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Mordsmöwen

Mordsmöwen

Titel: Mordsmöwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sine Beerwald
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hätte ich sonst tun sollen? Es war ja niemand von euch da. Ich habe mich auf den Mast gesetzt, um ihn nicht wieder aus den Augen zu lassen. Knut ist mit dem Boot rumgekreuzt, hat die Angel ausgeworfen, und als es dunkel wurde, hat er geankert und sich schlafen gelegt. Ich war die ganze Nacht wach, ohne einen Tropfen Alkohol. Ich … ich wollte es nicht noch mal versemmeln, so wie beim Autozug …«
    »Schon gut. Und du bist dir wirklich sicher, dass es Knut ist?« Damit wären all unsere Probleme auf einen Schlag gelöst. Knut wollte sich einfach mal eine Auszeit nehmen, kommt aber zurück. Nur, war er all die Tage davor schon auf dem Boot? Vor allem wusste ich bislang gar nicht, dass er überhaupt eines besitzt.
    »Wirst es sehen. Knut kommt gleich wieder an Deck. Der muss nur mal kurz für kleine Wiedehopfe.«
    Neben diesen komischen Vögeln sind die Menschen die einzige Spezies, die ich kenne, die sich ins eigene Nest scheißen.
    Tatsächlich dauert es nicht lange, bis die Kajütentür wieder auf- und mein Traum untergeht. Das ist nicht Knut. Knut besitzt keine schicken Segelklamotten, außerdem hat er immer eine runde Brille auf und nicht so ein Stubenfliegenmodell. Das ist nicht unser Knut, das muss der Typ sein, dem Baron Silver de Luft ins Schaufenster geflogen ist. Sein Bruder. Plötzlich fühle ich mich, als hätte ich mit dem Schnabel in eine Steckdose gelangt. Ich kann zwar nicht lesen, aber ich könnte meinen Arsch darauf verwetten, dass auf dem Boot der Name »Viktoria« steht. Nicht nur der Pizzabäcker und Fietje sind an jenem Abend Zeugen geworden, wie Knut aufs offene Meer hinaus gebracht wurde – auch wir haben das Boot gesehen! Nur war es für uns nichts weiter als ein Segelboot im Sonnenuntergang.
    Wir befinden uns mittlerweile nicht nur in Sichtweite des Hafens, sondern auch in Schallweite, wenn Alki laut genug schreit.
    »Alki, wir müssen die Polizei holen.«
    »Warum das denn?«
    Stimmt, er war ja auf dem Rantumer Campingplatz nicht mit dabei und ist deshalb nicht auf dem Laufenden. »Das da ist nicht Knut, sondern sein Bruder Sönke. Knut ist tot. Seine Leiche wurde von diesem Boot aus über Bord geworfen. Fietje und der Pizzabäcker haben das beobachtet.«
    »Dann habe ich den Mörder gefasst?« Alki kann es selbst kaum glauben.
    »Noch wissen wir nichts über Sönkes Motiv und können daher nicht mit Sicherheit sagen, ob er auch der Mörder seines Bruders ist – aber es ist eine ganz heiße Spur.«
    »Was denkst du eigentlich, wie alt Sönke ist?«
    »Hä, was hat das denn jetzt mit der Sache zu tun?«
    »Jünger oder älter als Knut?«, bohrt Alki unbeirrt weiter.
    Sönke steht am Steuerrad, vollkommen konzentriert auf die nahende Hafeneinfahrt, und ich schaue mir sein Gesicht genau an.
    »Schwer zu sagen. Die beiden sehen sich verdammt ähnlich.«
    »Schon mal dran gedacht, dass die beiden in einem Nest ausgebrütet worden sein könnten?«
    »Du meinst, gleichzeitig in einem Bauch?« Ich fühle mich, als hätte Harry mir mit dem Flügel einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst. »Alki, du hast recht! Die beiden könnten Zwillinge sein. Sie haben deshalb eine so ähnliche Handschrift, dass es für Sönke ein Leichtes war, den Abschiedsbrief zu fälschen und sogar seine Mutter zu täuschen.«
    »Und wie sollen wir jetzt die Polizei holen? Die Menschen verstehen uns doch gar nicht? Ich glaube, jetzt brauche ich doch einen Schluck.«
    »Brauchst du nicht. Es gibt eine Möglichkeit. Du machst die müde Fliege.«
    »Ich soll was machen?«
    »Du breitest deine Flügel aus, hebst und senkst sie langsam und machst dazu krah … krah … kraaaahhh. Haben dir deine Eltern nicht mal das beigebracht? Kurz, kurz, lang. Schrei, was deine Kehle hergibt.«
    »Ich soll S . O . S . funken?«
    »Exakt. Die Regeln sind nicht nur im Tierreich gültig. Ich fliege voraus und sehe zu, was ich an Land erreichen kann.«
    Alkis Geschrei ist bis zum Crêpes-Stand zu hören, und wie er die müde Fliege mimt, ist perfekt. Die nötige Aufmerksamkeit der Leute am Strand hat er sich schon mal gesichert. Mein Ex-Scheff guckt ziemlich verkatert aus den Federn, aber immerhin ist er jetzt wach.
    »Scheff, wir brauchen die Polizei.«
    »Ich glaube, die sind immer noch damit beschäftigt, unser Taxi auf dem Golfplatz einzufangen.«

ACHT
    Unterstützt von unserem Scheff begleiten wir das Boot in den Hörnumer Hafen und schreien uns die Kehlen aus dem Leib. Es ist ein kleiner Segel- und Jachthafen, in dem vielleicht

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