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Mordspech (German Edition)

Mordspech (German Edition)

Titel: Mordspech (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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Wut und Ohnmacht über diese skrupellosen Schweine! Lasst meine Kinder in Ruhe! Es darf ihnen nichts passieren! Ihr seid solche Schweine, das ist echt nicht auszuhalten! Am liebsten würde ich diesen Paulsen neben mir windelweich prügeln. Immer wieder voll auf eins die Fresse, diese widerliche Fresse, ich könnte ihm sämtliche Zähne ausschlagen, oh Gott, ich hasse ihn! Wie ich das alles verabscheue. Diese ganze ekelhafte Schlechtigkeit der Welt – selten habe ich sie so gespürt wie jetzt. Was können meine Kinder dafür? Die sollen die Kinder in Ruhe lassen, das gibt’s doch nicht!
    Mir ist speiübel, als ich endlich den Wagen vor dem Verlagshaus stoppe.
    Der Pförtner kennt mich, winkt grüßend herüber und lässt mich durch. Mit Paulsen wechsele ich kein Wort. Wir nehmen den Lift, fahren in den dritten Stock.
    Ganz hinten im Gang links ist Monikas Büro. Ich klopfe, aber niemand macht auf. Natürlich macht niemand auf, die haben wahrscheinlich eine ganz wichtige Redaktionskonferenz, die wollen schließlich den Mikrofilm veröffentlichen …
    »… aber das dürfen sie nicht!«
    »Hören Sie auf, hier herumzuschreien, Mensch«, faucht Paulsen mich an. »Wo ist Ihre Frau?«
    »Ich weiß es nicht, verdammt! – Monika«, brülle ich und laufe hektisch den Gang zurück, »Monika, bist du hier irgendwo?« Ich bin total fertig. Kalter Schweiß steht mir auf der Stirn, und ich zittere am ganzen Leib. So muss sich Hysterie anfühlen, denke ich, wahrscheinlich ist das Hysterie. Oder einfach nur Angst?
    »Monika!« Ich schnappe mir einen jungen Mann, der einen Aktenwagen durch die Gänge schiebt und mich merkwürdig ansieht. Ein Volontär, der mich für einen Irren hält. »Hören Sie, wissen Sie, wo Monika ist?«
    »Monika?«
    »Droyßig«, präzisiere ich, »Monika Droyßig. Eine Redakteurin. Sie hat hinten das Büro, ist aber nicht da. Nun denk nach, Junge, es ist dringend!«
    »Ach, Frau Droyßig, ja.« Gott, ist der Junge ein langsamer Denker. Der wird nie Journalist.
    »Und«, schnauze ich ihn an, »macht’s klick?«
    »Ähm …« Der Volontär überlegt immer noch. »Die wollte, glaube ich …«
    Ja, was? »Wohin wollte sie?«
    »… in den Kopierraum. Aber nicht den hier oben, sondern der im Keller. Wo die Lesegeräte stehen.«
    Die Lesegeräte, klar! Ich packe Paulsen am Arm. »Kommen Sie!«
    Wir laufen, ach was, wir rennen zu den Fahrstühlen, doch die sind alle unterwegs.
    »Treppe«, sage ich nur, und schon stürmen wir die Stufen runter bis in den Keller.
    Und wo ist jetzt dieser Leseraum? Herrgott noch mal! Und nirgends ein Mensch, den man fragen kann! Ich hätte gedacht, dass in so einem Verlag morgens mehr Betrieb ist.
    »Monika?« Mein Ruf hallt unheimlich in den leeren Kellergängen nach. Über uns laufen Rohre an der Decke lang. Weiß der Teufel, wozu die gut sind. Wahrscheinlich Wasser, ich höre es plätschern. »Monika!«
    »Dieter?«
    Endlich. Ich kann sie zwar nicht sehen, aber das ist ihre Stimme. Sie klingt etwas verwundert.
    »Dieter, bist du da irgendwo?«
    »Das ist sie«, freue ich mich und ziehe Paulsen hinter mir her. »Sie bekommen Ihren Film, keine Sorge. Sie bekommen ihn. – Monika, wir sind hier auf dem Gang!«
    Da vorn ist ihr Kopf. Er guckt hinter einem Regal hervor, das eine Tür verdeckt. Die Tür zum Kopier- oder Leseraum.
    »Dieter, was machst du hier?« Sie ahnt sofort, dass was nicht stimmt, und schaut Paulsen skeptisch an. »Wer ist der Kerl?«
    »Das tut nichts zur Sache«, antwortet Paulsen scharf und schiebt Monika zurück in den Kopierraum. »Wo ist der Mikrofilm?«
    Wir treten in einen hellen, von Neonröhren beleuchteten, fensterlosen Raum. Computerlüfter surren, und es stehen mehrere Kopierer und Drucker herum. Monika zögert.
    »Wird’s bald?« Paulsens Stimme wird schärfer.
    »Sie haben unsere Kinder, Monika«, werde ich deutlicher. »Gib ihm bitte den Film!«
    Monika wird blass und zeigt wortlos auf ein größeres Gerät an der Wand. Es hat einen Bildschirm und eine Tastatur. An der Seite spuckt es sirrend immer wieder bedruckte Bögen Papier aus.
    Paulsen geht zu dem Gerät, schaltet es ab und nimmt routiniert den Mikrofilm heraus. Offenbar kennt er sich mit solchen Lesemaschinen aus. Er steckt den Mikrofilm ein und tippt auf der Tastatur herum. Ich sehe nur, wie auf dem Bildschirm eine Anzeige erscheint. »Festplattenspeicher neu formatieren: Ja – Nein.«
    Paulsen drückt »ja« .
    »Lösche alle Dateien«, meldet der Bildschirm.
    »Hören Sie«,

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