Mordsonate
telefoniert haben, als Birgit verschwunden ist?«
Petra nickte nur, während sie sich mit einem Taschentuch die Tränen aus dem Gesicht wischte. Hans hatte ihr doch hoch und heilig versprochen, dass er allein in der Stadt herumgeirrt war, natürlich ohne Zeugen. Sie musste ihm doch glauben. Und sie durfte nichts davon sagen, was sie nachts vom Fenster aus gesehen hatte. Sie durfte doch keinen falschen Verdacht bestärken. Und wenn … wenn der Wagen da gerade gestohlen worden war? Aber dass Hans zu der Zeit nicht daheim war … gäbe es so einen Zufall?
Der Chefinspektor hatte zwar den Eindruck, dass die Frau irgendetwas wusste, wollte sie aber nicht länger quälen. Wirklich handfeste Indizien, die gegen Weger sprachen, lagen noch nicht vor. Erst musste der Kastenwagen gefunden und untersucht werden. »Es ist noch nicht zu spät, Frau Weger … überlegen Sie sich das alles in Ruhe und rufen Sie mich bitte an, wenn Sie mir etwas sagen wollen, ja?«
Petra nickte stumm und streckte dem Beamten wie ein Schulmädchen die Hand entgegen.
Erich drückte seinen Rücken gegen die dabei laut knarrende Lehne des wuchtigen Bürostuhls, verhakte die Finger hinter dem Kopf und streckte sich. Er dachte an Vera, von der er vorhin eine SMS erhalten hatte, in der sie ihn wissen ließ, dass er ihr sehr fehle. Er vermied es üblicherweise, mit seinen zu großen Fingern auf den winzigen Tasten seines Mobiltelefons herumzudrücken, hatte aber dennoch eine liebevolle kurze Antwort geschafft.
Endlich begannen die Ermittlungen in Gang zu kommen, auch wenn Erich immer noch das Gefühl hatte, sich in dichtem Nebel zu bewegen. Die Einschätzung Hans Wegers bereitete ihm immer größere Probleme – einige Indizien, vor allem das Motiv, sprachen klar für ihn als Täter, aber die Inszenierung passte nach Erichs Dafürhalten einfach nicht zu diesem Menschen. Hoffentlich tauchte der Kastenwagen bald auf; seine Untersuchung würde Klarheit bringen.
Dann war Erich in Gedanken auch schon wieder bei Vera. Wie gut, dass sie im Mozarteum ebenfalls sehr beansprucht war, da sich sonst schon zu Beginn ihrer Beziehung der Nachteil seines Berufes gezeigt hätte. Irgendwie, sagte er sich, seien seine Beziehungen zu Frauen doch immer daran gescheitert – obwohl er wusste, dass das nicht ganz stimmte. Aber völlig falsch war es auch nicht, da ihm am Ende seine Leidenschaft für den Beruf meist vorgeworfen wurde, wenn sich eine Verbindung löste. Seine Freundinnen hatten häufig den Eindruck gehabt, dass ihm Beziehungen eher so en passant unterliefen, jedoch nie absolut vorrangig gewesen waren in seinem Leben. Sofern das je gestimmt hatte, bei Vera war es jetzt ganz sicher nicht so. Nein, bloß seinen Einstand in Salzburg wollte er unter keinen Umständen vermasseln.
Er rief Vera an und sprach ihr einige Worte auf die Mobilbox, da er von Mühlbauer auf seinem Festnetzapparat gestört wurde. Er hatte ihn beauftragt, mit Koller und Frau Weger im Wochenendhaus der Familie in Seekirchen Nachschau zu halten. »Absolut nichts Auffälliges, Chef. Wir brauchen da niemanden für eine genauere Überprüfung hinzuschicken. Schon die Eingangstür war voller Spinnweben. Da ist sicher seit Ostern niemand mehr gewesen.«
»In Ordnung«, erwiderte Erich. »Wir mussten nur sicher gehen. Auch in der alten Villa war seit Monaten bestimmt niemand mehr drinnen. Erst recht nicht im Keller. – Ja!«, rief Erich in Richtung Tür, als geklopft wurde. »Ah, Harlander ist gerade … also bis später«, sagte er und legte auf.
»Der Ford Transit wird gerade zur Untersuchung geliefert, Chef. Er stand in Grödig-Niederalm. Offensichtlich einfach abgestellt, nicht erkennbar versteckt oder so. Unversperrt, die Tür war aufgebrochen und die Zündung eindeutig kurzgeschlossen. Diebstahl.«
»Auf den ersten Blick jedenfalls.«
»Ja, klar, Chef. Sie glauben, dass Weger das selber … um uns hereinzulegen?«
»Als Autoverkäufer dürfte das für ihn kein Problem sein.«
»Und ja, Chef, das Ergebnis für den Weger-PKW ist jetzt endgültig negativ. Schriftlicher Bericht folgt.«
Erich nickte; dieses Resultat überraschte ihn nicht. »Der Weger soll sich den Wagen … ach ja, der hat ja im Moment keinen Führerschein.«
»Ich ruf gleich den Mühli an. Die Frau Weger kann sich den PKW dann mitnehmen, wenn sie aus Seekirchen zurück sind.«
»Gut. Da soll man sich dann gleich die Fingerspuren der Frau für den Abgleich im Kastenwagen nehmen.«
Harlander nickte. »Wird
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