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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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unter den Nägeln der hinterlegten Finger aufgefundene Juckpulver war Birgit auf den Nacken und vor allem den Rücken gestreut worden. Was für eine seltsam infantile und dennoch wirksame Form der Folter, stellte der Chefinspektor mit Abscheu fest.
    Irgendwann – Erich ging davon aus, dass es während des Klavierspielens gewesen sein musste – war es dem Mädchen gelungen, sich im Nacken und an den Schulterblättern zu kratzen, wodurch Haut- und Pulverspuren unter die Fingernägel beider Hände geraten waren. Die leichten Hautabschürfungen, die es sich so selbst beigebracht hatte, konnten festgestellt werden. Birgits Fingerspuren auf den Tasten ließen keinen Zweifel daran, dass sie das Instrument nicht bloß berührt, sondern tatsächlich darauf gespielt hatte. Da das Pianino extrem verstimmt war, kam es als Übungsinstrument für einen Musikstudenten nicht in Betracht.
    Was für eine verworrene Faktenlage! Aber das Motiv für das Verbrechen musste auf irgendeine Weise mit Musik zu tun haben, da dem Mädchen keine sexuelle Gewalt angetan worden war, wie auch keine über die Fesselunghinausgehende physische Gewaltanwendung zu Birgits Lebzeiten nachgewiesen werden konnte; die Hämatome an den Oberschenkeln entstanden nach ihrem Tod beim Abhacken der Beine.
    War Birgit Aberger gezwungen worden, bis zur Erschöpfung auf dem verstimmten Klavier zu spielen? Gleichzeitig gefoltert mit Juckpulver? Oder war sie damit gequält worden, als sie gefesselt auf dem Bett gelegen war?
    Brösel einer Nussschnecke waren sichergestellt worden; das deckte sich mit dem Ergebnis der Untersuchung des Mageninhalts des Opfers. Des Weiteren hatte Birgit vor ihrem Tod ein Kakaogetränk und Fruchtsaft zu sich genommen. Mit Letzterem war dem Kind die Überdosis an Schlafmitteln verabreicht worden. Überdies musste es noch Pizza gegessen haben. Der Täter oder die Täter hatten sämtliche Verpackungen entsorgt. Weil sich darauf Hinweise auf den jeweiligen Kaufort befunden hätten? Auch wenn er sich vorerst wenig davon versprach, erteilte Dr. Laber dem Gruppeninspektor Koller per E-Mail den Auftrag, morgen telefonisch bei sämtlichen Bäckereien in Salzburg zu erheben, wer Verpackungsmaterial mit konkreten Firmenhinweisen verwende, und die dem alten Haus am nächsten liegenden Pizzaverkaufsstellen zu eruieren.
    Auf dem alten Stuhl, der in dem Raum stand, konnten dank der Holzabsplitterungen jede Menge unterschiedlicher Faserspuren sichergestellt werden, die eindeutig nicht von der Kleidung des Opfers stammten. Sie mussten aber nichts mit dem Täter zu tun haben, denn Herr Brammer hatte das Möbelstück von dem Bauern übernommen, der ihm das Haus verpachtet hatte.
    Die Gliedmaßen wurden dem Kind mit der danach nicht gesäuberten Hacke auf dem Hackstock abgetrennt. Das Fleischpaket war mit einer Kunststoffschnur zusam-mengebundenund in den Müllsack gesteckt worden. Am Stiel der Hacke konnte eindeutig der Abrieb eines Latexhandschuhs festgestellt werden, den der Täter getragen haben musste. Weiters fanden sich Latexhandschuhspuren auf dem Hackstock, auf dem die Leiche des Kindes mit dem Beil regelrecht tranchiert worden war. Ein Kühlgerät, das zur Aufbewahrung der später einzeln im Stadtgebiet hinterlegten drei Finger benutzt worden war, konnte im Haus nicht sichergestellt werden.
    Auf der dritten Stufe der hölzernen Kellerstiege konnten in den Schmutz- und Staubablagerungen Abdrucke festgestellt werden, die darauf hindeuteten, dass hier eine Schachtel oder ein anderer rechteckiger Gegenstand abgestellt worden war. Der frische Staub ließ eindeutig den Schluss zu, dass die Kellerluke in der letzten Zeit offen gewesen sein musste. Ob der Täter die Finger in einer Schachtel, in einem Tupperwaregefäß vorübergehend auf die Kellerstiege gestellt hatte?
    Herr Brammer hatte ausgesagt, dass er nie in den kleinen Erdkeller hinabgestiegen, sondern nur ein einziges Mal in das dunkle Loch hinuntergeschaut, aber zu keiner Zeit irgendetwas auf der Stiege abgestellt habe. Neben Schuhabdrücken, die Birgit Aberger zugeordnet werden konnten, waren Abdrücke von Turn- oder Baseballschuhen in Größe 40 sichergestellt worden. Natürlich besitze er Baseballschuhe, hatte Roland Brammer dazu festgestellt. »Wer denn nicht? Größe 40, wenn Sie es genau wissen wollen.« Erich glaubte sich zu erinnern, dass im Blumenbeet vor der Mozartstatue ebenfalls Abdrücke von Baseballschuhen dieser Größe sichergestellt worden waren – aber was bewiese das schon? Auf

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