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Mordsmöwen

Mordsmöwen

Titel: Mordsmöwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sine Beerwald
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Dienststelle gefahren.«
    »Hat Ihre Mutter öfter Sachen aus dem Garten an ihren Sohn verschenkt, obwohl die beiden nicht das beste Verhältnis hatten?«
    »Die Johannisbeeren waren eigentlich mehr für Eva gedacht, Knuts Freundin, damit sie Gelee kochen kann. Mit Eva hat sich meine Mutter immer gut verstanden. Aber allzu oft sehen sich die beiden auch nicht.«
    »Wie gut kennen Sie die Freundin des Vermissten, Eva Keller?«
    »Ziemlich gut sogar. Sie arbeitet am Weststrand als Surflehrerin und kommt öfter zu mir in den Laden, im Winter arbeitet sie auf La Palma als Tauchlehrerin. Dort hat sie meinen Bruder vor zwei Jahren kennengelernt, als er sich endlich mal eine Woche Auszeit genommen hat und ich ihn vertreten habe.«
    »Wissen Sie, wo sich Frau Keller im Moment aufhält?«
    »Falls Sie noch Fragen an Eva haben, sie ist telefonisch erreichbar, ich kenne nur die Adresse der Freundin in Flensburg nicht, wo sie sich zurzeit aufhält.«
    »Warum ist Frau Keller dort?«
    »Voraus ging alldem, dass sie am Strand einen heftigen Streit mit meinem Bruder hatte, weil sie keine Zukunft für die Beziehung mehr sah, wenn er finanziell nicht auf die Beine käme. Sie wollte ihm nicht ständig etwas zuschießen. Eva hat ihm ein Ultimatum gestellt, bis Ende August seinen Crêpes-Stand zu verkaufen und sich eine lohnendere Arbeit zu suchen. Oder einen Sushi-Edel-Imbiss oder so was draus zu machen, mit dem sich mehr Geld verdienen lässt. Weil sie nicht auf ewig in dieser Zwei-Zimmer-Erdloch-Wohnung versauern wollte, für die immerhin fünfhundert Euro fällig sind. Kalt. Sie wissen ja, wie das hier auf der Insel ist. Sie hatte sich mit ihm eine bessere Zukunft vorgestellt, schließlich wollte sie auch gerne mal Kinder haben. Und ja, sie hat ihm auch gesagt, dass sie ihn nicht mehr so sehr liebt wie früher, aber dass Knut deshalb gleich verschwindet und sich höchstwahrscheinlich umgebracht hat, damit rechnet doch keiner, und Eva war natürlich sehr bestürzt darüber.«
    »Sie wissen insgesamt ja außerordentlich gut Bescheid.«
    »Ja, ähm … Eva hat die Nacht nach dem Streit bei mir verbracht – aber nicht, dass Sie jetzt etwas Falsches denken. Wir haben nichts miteinander. Sind nur gut befreundet. Sie wollte nach dem Streit mit Knut einfach nicht nach Hause. Also ist sie mit dem Auto zu mir gefahren, hat am nächsten Morgen ihre Sachen aus der gemeinsamen Wohnung geholt und ist erst mal ein paar Tage zu dieser Freundin nach Flensburg gefahren.«
    »Zu diesem Zeitpunkt lag noch kein Abschiedsbrief in der Wohnung?«
    »Nein, nur der Crêpes-Teig war vorbereitet, aber Knut war nicht da. Das war ihr natürlich in dem Moment mehr als recht, sie hat nur schnell ihre notwendigen Sachen aus den Schränken rausgerissen und eingepackt, sie wusste ja nicht, wann er zurückkommt, und wollte an diesem Morgen keine Konfrontation mit ihm. Er war nämlich schon immer recht eifersüchtig auf mich, wenn auch grundlos.«
    Vielleicht ist doch was dran, denke ich, dass Eva die Leiche von Knut im Kofferraum von der Insel geschafft hat und die Beobachtung von Fietje und dem Pizzabäcker falsch ist beziehungsweise die beiden etwas anderes auf dem Meer gesehen haben.
    »Das Auto gehört dem Vermissten?«
    »Ja, aber auf Knut ist es nur zugelassen. Eva hat dafür bezahlt. Eigentlich konnte er sich schon längst kein Auto mehr leisten.«
    »Warum kommt sie Ihrer Meinung nach jetzt, wo ihr Freund als vermisst gilt, nicht wieder zurück?«
    »Sie hält es im Moment hier auf der Insel nicht aus, weil jeder sie nach Knut fragen würde, und natürlich gibt sie sich auch ein wenig die Schuld an seinem Verschwinden, wahrscheinlich sogar an seinem Tod. Aber wie gesagt, wenn Sie noch Fragen an Eva haben: Sie ist telefonisch erreichbar, ich kenne nur die Adresse der Freundin in Flensburg nicht.«
    »Nicht notwendig, meine Kollegen haben bereits zu ihr Kontakt aufgenommen.«
    »Ach? Und warum fragen Sie mich das dann alles?«
    »Wir wollten Ihre Version der Geschichte hören.«
    »Halten Sie mich für einen Lügner?« Jetzt stößt sich Sönke vom Stromkasten ab, an dem er die ganze Zeit über gelehnt hat, und sammelt seine Tasche und die Angelsachen vom Steg ein.
    »Wir haben Ihnen nichts unterstellt und Ihnen auch nichts vorgeworfen.«
    »Dann ist ja gut. Eva hat nämlich nicht das Mindeste mit der Sache zu tun.«
    »Und Sie?«
    Sönke hält inne. »Halten Sie mich etwa für verdächtig?«
    »Sie dürfen ganz ruhig bleiben. So war die Frage nicht gemeint.

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