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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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– aber … nein, was sollte denn dieser Knallfrosch damit zu tun haben?
    »He, Erich!« rief Babsi plötzlich und deutete auf den großen Stadtplan, auf dem ihr Onkel mit dickem Filzstift die Fundorte von Birgit Abergers Fingern eingekreist und mit den entsprechenden Anfangsbuchstaben versehen hatte.
    »Ja, was ist damit?«
    Babsi lachte schallend, als sie auf den Stadtplann deutete: B für Bahnhof, S für Sparkassenstraße, L für Landestheater. » BSL , Erich, BSL !«
    Der Chefinspektor blickte seine laut lachende Nichte verdattert an. Sie rüttelte ihren Onkel vergnügt an derSchulter und sagte: »Erich, komm wieder zu dir – ist doch nur ein Scherz.«
    »Du hast gesagt, der streut Juckpulver?«
    »Ja, so kindisch ist der! Ich habe es einmal sogar selber erlebt … der ist vor Freude ganz ausgezuckt, sage ich dir, als ich angefangen habe, mich zu kratzen.«
    »Weißt du etwas über ihn, sein Leben, meine ich?«
    »Erich! Du nimmst das doch nicht etwa ernst, oder? Über den weiß keiner mehr, als dass er sich total gut vorkommt. Und offenbar der Meinung ist, es ausschließlich mit Versagern zu tun zu haben. Der kann nicht leben, wenn er nicht jemanden zur Sau macht.«
    »Weißt du, von wo der kommt … ich höre ihn ja nicht mehr, seit du … aber hat der nicht einen bayerischen Akzent?«
    »Aus München ist er, soweit ich weiß.«
    Erich wollte es nicht glauben, aber einen Versuch war es doch wert. Sie hatten in dem Fall, wie ihm schien, ohnehin schon mehr als genug falsche Spuren verfolgt – auf eine weitere käme es nun auch nicht mehr an.
    »Hast du noch einen Moment Zeit?«
    Babsi sah ihren Onkel schmunzelnd an. »Ich bin jetzt Freelancerin, Erich – das war ich de facto auch schon vorher, aber ich kann mir meine Zeit einteilen.«
    »Wunderbar, Babsi, sehr gut.« Erich griff nach dem Hörer und bat Mühlbauer, seine Nichte und ihn zu dem Kollegen zu begleiten, der das Phantombild erstellte.
    »Ja, aber … Chef, da wird noch nicht viel zu sehen –«
    »Probieren wir es einfach.«
    »Okay. Wir können jederzeit gehen.«
    »Wir sind gleich drüben.«
    »Den Bart könnt ihr vergessen«, sagte Babsi nach einem Blick auf den großen Computerbildschirm. »Der BSL ist glatt wie ein Babypopo … aber sonst … na ja … irgendwie …«
    »Wir sind noch lange nicht fertig«, äußerte sich der Beamte säuerlich, gekränkt über die Zumutung, dass er jetzt schon etwas Brauchbares vorweisen sollte, wo es zwei Tage dauern konnte, bis ein Phantombild passte, und klickte den Bart weg.
    »Eine gewisse Ähnlichkeit … eine entfernte …«
    »Du meinst, das könnte dieser BSL sein?«
    »Ich weiß nicht recht … irgendwie …«
    »Aber nicht nur, weil dir der Typ auf den Wecker geht, ja?«
    Babsi lachte. »Nein, Erich, wie ich dir schon gemailt habe: Meinetwegen brauchst du ihn nicht mehr aus dem Verkehr zu ziehen!«
    Roland Brammer sah Erichs Nichte interessiert an. »Bei mir trug dieser Joachim Bernberger so einen Bart«, sagte er. »Sich so etwas aufzukleben, ist keine Hexerei.«
    Erich war skeptisch. Es wäre doch ein unglaublicher Zufall gewesen, wenn ihm erstmals in seiner langen Laufbahn ein Fall persönlich so nahe gerückt wäre. Jemand aus dem beruflichen Umfeld seiner Nichte – das war doch … aber warum eigentlich nicht?
    Babsi sah ihren Onkel wieder amüsiert an, mit diesen von der Nasenwurzel ausgehenden Fältchen, die ihm von ihrer Mutter vertraut waren. Er war jedes Mal wieder gerührt, wenn er sie auch bei ihrer Tochter entdeckte.
    »Sein Foto«, fragte er sie, »finden wir doch bestimmt auf der Homepage von RADIO akkktiv?«
    »Klar!« antwortete sie. »Wenn es nach ihm ginge, wäre dort sonst nichts als sein Foto!«
    Weil Harlander, der vor seinem Fehler in der Sache Brammer sofort reagiert hätte, sich nicht von seinem Platz in der Nähe des Phantombild-Monitors erhob, setzte Mühlbauer sich an den PC des Nachbarschreibtisches. »Die werden auch immer langsamer, unsere Computer«, brummte er, während er darauf wartete, dass die Seite des Senders endlich erschien. Vorerst ließ der Rechner nur ächzende Geräusche vernehmen.
    »Übrigens, weißt du zufällig, was ein Google-Mann ist?« fragte Erich seine Nichte.
    »Ein Google-Mann – so wie die Suchmaschine?«
    »Ja.«
    »Nein. Aber wahrscheinlich jemand, der ständig googelt, oder? Ein besonders wissbegieriger Mensch? Oder einer von denen, die jetzt die Straßen filmen?«
    Erich zuckte nur mit den Schultern. Auch der Revierinspektor Harlander, dem

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