Mordspech (German Edition)
geklebt. Er kennt dich. Er weiß, dass du auf kitschige Liebesgeschichten stehst.«
»Das stimmt doch gar nicht«, widerspricht sie vehement, »bloß, weil ich nicht so blutrünstige Thriller lese wie du, stehe ich noch lange nicht auf Kitsch!«
»Oh doch!«
»Oh nein!«
»Na, jedenfalls hast du diesen Schmachtfetzen mit an die Ostsee genommen.«
»Weil ich es noch nicht kannte«, erwidert Monika, »und weil es so einen schönen romantischen Einband hat.«
»Genau. Und deshalb konnte Siggi davon ausgehen, dass dir das Buch auffällt. Und du als kluge Journalistin sofort die Story siehst, wenn du einen Mikrofilm darin findest.«
»Na, so klug muss man da nicht sein.« Monika steckt den Mikrofilm vorsichtig in ein Briefkuvert. »Das ist ja wie ein Wink mit dem Holzhammer. Ich bin gespannt, was er da kopiert hat.«
»Moment, Schatz: Die Sache geht noch weiter. Denn Siggi wird von seinen alten Kumpanen gestellt. Von einer Tante Tilly.«
»Tante Tilly?«
»Vergiss es, das ist wahrscheinlich nur ein blöder Deckname für einen Killer. Der stellt unseren Siggi und schießt ihm so lange in Bauch und Beine, bis Siggi verrät, wo sein Mikrofilm ist …«
Stopp! Ganz langsam jetzt: Denn wenn Siggi wirklich verraten hat, wo der Mikrofilm ist, dann: Ich fasse es nicht!
»Die muss hier gewesen sein!«
»Wer?«
»Na Tante Tilly!«
Hastig greife ich zum Telefon. Wenn hier einer Einbruchspuren findet, dann ist es Jürgen Damaschke. Der soll mit seinen fähigsten Leuten hier antanzen. Und zwar so schnell wie möglich.
Eine knappe Stunde später sind sie da und pinseln sorgfältig Regale und Türen ab.
»Wie willst du das abrechnen«, ist Jürgens einzige Sorge, »ich meine, das ist privat, oder?«
Nein, ist es nicht. »Kawelkas Killer ist hier eingebrochen und hat etwas gesucht.«
»Hat er auch was gefunden?«
»Nein.«
Denn das, was Tante Tilly wollte, hatte Monika arglos mit an die Ostsee genommen. Weil sie es für Lektüre hielt. Und da Tante Tilly hier nichts finden konnte, ist sie noch mal zu Siggi, der inzwischen im Krankenhaus lag. Doch der, vermutlich ziemlich verzweifelt: Ich weiß nicht, wo es ist, ich weiß es wirklich nicht …
»Weil Monika es hatte!«
»Ich kann dir nicht folgen, ehrlich«, winkt Damaschke kopfschüttelnd ab. »Aber das muss ich ja auch nicht. Ich will nur, dass dieser Einsatz hier am Ende korrekt abgerechnet wird, klar?«
»Geht klar, Jürgen. Schon was gefunden?«
»Haufenweise Fingerabdrücke. Wahrscheinlich von euch. Ich hab mir erlaubt, Vergleichsproben von den Bierflaschen zu nehmen. Ihr habt doch Bier getrunken?«
»Ja, Jürgen«, nicke ich, »das sind unsere Flaschen. Und die hat auch niemand anderes angefasst. Außer vielleicht der Händler.«
»Ich brauche nur eure Abdrücke, um die später ausschließen zu können. War sonst noch wer in der Wohnung?«
»Siggi«, zähle ich auf, »Melanie, die Kinder.«
»Von denen brauch ich auch Vergleichsproben.«
»Kriegst du, Jürgen.«
»Habt ihr Haustiere?«
»Nicht mal einen Hamster«, winke ich ab. »Die Kinder wünschen sich zwar regelmäßig zu Weihnachten einen Hund, eine Katze oder Kaninchen, aber du kennst das ja: Wer muss sich am Ende um die Viecher kümmern?«
»Die Eltern?« Jürgen guckt fragend.
»Richtig. Und deshalb lehne ich Haustiere entschieden ab.«
»Mhm.« Jürgen kratzt sich nachdenklich am Kopf. »Hattet ihr mal ein Gasttier?«
»Was?«
»Einen Hund«, wird er deutlicher. »Zur Pflege oder so?«
»Nee. Wieso?«
»Na, weil hier überall Hundehaare sind.« Jürgen zieht eines seiner speziellen Plastiktütchen hervor. »Falbenfarbig. Schwer zu erkennen auf den Dielen, aber durchaus vorhanden. Hier!«
Ich sehe mir das Plastiktütchen genauer an. Es enthält ein paar kurze helle Härchen. Merkwürdig.
»Kann das jemand von draußen mit hereingetragen haben?«
»Kaum.« Jürgen schüttelt den Kopf. »Dafür sind es zu viele. Vielleicht ein Pelzmantel?«
»Besitzen wir nicht«, antworte ich.
Zudem ist Sommer. Der war zwar ziemlich verregnet bislang, aber für einen Pelzmantel doch entschieden zu warm. Und seit dem letzten Winter haben sogar wir unsere Wohnung mehrmals geputzt.
»Tja, dann muss hier ein Hund gewesen sein«, stellt Jürgen fest, »falbenfarbig, wie gesagt, aber Pferde waren hier oben ganz sicher nicht zu Besuch.«
Wovon redet der Kerl? »Wieso Pferde?«
»Ein Falbe ist ein Pferd mit hellem Fell«, klärt mich Monika auf. Als aktive Hobbyreiterin muss sie es wissen.
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