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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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er einen fragenden Blick zugeworfen hatte, bedeutete ihm, dass ihm dieser Begriff unbekannt sei.
    »So, bitte schön«, sagte der Kontrollinspektor schließlich und wies mit einer einladenden Geste zum Bildschirm. Dann rollte er mit dem Stuhl vom Tisch weg, um Platz zu machen.
    »Herr Brammer, bitte – war es dieser Mann, der sich Ihnen gegenüber als Joachim Bernberger ausgegeben hat?«
    Roland Brammer erhob sich bedächtig und trat vor den Monitor. Während er noch das Bild von Bernd »Speedy« Lux studierte, hatte der Kollege vom Phantombild es auch schon aufgerufen, in sein Programm kopiert und mit dem gestutzten Vollbart versehen, den ihm der Zeuge vorhin beschrieben hatte. »Herr Brammer, schauen Sie doch einmal hierher. Ich habe ihm den Bart draufgemacht.«
    Roland Brammer wechselte wieder zum anderen Monitor und sagte: »Die Baseballkappe, könnten Sie die …« Nach einigen Mausklicks war ihm auch eine Baseballmütze mit langem Schirm auf den Kopf gesetzt und Brammer sagte: »Tut mir leid. Nein, nicht die geringste Ähnlichkeit.«
    Hiroka, die japanische Studentin, die mehr als fünfzehn Minuten am Gang geduldig darauf gewartet hatte, dass sich die holzgemaserte Tür endlich öffnete, konnte sich nicht erklären, was passiert war, und machte sich nun doch auf den Weg zum Sekretariat für Tasteninstrumente, um sich zu erkundigen, ob die Frau Professor womöglich erkrankt und nur vergessen worden war, eine entsprechende Information an der Tür anzubringen.
    »Die Vera ist nicht da?« Die Sekretärin sah die Studentin überrascht an, die nur den Kopf schüttelte. »Aber sie hat heute doch gleich in der Früh eine Doppelstunde, vor Ihrer …«
    Die junge Japanerin nickte und sagte, dass sie pünktlich gekommen sei, aber weder ihren Studienkollegen noch die Frau Professor zu Gesicht bekommen habe.
    »Und die Tür … ist zugesperrt?«
    »Ja. Aber kein Zettel, dass Stunde ausfällt. Darum ich habe gewartet.«
    »Bitte, nehmen Sie doch Platz. Ich werde schauen, ob ich sie am Handy erreiche.«
    Die Studentin setzte sich und nahm ihren Rucksack auf den Schoß.
    »Sie hat ihr Telefon nicht eingeschaltet«, sagte die Sekretärin kopfschüttelnd. Sie mochte Vera, und die Frauen trafen sich gerne einmal auf einen kleinen Tratsch, wenn es die Zeit erlaubte. »Ich könnte Sie schon hineinlassen,mit dem Universalschlüssel. Dann könnten Sie zumindest schon üben, bis die Frau Professor kommt.«
    Hiroka nickte zurückhaltend. »Sie nicht krank?«
    »Nein, da hätte sie Bescheid gesagt, ganz bestimmt. Ich verstehe auch nicht, was da los ist.« Die Frau griff nach dem Schlüsselbund in ihrer Schreibtischschublade – Vera war nicht so pingelig, dass sie ein Theater machen würde, wenn sie die Studentin in ihr Zimmer ließ.
    Obwohl ihr sofort bewusst wurde, wie unsinnig das bei einer Schallschutztür war, horchte die Sekretärin kurz an der Tür, bevor sie den Schlüssel ins Schloss steckte. In dem Raum empfing sie ein eigenartiger, unangenehmer Geruch, den sie nicht zuzuordnen vermochte, deshalb strebte die Frau automatisch zu einem der Fenster. Als sie sich umdrehte, schrie sie laut auf – und sah, wie Hiroka ihren Rucksack fallen ließ und entsetzt auf den Boden starrte, ohne dass ihr ein Laut entfuhr. Gleich darauf rannte die zierliche Studentin aus dem Raum Richtung Toilette. Noch ehe sie dort ankam, erbrach sie sich in ihre vor den Mund gehaltenen Hände.
    Die Blicke aller Anwesenden auf sich gerichtet, leckte sich der Musiker einmal genüsslich über die spröden Lippen, bevor er breit zu grinsen anfing und sagte: »Sorry, ich konnte nicht widerstehen: War ein Scherzchen! Kein Zweifel, hundertprozentig, dieser Mann hat sich mir gegenüber als Joachim Bernberger ausgegeben und das Haus für ein Jahr gemietet. Und im Voraus bar bezahlt.«
    »Das große Menü, Chef?« fragte Mühlbauer.
    Erich nickte. »Jawohl.«
    Da die Maschinerie nun zu laufen begann, musste er sich schnell von seiner Nichte verabschieden. Sie stand mit ungläubigem Gesichtsausdruck vor ihm.
    »Wie es momentan ausschaut, hast du uns einen großen Dienst erwiesen, Babsi. Das heißt natürlich noch lange nicht, dass der Lux tatsächlich etwas mit dem Verbrechen zu tun hat, aber … wir werden sehen. Wo der Knabe wohnt, wirst du kaum wissen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Irgendwo in der Innenstadt, glaube ich.«
    »Im Sender war er heute jedenfalls nicht, hast du gesagt.«
    »Angeblich schon ein paar Tage nicht. Ist aber bei ihm nicht so ungewöhnlich.

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