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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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einer günstigen Speise suchte, bat er sie, um Himmels willen nicht auf den Preis zu achten, wo sie doch von einem alleinstehendenleitenden Bundesbeamten eingeladen sei, auf dessen Einkommen die weltweite Finanzkrise erst bei einem Staatsbankrott Auswirkung hätte. Zudem wolle er sich ja auch keinen Zwang antun, wozu er sich aber im Falle ihrer bescheidenen Bestellung genötigt sehen könnte, meinte er lachend. Und dafür esse er einfach zu gern, obwohl er selbst nicht koche. »Meine neue Wohnung hier in Salzburg verfügt zwar über eine Luxusküche, aber ich habe darin noch nicht mehr zubereitet als den täglichen Espresso am Morgen.«
    »In Krimis, die ich übrigens ganz gern lese, ermitteln inzwischen doch fast nur noch Meisterköche, nicht?«
    »Genau«, stimmte Erich der Frau zu, bei der sich die Anspannung gelegt hatte. »Mich würde kein Autor erfinden! – So zu sein, wie ich bin, ist nun in der Tat der Vorzug der Realität.« Das exquisite Ambiente verleitete Dr. Laber zu einer gewählteren Ausdrucksweise.
    Das Hochamt der Bedienung nahm seinen Lauf: Vera und Erich entschieden sich beide für reichlich Salat mit manch exotischer Zutat sowie exquisit zubereitete Fische und passenden Weißwein, der ihnen vom Sommelier des Hauses empfohlen wurde, wobei der Mann seine Worte mit kleinen Gesten seiner zarten Hände begleitete.
    Während der mehrgängigen Vorspeise, all den Pastetchen und Sülzchen, die in einer Art Puppenküchengeschirr serviert wurden oder so einsam auf einem großen weißen Teller lagen wie Hundekot im Neuschnee einer Winterwiese, brannte Erich längst die Frage auf der Zunge, die er Vera in ihrer Wohnung zu stellen verabsäumt hatte: Ob ihr in letzter Zeit vielleicht etwas aufgefallen oder widerfahren sei, das mit dem Verbrechen an Birgit Aberger in Zusammenhang stehen könnte. Doch wollte er nicht, sosehr er mit Leib und Seele Ermittler war, dass sie das privateBeisammensein als eines verstand, das von seiner Seite in Wahrheit doch beruflich motiviert war. Denn das war es absolut nicht! Und so genoss er bald die Ausschließlichkeit, mit der ihn der Anblick von Vera Stelzmann gefangen hielt, deren rötlich getöntes Haar, das im Stil der zwanziger Jahre fast helmartig geschnitten war und im Schein der Kerze und der raffinierten Beleuchtung des Lokals einen besonders seidigen Glanz entfaltete. Es umrahmte dieses sommersprossige, rundliche helle Frauengesicht, das Erich Laber seit ihrer ersten Begegnung im Mozarteum nicht mehr aus dem Kopf gegangen war.
    »Es ist … an sich ist es unerträglich, sich vorzustellen, dass wir einander ohne diese furchtbaren Umstände wohl nie begegnet wären«, sagte er so, als würde er damit das Thema Birgit Aberger für diesen Abend abhaken wollen.
    Die Professorin erwiderte nichts, sondern griff plötzlich über den Tisch und legte ihre Hand auf seine. Sie sahen sich in die Augen; die von Vera füllten sich mit Tränen. Nach einigen Momenten der Stille sagte er unvermittelt: »Das Ritual des Bruderschaftstrinkens können wir uns ersparen, nicht? Anstoßen müsste genügen.«
    In Veras Blick war nach diesem abrupten Themenwechsel für Sekunden der Anflug von Verwirrung zu erkennen, bevor sie lächelte und ihr Glas anhob. »Vera … Verena, eigentlich.«
    »Erich. – Wäre nur als Er oder Ich abzukürzen.«
    Sie stießen an und tranken.
    Als wären damit endgültig sämtliche Schleusen geöffnet worden, erzählte Erich Vera daraufhin aus seinem Leben. Erst im Nachhinein sollte er bemerken, dass er über sie kaum etwas erfahren hatte, weil er sie nicht mehr zu Wort hatte kommen lassen. Dabei war es keineswegs eine Folge des Berufsalltags des Kriminalbeamten, der so oft aus geduldigemZuhören bestand, dem sich dieser vertrauensselige Redefluss verdankte. Es war das Gefühl von Nähe zu einem Menschen, den er in Wahrheit so gut wie gar nicht kannte, das ihn so ungehemmt von sich selbst erzählen ließ. Von der kleinen Ansiedlung Statzing im Mühlviertel, die zur Gemeinde Luftenberg gehört, gar nicht so weit von Linz entfernt, wo er in einem Wegmacherhaushalt aufgewachsen war. »Ja, mein Vater war Straßenkehrer.«
    Nach der Volksschule – eine Kindheit so gut wie nur im Freien verlebt, durch Kukuruzfelder gejagt, Baumhäuser gebaut und so weiter – ins erzbischöfliche Gymnasium Petrinum in Linz eingetreten; jahrelang Fahrschüler. In der fünften Klasse mit Schulfreunden dann schon die erste Rockband namens
Fulmination
. »Wir haben alles nachgespielt, was wir

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