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Mordspech (German Edition)

Mordspech (German Edition)

Titel: Mordspech (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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ich Sie endlich erreiche, Herr Knoop.«
    Meine Knie sind plötzlich butterweich. Goerdeler bei uns im Baumhaus? Was hat der überhaupt an der Ostsee zu suchen? Ich höre ihn mit Melanie sprechen.
    »Holst du mal die Kleinen?«
    Die haben meine Kinder, denke ich entsetzt. Die haben Melanie und die Kinder! Es ist wie ein Faustschlag in die Magengrube, nur viel, viel schlimmer.
    »Was wollen Sie?«, frage ich angespannt.
    »Das wissen Sie doch«, erwidert Goerdeler gelassen. »Ich nehme an, Ihnen ist daran gelegen, dass ich meinen Besuch hier bei Ihrer Tochter und den Zwillingen nicht überstrapaziere, habe ich recht?«
    »Wenn auch nur einem meiner Kinder ein Haar gekrümmt wird«, zische ich völlig außer mir, »dann gnade Ihnen Gott, Goerdeler.«
    »So weit wird’s hoffentlich nicht kommen. Kriminaloberrat Palitzsch schwärmt ja geradezu von ihrer kooperativen Haltung.« Jetzt hört man Goerdeler die Zwillinge rufen. »Liam! Zoé! Na, kommt mal hoch! Der Vati ist am Telefon. Wollt ihr mit ihm reden?«
    »Ja«, höre ich meine Kinder jubeln, und dann habe ich als erstes Zoé am Telefon. »Hallo, Papa!«
    »Hallo.« Ich bemühe mich, ganz locker und entspannt zu klingen, aber es will mir nicht gelingen. »Geht’s dir gut?«
    »Ja, wir essen gleich ein Eis. Ich geb dir mal Liam, ja?«
    »Hallo, Papa!« Jetzt ist Liam dran, und auch er erzählt, dass es Eis gibt. Drei Kugeln für jeden. Ein Rieseneis.
    Hoffentlich ist es nicht vergiftet, denke ich bang. Und dann ist wieder Goerdeler dran.
    »Sie sehen, Ihren Kindern geht es gut«, sagt er knapp. »Geben Sie den Mikrofilm Paulsen. Der wird mich dann anrufen, und alles ist fein. Keine Tricks, klar? Und schöne Grüße noch mal von Ihrer Tochter Melanie. Wirklich eine ganz reizende junge Frau.«
    Paulsen? »Hören Sie, wo finde ich Paulsen?«
    Doch Goerdeler hat schon die Verbindung beendet. Plötzlich zittere ich am ganzen Körper, und ich muss mich an der Wand abstützen. Reiß dich zusammen, schärfe ich mir ein, klapp jetzt bloß nicht ab! Es geht um deine Kinder!
    Mir klopft jemand auf die Schulter. Erschrocken fahre ich herum. Es ist Paulsen. Goerdelers Kollege vom BKA . Unbewegt sieht er mich an und hält die Hand auf.
    »Hören Sie, der Film ist nicht hier«, werde ich hektisch. »Meine Frau hat ihn. Es tut mir leid, aber wir müssen in den Verlag. Wir … Wir können sie anrufen. Oh Gott, bitte«, barme ich hilflos, »tun Sie meinen Kindern nichts, bitte!«
    »Geben Sie mir Ihr Telefon!«
    Ich reiche es ihm. Paulsen schaltet es aus und steckt es in die Außentasche seines Lederblousons. »Im Verlag, sagen Sie? Welcher Verlag?«
    »Tagesspiegel«, antworte ich. »Meine Frau arbeitet da.«
    »Dann beten Sie zu Gott, dass wir noch rechtzeitig kommen.« Paulsen macht eine entsprechende Handbewegung: »Auf geht’s!«
    Wir laufen los, als ich plötzlich Palitzsch’ Stimme hinter uns auf dem Flur höre.
    »Herr Paulsen?« Schon ist er heran. »Na endlich, Herr Paulsen, ich habe gestern schon versucht, Sie oder Ihren Kollegen Goerdeler zu erreichen. Ich wollte Sie noch auf den letzten Stand unserer Ermittlungen bringen …«
    »Hauptkommissar Knoop erledigt das bereits zu unserer vollsten Zufriedenheit«, gibt Paulsen lächelnd zurück, »haben Sie vielen Dank.«
    Palitzsch guckt mich seltsam an, und ich schaue, so harmlos es eben geht, zurück.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen, Knoop?«
    »Alles bestens, Chef!« Ich versuche zu lächeln, bekomme aber nur eine verzerrte Grimasse zustande. »Ich regle das mit dem BKA .«
    »Gut, gut …« Palitzsch merkt, dass etwas nicht stimmt. Natürlich merkt er es. »Halten Sie mich auf dem Laufenden, ja?«
    »Mach ich.«
    Paulsen knufft mich unauffällig in die Seite, und wir gehen weiter. Ich spüre regelrecht, wie uns der Kriminaloberrat nachstarrt und sich sein fragender Blick in meinen Rücken bohrt.
    Von unserer Dienststelle in der Keithstraße bis zum Tagesspiegel-Verlag sind es keine fünf Autominuten. Man muss nur die Kurfürstenstraße bis zur Potsdamer hochfahren und dann links. Fünf Minuten, die wie eine Ewigkeit sind.
    Paulsen sitzt schweigend neben mir.
    Hoffentlich hat Monika noch nicht den ganzen Verlag aufgescheucht, denke ich in einem Anflug von Panik. Natürlich hat sie das. Das Zeug auf dem Mikrofilm ist so brisant, wahrscheinlich ist schon die Agenturmeldung raus. Das geht über den Äther, und was passiert dann mit meinen Kindern? Um Himmels willen, meine armen Kinder!
    Eine ungeheure Wut steigt in mir auf.

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