Mordsonate
einfach, Heinz … bis ich bei dem Stau im LKA bin … ich muss los.«
»Du musst nur eines, Sigi, den Laber auflaufen lassen, verstehst du. Ermittlungspannen … Unfähigkeit … krasse Fehleinschätzungen. Ist doch keine Hexerei für dich. Ein paar zurückgehaltene Infos, das Übliche halt. Die Landeshauptfrau kann den Chefinspektor unter solchen Bedingungen niemals halten. Und in so einer Causa ist die dann sowieso die Erste, die ihn fallen lässt. Bei einem Mord an einem Kind, Sigi!« Er zwinkerte Koller vielsagend zu, als er meinte: »Wir sind nicht auf der Nudelsuppe daher geschwommen. Wo wir die Fäden ziehen … na, du weißt Bescheid. Und mit dieser Geschichte entsorgen wir gleich noch einen anderen Problemfall, einen von den Solariumbraunen, den noch der große Führer angewärmt hat, wenn du verstehst, was ich meine.«
Koller entwand sich dem um seine Schulter gelegten Arm, was sein Gesprächspartner als Zustimmung wertete. Sofort boxte er ihm grinsend gegen die Schulter. »Na, siehst du, Sigi, ich habe es doch gewusst! Du bist doch keinDummkopf. Wir müssen Salzburg zurückbekommen, auf der ganzen Linie, das weißt du. Salzburg muss wieder uns gehören!«
Koller streckte seinem Parteisekretär die Hand entgegen, die dieser sofort ergriff: »Du willst Polizist bleiben, denke ich … sonst hätte ich etwas in der ENAG. Überleg es dir. Sehr hohes Gehalt, großer Dienstwagen – na, muss ich noch mehr sagen?«
»Ich muss jetzt, Heinz.«
»Okay. Mach’s gut, Sigi. Aber in unserem Sinn!«
Erich schüttelte ein ums andere Mal ungläubig den Kopf. Aber ein Irrtum war ausgeschlossen. Er hatte keine hohe Meinung von dem Menschen gehabt – aber das … nein … warum hatte er dem Mann so etwas eigentlich nicht zutrauen wollen? Nun jedenfalls war alles anders – zumindest anders, als sich der Chefinspektor insgeheim gedacht hatte. Völlig anders. Oberst Bermadinger war informiert. Und all jene, die es noch sein müssten, würden alsbald folgen. Für Dr. Erich Laber war das Ganze beinahe so, als hätte sich herausgestellt, dass die Erde doch eine Scheibe sei. Und das auch noch knapp vor Dienstschluss!
5
Sie war einfach umgefallen. Seitlich vom Besucherstuhl des Anwalts gekippt. Der dicke Teppich hatte den Aufprall gemildert, sonst hätte sie sich bestimmt die Stirn blutig geschlagen. So fühlte sie eine Beule, als sie nach der kurzen Ohnmacht die schmerzende Stelle betastete. Der Kopf tat ihr bei der geringsten Bewegung weh.
»Nein. Nein, nein … keine Rettung … ich muss doch jetzt bei Anja …«
Ja, dieses schwüle Wetter mache ihr auch zu schaffen, sagte die Sekretärin des Anwalts, die sich mit dem Glas Wasser neben Petra Weger hockte, nachdem sie ihr einen kleinen Zierpolster unter den Nacken geschoben hatte. Der Kreislauf. Petra hob mit Unterstützung der Frau ganz leicht den schmerzenden Kopf an und trank. »Mein Blutdruck … ich habe so einen niedrigen Blutdruck«, sagte sie. Und sie sagte es so, als würde sie sich an alles klammern wollen, wenn es nur nicht mit dem zu tun hatte, worüber sie von Dr. Ernstreiter informiert worden war. Natürlich übernehme er das Mandat, klar. Aber, wie gesagt, der eigentliche Grund, weshalb er sie in seine Kanzlei gebeten habe, sei, dass sie und ihr Mann unter keinen Umständen falsche Erwartungen hegen sollten, hinsichtlich einer Unterstützung durch die Partei. So etwas sei absolut ausgeschlossen! Die Partei müsse auf sich selber schauen. »Also bitte auch nicht persönlich nehmen, wenn sehr scharfe Angriffe kommen sollten.« Mit einem zynischen Lächeln sagte der Anwalt: »Unser Vorbestrafter kennt nun einmal keinen Pardon gegenüber Kriminellen.« Im Ernst, die Partei müsse das einfach nützen. »Das ist das politische Geschäft, Sie verstehen, Frau Weger.« Diese Härte erwarteten die Mitglieder und Sympathisanten. »Aber, wie gesagt, ich übernehme natürlich jederzeit das Mandat … ihr Mann ist dann mein Privatklient, und ich werde nicht als Parteianwalt tätig.«
Jetzt hockte sich auch der Anwalt neben die auf dem Boden liegende Frau. »Zum Hausarzt, Frau Weger, versprechen Sie mir, dass Sie gleich zu Ihrem … damit er Sie stabilisiert.«
Petra nickte. Und schloss wieder die Augen. Sie hätte jetzt am liebsten nur geschlafen.
»Haben Sie jemanden, der Sie jetzt unterstützt?« fragte die Sekretärin des Anwalts leise, nachdem sich ihr Chef wieder erhoben hatte.
»Angela … meine Schwester, ich hoffe, dass … sie lebt in der Wachau … sie
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