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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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sich Gerlinde, warum sie denn ihre Vermutung nicht geäußert hatte, dass die Lacktränen vielleicht das Resultat einer raffinierten Geschäftsidee waren. Warum hatte sienicht wenigstens gesagt, dass der Tourismus doch unübersehbar davon profitiere? Und warum sonst habe man die Schmiererei eigentlich noch nicht entfernt? Wieso hatte sie nicht gesagt, dass diese Damen und Herren doch längst die Werbesekundenpreise addieren würden, nachdem kaum ein Sender sich diese Geschichte bislang hatte entgehen lassen – und sie selbst doch auch nur vom Medienrummel in die Altstadt gelockt worden war.
    Gerlinde hatte sich also gerade zum Gehen gewandt, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass alle zum Kaffeehaus gehörenden Plätze sowie die Bänke mit Blick auf das Denkmal noch immer restlos besetzt waren, obwohl sie den Eindruck hatte, dass heute weitaus mehr Stühle und Tische aufgestellt waren als sonst und an den Rändern viele Menschen darauf warteten, dass endlich wieder jemand aufstand, als sie beinahe – mit Hans Weger zusammengestoßen wäre.
    »Hans! Warum … warum bist du denn nicht erreichbar? Die Sitzungen … du lieferst denen ja selber ständig Gründe … und die Polizei, die wollten auch …«
    »Das mit der Polizei ist längst erledigt.«
    »Aber die Sitzungen –«
    Er fiel ihr auftrumpfend ins Wort: »Jetzt werden sie nervös, was, die feinen Herren! Jetzt geht das nicht mehr so einfach, wie sie sich das vorgestellt … oh nein, denn meine Anja wird in Vilnius teilnehmen. Das ist fix.«
    »Aber Hans, du hast jetzt mehrere wichtige Sitzungen sausen lassen. Ohne Angabe von Gründen. Die können es bald zu einer Fristlosen hinbiegen, wenn du nicht …«
    »Bist du jetzt also auch auf deren Seite, Gerlinde?«
    Bevor sie ihm widersprechen konnte, sagte er aufgeregt: »Vergiss nur nicht, dass ich mehr weiß, als du glaubst. Auch über deinen Wechsel in die ENAG. Und das ist dannnicht mehr nur die Angelegenheit einer Chefsekretärin! Gut, die wird natürlich als Erste auf der Strecke bleiben, die wird man sofort opfern, aber da hängen ganz andere Leute drinnen …«
    Gerlinde brachte kein Wort der Erwiderung heraus. Sie fühlte ihren Puls in den Schläfen. Wusste er tatsächlich um ihr Geheimnis? In ihren besten Zeiten hatte Hans’ Partei von überallher Informationen erhalten, auch aus den Reihen anderer Parteien … Aber wer hätte die Hintergründe ihres Aufstiegs mitkriegen sollen … das war alles zwischen Gerlinde Brunner und den höchsten Gremien gelaufen. – Bluffte er nur? Warum haben sie dann die Geschichte damals nicht sofort hochgehen lassen? Weil … weil … plötzlich ging ihr ein Licht auf … natürlich, weil sie diese Information gegen den Posten des Vorstandsdirektors für Hans Weger getauscht hatten!
    »Da bleibt dir die Spucke weg, was?« Hans sah ihr mit einem unheimlich stechenden Blick in die Augen. »Einen Hans Weger, Gerlinde, soll man nicht unterschätzen. Niemals! Das ist ein Stratege! Der weiß zu planen.«
    Der Mann wirkte völlig überdreht und gehetzt. Euphorisch und hoch nervös. Stand er unter Drogen, drehte er durch? Hatte er Gerlindes Geheimnis schon deponiert, falls ihm etwas zustoßen sollte? Flöge in Kürze alles auf?
    Gerlinde Brunner hielt sich gut, während es in ihrem Inneren brodelte. Zumindest glaubte sie, sich nichts anmerken zu lassen, obwohl sich ihre Brust heftig hob und senkte und ihr Gesicht vor Aufregung knallrot war.
    »Ich gebe dir einen guten Tipp, Gerlinde: Halte dich jetzt nicht an die falschen Leute! Die haben nicht mehr lange Oberwasser.«
    »Was soll ich denn dem DI sagen, Hans, wenn er fragt, ob du dich schon gemeldet hast?«
    Er ging auf die Frage nicht ein. Gerlinde war sich nicht sicher, ob er sie überhaupt gehört hatte, da er unbeirrt feststellte: »Jetzt geht es Schlag auf Schlag.«
    »Kommst du morgen ins Büro?«
    »Die Brüder müssen mit allem rechnen! Und die Aktion gegen den Vorstandsdirektor Weger können sie schon einmal abblasen.«
    »Wollen wir nicht auf einen Kaffee gehen, Hans? Und alles in Ruhe besprechen?«
    Auf einmal lächelte er so, wie er immer zu lächeln pflegte, als er sie umgarnt hatte. Lächelte, als hätte er seine nervöse Unruhe nur gespielt, und sagte kopfschüttelnd: »Schatzerl, ich hab leider keine Zeit für solche Dinge. Es brennt der Hut, verstehst du? Die Dinge werden sich bald überschlagen.«
    »Aber Hans – was soll ich dann morgen …«
    Er wandte sich wortlos zum Gehen, drehte sich einmal kurz um, hob

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