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Mordspech (German Edition)

Mordspech (German Edition)

Titel: Mordspech (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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verstehe nicht. »Wie war wer?«
    Großes Gelächter. Ein Wiehern und Gackern.
    »Habt ihr irgendwas genommen?« Was ist bloß los mit den Kollegen?
    »Sardsch«, prustet Hünerbein, »sag bloß, die Kleine war’n Schuss in den Ofen!«
    »Welche Kleine?« Herrgott noch mal! Wovon reden die?
    »Von gestern«, tönt Hünerbein, »die kleine Blondine, die mich unten im Foyer fast umgerannt hat!«
    »Ich«, äfft Matuschka mit hoher Stimme nach, »ich möchte nur mit Herrn Knoop sprechen!«
    Große Begeisterung. Alle klopfen sich amüsiert auf die Schenkel wie pubertierende Schuljungen. Na, wenigstens weiß ich jetzt, wovon sie sprechen. Siggis Psychologin hat hier wohl für feuchte Phantasien gesorgt.
    »Hey, das war dienstlich!«
    »Na klar«, freut sich Beylich, »dienstlich!«
    »Die Polizei …« Matuschka fällt vor Lachen fast vom Stuhl. »… dein Freund und Helfer in allen – hahaha – Lebenslagen!«
    Mann, sind die albern, denke ich noch, bevor wir alle zusammenzucken.
    »Schön, wenn hier alle so fröhlich-motiviert bei der Arbeit sind!« Kriminaloberrat Dr. Edmund Palitzsch steht plötzlich im Raum. »Darf ich den Grund für die allgemeine Freude erfahren? Ich würde gern mitlachen.«
    »Nur’n Witz, Chef«, winkt Hünerbein hastig ab, »ziemlich blöd und nichts für Sie.«
    »Egon?« Palitzsch wendet sich streng an Beylich.
    Das ist der Einzige von uns, den der Chef duzt, weil er früher in Ostberlin Chef des Kriminalpolizeikreisamtes Mitte und somit in ähnlich hochgestellter Position war. Die beiden sind sich bei der Wiedervereinigung sozusagen auf Augenhöhe begegnet. Heute ist Beylich wegen seiner Volkspolizeivergangenheit zwar nur noch Oberkommissar, aber das Du ist geblieben.
    »Worüber habt ihr gelacht?«
    »Der wird dir gefallen, Edmund«, Beylich improvisiert drauflos, »pass auf: Was macht eine Blondine, wenn sie zu viel Wasser gekocht hat? – Sie friert es ein. Warmes Wasser kann man immer brauchen.« Er feixt drauflos und haut Palitzsch auf die Schulter. »Na? Ist das lustig? Großartig, was?«
    »Ja, sehr schön, Egon.« Palitzsch war noch nie besonders humorig. Insofern ist es erstaunlich, dass auch er es mit einem Witz versucht. »Zwei Blondinen springen vom Fernsehturm. – Nee, Moment!« Er überlegt. »Ach, jetzt hab ich’s: Eine Blondine und eine Brünette springen vom Fernsehturm.« Er guckt gespannt in die Runde. »Jetzt ratet mal, welche von den beiden zuerst unten ist.«
    »Die Brünette«, antwortet Hünerbein staubtrocken.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Na, weil die Blondine sicher erst ein paarmal nach dem Weg fragen muss.«
    »Richtig.« Palitzsch ist verblüfft. »Gut gemacht, Hünerbein. Sie sind wirklich gut. Ich bin da nicht gleich drauf gekommen, als man mir den Witz erzählt hat. – Na ja, genug gelacht!« Er klatscht in die Hände. »Jetzt geht’s wieder an die Arbeit, Männer, was?« Er will den Raum verlassen, dreht sich an der Tür aber noch mal um. »Ach, bevor ich’s vergesse«, seine Stimme wird leiser, »draußen steht die Schwester von diesem … diesem, äh, äh, äh, Borngraeber. Kümmert ihr euch drum? – Danke!«
    Das wird jetzt schwer. Denn natürlich wird die Schwester des Fahrradkuriers wissen wollen, wie ihr Bruder umgekommen ist und warum.
    Und was soll man darauf antworten: Wie soll man einer Hinterbliebenen erklären, dass der plötzliche gewaltsame Tod ihres Angehörigen purer Zufall war? Ein Kollateralschaden sozusagen. Mordspech! Wie sollen wir ihr erklären, dass ihr Bruder nur versehentlich in die Schusslinie geradelt war? Dass jemand anderes getroffen werden sollte? Dass hier in Berlin Scharfschützen unterwegs sind, die am helllichten Tag drauflosballern?
    Puh … Noch bevor wir klären können, wer die Schwester übernimmt, piepst mein Handy los.
    Wunderbar! Nie war ich so froh über die mobile Telefonie. Melanie ist dran. Ich schütze einen dringenden Anruf vor und trete hinaus auf den Flur.
    »Hallo, Spatz, schön, mal von dir zu hören! Wie geht’s dir an der Ostsee mit den Zwillingen?«
    »Besser als gedacht«, erklärt sie munter. »Wir kommen gut zurecht! – Aber ich rufe wegen was anderem an. Hier ist ein Mann, der will dich sprechen.«
    »Ein Mann?«
    »Ja, der dachte, du wärst auch im Urlaub. Er hockt direkt neben mir im Baumhaus, sonst haben wir hier ja kein Netz. Ich geb ihn dir mal!«
    Und schon reicht sie das Telefon weiter.
    »Goerdeler«, dringt kurz darauf die Stimme des BKA -Mannes an mein Ohr. »Gut, dass

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