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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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festzustellen: »Wir müssen immer die Tragweite des Ganzen im Auge behalten.« Als würde er Erichs Bitte um konkretere Vorgaben abblocken wollen, blickte der hochrangige Beamte aus dem Fenster seines geräumigen Büros in die weiteste Ferne. Und Erich wusste genauso wenig wie zuvor. Aber vielleicht war das für seine Arbeit auch von Vorteil. Solange keine Komplikationen auftraten. Denn so hatte der Oberst sämtliche Fehler bereits im Voraus zur Gänze auf seinen Mitarbeiter abgeladen. Aber war das nicht ohnehin immer so?
    Weitaus mehr quälte Dr. Erich Laber der Umstand, dass sie jetzt schon den dritten Finger in der Gerichtsmedizin liegen hatten, aber noch keinen Anhaltspunkt für ihre Ermittlungen. Der Täter schien keinen Fehler zu begehen. Von niemandem dabei beobachtet, legte er die Leichenteile ab. Legte sie an bestimmten Orten ab. Um damit etwas mitzuteilen, davon wich Erich nicht ab. Aber was nur, um Himmels willen? Diesmal wies der Daumen vom Landestheater weg – der Zeigefinger auf Veras Fußabstreifer hatte in ihre Wohnung gedeutet. Oder sollten die Finger einfach zufällig einmal in diese, ein andermal in jene Richtung zeigen – und auch genauso zufällig einmal da und ein andermal dort gefunden werden? Erich beharrte in seiner Einschätzung darauf, dass in dem Fall nichts rein zufällig war. Nur schaffte er es bislang einfach nicht, die Botschaft zu lesen. Er wollte einfach nicht glauben, dass der Täter mit den abgetrennten Gliedmaßen in der Hosentasche herumlief und sie bei guter Gelegenheit unbeobachtet willkürlich ablegte.
    Die Recherchen hätten ergeben, informierte Erich seinen Vorgesetzten, dass weder in Österreich noch im angrenzenden bayerischen Raum so ein Tatmuster aufgetreten sei. »Nutznießer – über seine Tochter – ist vorerst nur dieser Vorstandsdirektor Weger.«
    »Gut, sehen Sie sich den einmal genauer an. Aber Sie wissen, die ENAG ist ein bedeutsames Unternehmen. Mit direkten Verbindungen in die Landesregierung. Fingerspitzengefühl hat da allerhöchste Priorität«, mahnte der Oberst mit faltiger Stirn.
    Man habe sich schon ein erstes Bild gemacht, antwortete Erich. »Aber ich werde mich auch persönlich noch mit ihm beschäftigen.«
    Der Oberst nickte bedeutsam.
    Erich behielt für sich, dass er vom Gefühl her diesem Weger so eine Tat eher nicht zutraue, da es für den Oberst nur danach geklungen hätte, als reagiere er damit sofort kleinmütig auf die Warnung, dass die ENAG mit der Landespolitik verfilzt sei.
    Oberst Bermadinger verabschiedete den Chefinspektor mit Handschlag, einem ernsten Nicken und dem unnötigen Hinweis, dass er über den Fortgang der Ermittlungen möglichst prompt auf dem Laufenden gehalten zu werden wünsche, weil er seine Funktion als die einer sehr aktiven Leitung verstehe, wenn so außergewöhnliche Fälle anstünden. Erich wandte sich kurz ab, da er trotz seiner Laune ein Auflachen unterdrücken musste.
    Wieder in seinem Büro, informierte er die Staatsanwältin über den nächtlichen Fund. Dann schickte er Harlander um etwas Essbares und studierte den schriftlichen Bericht Kollers über die Ermittlungen zu Hans Weger und dessen Umfeld.
    Es entsprach Erichs langjähriger Erfahrung, dass ihmoft nebenher am meisten zu einem Fall einfiel, ohne dass er angestrengt nachdachte. Doch was Birgit Aberger anging – es fehlte einfach der Einstieg, es lag nichts Konkretes vor, außer diesen buchstäblichen Fingerzeigen. Aber wohin wiesen sie tatsächlich?
    Dr. Laber verabredete sich mit der Krisenintervention für morgen Abend, da wollte er die Eltern des Kindes informieren; er bot Harlander an, sich zum Ausgleich für diesen bevorstehenden Einsatz heute Nachmittag schon frei zu nehmen, da aus Budgetgründen darauf zu achten sei, dass möglichst wenige Überstunden anfielen, alle Mehrleistungen über Zeitausgleich abgebaut würden. Danach saß er da und – dachte an Vera! Er hätte sie sehr gern sofort angerufen, wollte sie jedoch nicht bei der Arbeit stören. Er hatte auf YouTube Rockvideos laufen und verzehrte ein Käseweckerl, aus dem ihm gerade eine Tomatenscheibe auf die Hose gerutscht war, als Mühlbauer hereinkam: »Der scheint aus dem Ruder zu laufen, Chef.« Zufällig habe er soeben von einem Bekannten erfahren, dass die Kollegen auf Streifenfahrt gestern Nacht den Vorstandsdirektor Weger mit 1,4 Promille gestoppt und aus dem Verkehr gezogen hätten. »Glücklicherweise noch bevor er in einen Unfall verwickelt war. Gar nicht einmal weit von uns

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