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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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wartete, ihre Stimme zu hören, behielt sie wenig von dem, was die Journalistin in ihren Überleitungen sagte, und kaum etwas davon, was andere Befragte von sich gaben. Als sie schon glaubte, ihre Aussage sei gar nicht verwendet worden, kam sie am Schluss des Beitrags doch noch: »Es steckt doch so viel Symbolkraft darin. Was für eine Aussage, nicht? Über Nacht beginnt Mozart zu weinen. Grund dafür, ich meine, um in Tränen auszubrechen, hätte er heute doch genug, nicht wahr?« Nach der Absage von Barbara Braun kam wieder der Moderator: »Zum Weinen wäre noch viel mehr, aber weinen hilft nichts. Eines darf ich Ihnen aber verraten: So manches ist ein Kunstwerk, obwohl es zuerst niemand erkennt. Aber was weiß ich denn schon? Nur so viel weiß ich: Jetzt singt jemand von den
Tears of a Clown

    Gerlinde lag reglos auf dem Sofa und dachte darüber nach, wie fremd ihre Stimme für ihre Ohren geklungen hatte. Sie selbst glaubte sich ganz anders zu hören. Vor allem hätte sie nie gedacht, so langsam und behäbig zu sprechen. Sie hätte schwören können, dass die Sätze nur aus ihr herausgesprudelt waren, als ihr dieser Mikrofonschwamm vors Gesicht gehalten worden war.
    »Der Bärli muss hinaus. Immer um diese Zeit muss er hinaus, verstehen Sie. Und als er zu ziehen angefangen hat … dabei bäumt er sich ja immer auf, weil er unbedingt … nun, da hab ich … mein Gott, er hätte es ja auch sofort ins Maul nehmen können, gell, wenn ich selber nur einen Moment später hinsehe … im allerersten Augenblick … so bleich wie eine Wachskerze … das Licht zuckt ja so … Zum Glück schaue ich, warum er denn gar so zur Tür hinzieht, und ich glaube, die Kerze liegen zu sehen, ja … um Himmels willen,wenn der Bärli den Finger mitgenommen … ich habe den Bärli sofort zurückgezogen, natürlich. Und er wieder hin … ich konnte die Frau Professor gar nicht gleich herausläuten, weil ja der Bärli zum Finger wollte. Er ist da genauso wie ein Kind, wissen Sie, wenn der sich einmal etwas einbildet … dabei weiß er, dass wir um diese Zeit still sein müssen, im Stiegenhaus … doch, doch, der weiß das sehr genau! Der ist doch nicht dumm, der Bärli, überhaupt nicht. Aber er wollte eben unbedingt hin, und da entwickelt er mehr Kräfte, als man ihm zutrauen würde, wirklich. Ein Dackel, ja, aber ich sag Ihnen, in dem steckt schon auch jede Menge … jedenfalls, ich hab ihn zuerst eine Treppe weiter oben ans Geländer anleinen müssen, wo er weiter gejault und gezerrt hat. Erst dann habe ich überhaupt bei der Frau Professor läuten können …«
    »Der Finger liegt jedenfalls noch genau so da, sagen Sie, wie Sie, also der Hund ihn entdeckt haben?«
    »Ja, natürlich. Ich habe nichts angerührt, Gott bewahre! Als würde er zur Tür hinzeigen, so ist er da gelegen. Aber so weiß … und irgendwie … irgendwie künstlich, gar nicht so, als wäre er aus Fleisch und Blut. Wie nachgemacht hat er auf mich gewirkt.« Die Frau legte dann ihren Kopf etwas schief und sagte mit einem treuherzigen Augenaufschlag: »Ich schau doch auch Krimis, Herr Kommissar. Ich weiß doch, dass man in so einem Fall nur ja nichts anrühren darf. Das weiß ich doch auch.«
    »Danke, Frau …«
    »Anichhofer. Waltraud Anichhofer.«
    »Sie haben sich perfekt verhalten, Frau Anichhofer. Ich schicke Ihnen dann noch einen Kollegen herauf, damit er das Protokoll aufnimmt. Oder müssen Sie noch weg, vormittags?«
    »Nein. Nein, nein. Ich bin da. Natürlich bin ich da.«
    »Vielen Dank vorerst.«
    Erich verließ die Wohnung und wurde eine Treppe tiefer von Harlander eingeholt. »Nichts, Chef. Es ist niemandem etwas aufgefallen. Keine verdächtige Person. Ein Mieter ist von der Nachtschicht heimgekommen. Er hat aber natürlich beim Hinaufgehen zu seiner Wohnung nicht darauf geachtet, ob da auf einer Fußmatte etwas liegt. Er war saumüde. Er könnte nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob er heute die Haustür hinter sich wieder abgesperrt hat. An sich mache er das automatisch, aber beschwören könne er das nicht.«
    »Ja, in Ordnung.« Erich schickte Harlander wegen des Protokolls zu Frau Anichhofer und sagte ihm, dass er zu Frau Professor Stelzmann gehe.
    Bevor er die Wohnung betrat, erkundigte er sich nach der Spurenlage.
    »Ein Reihe von Spuren klarerweise, Herr Doktor. Aber ob uns die etwas helfen werden, wage ich sehr zu bezweifeln«, meinte der Leiter der Spurensicherung, deren Arbeit im Vorhaus schon ziemlich weit gediehen war. »Spuren, wie sie in

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