derzeitigen Besitzers, SHAPES Unabhängigkeit war garantiert. Zwischen den Zeilen las Dawn, daß noch etwas anderes garantiert war: ein größeres, viel lukrativeres SHAPE. Andere Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Sie mußte den Ideen Zeit geben, mußte sie ordnen. Sie las weiter. Die jüngsten »Unglücke« im Club hatten die Unterzeichnung des Vertrags verzögert. Signal brauchte die Zusicherung, daß die »störenden Ereignisse« sich nicht fortsetzten und SHAPE wieder ein sicherer, zuverlässiger Club war. Jetzt, wo Peter diese Garantien geliefert hatte, gab es keinen Grund, eine endgültige Entscheidung weiter hinauszuzögern. Dieser Brief ging dem endgültigen Vertrag voraus, konnte aber als bindendes Angebot betrachtet werden. Eine Zusage wäre rechtsgültig. Sie las die Seiten noch einmal. Ihr Name tauchte nicht einmal auf.
»Ich dachte, du solltest das sehen«, sagte Beth mit dünner Stimme.
Dawn nickte. Sie sank auf einen Stuhl. Ihre Gefühle, vor ein paar Minuten so ruhig, waren in Aufruhr. Sie verstand überhaupt nichts mehr, nicht mal zur Hälfte. Beth sah zu, wie Dawn Torsten Berman anrief. Er war nicht zu sprechen. Sie fragte die Sekretärin, ob sie irgendwas über den Vertrag zwischen SHAPE und Signal wisse.
»Darf ich fragen, wer am Apparat ist?«
»Dawn Gray, Miteigentümerin von SHAPE.« Schweigen.
»Ja?« sagte Dawn endlich.
»Warum kommen Sie nicht einfach heute nachmittag vorbei«, sagte die Sekretärin. »Ich bin sicher, Mr. Berman möchte sie kennenlernen.«
»Haben Sie schon von mir gehört?« Dawns Stimme klang gereizt.
»Kommen Sie doch her, und sprechen Sie mit Mr. Berman darüber.«
Sie machten eine Zeit aus und legten auf. Dawn wandte sich an Beth. »Sie haben noch nie von mir gehört.« Sie las den Brief noch einmal. Versuchte zu begreifen, was all das mit den Vorfällen der letzten fünf Wochen zu tun hatte. Ihr Verstand sprang hin und her. Sie war unfähig, ihre Gedanken zu ordnen - und ihre Verdächtigungen. Sie war froh, daß Beth da war und ihr half, Zusammenhänge zu erkennen. »Peter hat all diese Verhandlungen hinter meinem Rücken geführt, Beth. Ich sollte von nichts, was in diesem Brief steht, etwas wissen.«
»Aber wenn die Dinge sind, wie es da beschrieben wird, dann mußt du davon wissen, Dawn. Dir gehört mehr als die Hälfte des Clubs.«
»Es gibt zwei Wege, mich aus dem Rennen zu bringen«, sagte Dawn. »Erstens, ich könnte meinen Anteil an Peter verkaufen.«
»Aber das hast du abgelehnt.« Beth gestikulierte mit ihrem Zeigefinger in der Luft. »Also muß dich Peter vom Verkauf überzeugen. Und er hat es getan.« Sie sah Dawn mit großen Augen an. »Indem er Leute umbrachte.«
Dawn nickte, kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Der erste Mord sollte den Ruf des Clubs ernstlich schädigen, ihn aber nicht tatsächlich zerstören. Und auch nur in eine Situation bringen, in der es sinnlos wurde, meine Interessen zu verteidigen. Als sich die Dinge verschärften, hat er angeboten, meine Anteile zu kaufen. Wenn ich nicht so entschlossen gewesen, wenn SHAPE nicht so wichtig gewesen wäre, dann hätte ich verkauft. Aber das habe ich nicht. Also brachte er noch mehr Leute um. Dann hat er sein Angebot versüßt. Noch immer wollte ich nicht verkaufen.«
»Dann hat er die Drohbriefe geschickt.«
Dawn nickte. Beth hatte recht. Sie wedelte mit dem Brief. »Hier steht, Peter >garantiert<, daß der Ärger vorbei ist. Wie kann er das, es sei denn, er steckt dahinter?«
Beth nickte aufgeregt. »Mir ist gerade etwas anderes eingefallen.« Sie kam herüber und setzte sich auf den Massagetisch. Sie baumelte mit den Beinen. »Er will dich immer noch weg vom Fenster haben - offensichtlich. Du verkaufst nicht. Du rennst nicht vor seinen Drohungen weg. Du hast dich gefragt, ob sie ernstgemeint sind. Ich glaube, ja! Der einzige Weg, sich dich vom Hals zu schaffen, ist, dich umzubringen. Und das schnell.«
Dawn stöhnte. Ihre Knie wurden weich. Ja, das ergab alles Sinn. Während ihre Phantasie verrückt spielte und einen nach dem anderen verdächtigte, sie sich die exotischsten Motive ausgedacht hatte, war der wahre Übeltäter viel näher. Die Gründe für die Morde waren nur zu bekannt: Geiz und Ehrgeiz. Sie war zu einem Hindernis auf seinem Weg nach oben geworden. Sie mußte aus diesem Weg.
»Du bist bleich wie die Wand«, sagte Beth. »Kipp mir bloß nicht um!«
»Wenn
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