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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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wo er doch jetzt keinen Führerschein habe. Und was er denn überhaupt gemacht habe, bei dem Sauwetter in der Nacht.»Ohne Führerschein, du spinnst doch!«, hatte sie schließlich, selber völlig übernächtigt, noch einmal geschrieen und war aus dem Schlafzimmer gerannt, da Anja heute schon in der Früh ins Mozarteum musste.
    Nachdem das Kind die Wohnung verlassen hatte, war Hans in die Küche gekommen, und Petra hatte das Gefühl gehabt, dass er womöglich nicht mehr bei Sinnen war. Mit fahlem Gesicht hatte er gemurmelt, dass jetzt wohl alles aus sein werde. Er habe letztlich doch alles unterschätzt. Es seien Dinge in Bewegung geraten, die einen einzelnen Menschen überforderten. Ein Mensch, hatte er kaum verständlich gemurmelt, habe Grenzen. Halte nicht alles aus. Kurz hatte er durch seine Frau hindurchgeschaut und gesagt, vielleicht ließe sich noch etwas … aber wohl nicht. Wahrscheinlich habe auch er einige Dinge falsch eingeschätzt. Und schon war er, ohne Frühstück, gerade als Petra wieder mit dem Lieferwagen angefangen hatte, nach kurzem Nicken einfach aus der Wohnung gerannt und hatte auch nicht mehr darauf geachtet, was ihm seine Frau mit vor Entsetzen schriller Stimme durch das Stiegenhaus nachgerufen hatte.
    Darauf hin war auch Petra sofort losgerannt, um nachzusehen, ob der Ford an seinem Platz stand oder ob Hans neuerlich ohne Führerschein damit fuhr – in seinem Zustand! Aber sie hatte dem Kriminalbeamten am Telefon nichts davon verraten. Es ging doch immer noch um ihren Ehemann und Anjas Vater … sie brauchten ihn doch! Aber wenn er nun doch irgendetwas mit Birgits Verschwinden … er würde doch nicht jemanden damit beauftragt haben?
    Inzwischen hatte sie seine Kleidung weggeräumt – der Anzug, den er sich nachts frisch genommen hatte, war zusammen mit dem Hemd zerknüllt und durchnässt aufdem Schlafzimmerboden gelegen. Hans musste erst in den frühen Morgenstunden heimgekommen und nicht einmal mehr ins Bad gegangen sein, denn sonst hätte er die nasse Kleidung dort liegen gelassen. Bis auf die Haut durchnässt – obwohl er doch mit dem Lieferwagen gefahren war?
    Petra Weger konnte sich auf all das keinen Reim machen. Was sie jetzt alles durchmachen mussten! Warum nur, warum denn nur? An Birgits Eltern durfte sie gar nicht mehr denken, seit diese Zweifel so stark geworden waren, weil Hans sich so unbegreiflich verhielt. Weil er vielleicht psychisch krank war? Wie er ihr nach Birgits Sieg in seiner maßlosen Enttäuschung die Entwürfe für Billets hingeworfen hatte, mit denen er bei allen möglichen Leuten mit Anjas Erfolg angeben hatte wollen … eine Einladung zu einem Privatkonzert, mein Gott! Petra schnürte es den Atem ab, wenn sie an all das dachte. Aber niemals würde er so weit gehen, niemals! Oder doch? Aber er war doch kein … Unmensch! Er war ihr Mann … von dem sie plötzlich selbst nicht mehr wusste, was ihm zuzutrauen war.
    Kurz nachdem das von der Straße heraufdringende Folgetonhorn verstummt war, hörte sie die Klingel und drückte auf den Öffner für die Haustür. Sie bat die Beamten in den Vorraum und fragte, ob sie ihnen vorher noch etwas anbieten dürfe.
    »Nein, danke, Frau Weger«, sagte der Chefinspektor, »wir möchten gerne gleich nach dem Lieferwagen sehen.«
    »Ist gut … schon gut … ich bin gleich fertig.«
    Als sie mit dem Lift nach unten fuhren, fragte Erich: »Sie gehen davon aus, dass der Kastenwagen dort steht?«
    »Ja, natürlich, muss er ja wohl … mein Mann, er hat ja jetzt keinen Führerschein.«
    »Fahren Sie das Fahrzeug auch?«
    »Fast nie, nein, eigentlich nie. Wir haben ihn … ist ja schon Baujahr 1997, nur, um ins Wochenendhaus zu fahren, Sachen zu liefern und all das.« Petra fiel auf, wie viel sie redete, aus Angst, dass sie von Angesicht zu Angesicht gefragt werden könnte, ob sie schon nachgeschaut habe. Am Telefon hatte die Lüge geklappt. Aber sie wusste, dass sie sofort umfallen würde, im direkten Gespräch. Sie schlug vor, zu Fuß in die Ernest-Thun-Straße zu gehen, und bemühte sich, den beiden Polizisten immer einige Schritte voraus zu sein.
    Erst als sie das graue Gemäuer der alten Villa schon sehen konnten, blieb Frau Weger kurz stehen und deutete darauf, um zu erzählen, dass das Haus momentan leer stehe. »Es war einmal irgendeine Praxis im Erdgeschoß … ich weiß nicht … mein Mann kennt den Besitzer über die Partei. Der wohnt großteils in Portugal, glaube ich. Er hat mehrere Immobilien, nicht nur in Salzburg.

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