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Mordspech (German Edition)

Mordspech (German Edition)

Titel: Mordspech (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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sagen, ja.«
    »Wie?«
    »Das wollen Sie nicht wissen, Chef.«
    »Oh doch, Knoop«, widerspricht Palitzsch, »Sie gehören zum Team. Und was meine Männer angeht, spüre ich meist sehr genau, wenn es Probleme gibt. Und so fertig wie vorhin im Gang habe ich Sie noch nie gesehen. Also: Womit wurden Sie unter Druck gesetzt?«
    »Mit meinen Kindern«, antworte ich leise.
    »Oha«, macht Palitzsch und lehnt sich langsam ausatmend in seinem erhöhten Sitz zurück. »Das ist starker Tobak.«
    »Das ist es«, stimme ich ihm zu. »Ich hätte nie gedacht, dass so etwas bei uns möglich ist.«
    »Wissen Sie«, Palitzsch nippt an seinem Tee, »in vierzig Jahren Polizeiarbeit musste ich immer wieder feststellen, dass sich die Welt in die falsche Richtung dreht. Manchmal gibt es Aussetzer oder sogar einen großen Sprung nach vorn, wie zum Beispiel beim Mauerfall. Aber diese Glücksmomente sind selten. Sehr selten. Meist geht es nach hinten los. Und das ist eine bittere Erkenntnis. Aber damit müssen wir leben. Oder meinen Sie, wir sollten aufgeben?«
    »Nein.« Im Gegenteil. »Niemals.«
    »Haben Sie sich irgendwelche Namen gemerkt? Als Sie den Mikrofilm ausgewertet haben?«
    »Nein«, erwidere ich, »ich habe den Film nicht auswerten können. Dafür braucht man ein spezielles Lesegerät.«
    »Wir haben hier doch so ein Lesegerät.« Palitzsch sieht ängstlich auf den Hund, weil der Hünerbein auffordernd angebellt hat, ihm noch ein Wurstbrot zu geben. »Wieso haben Sie das nicht benutzt?«
    »Ich wollte ein anderes Lesegerät benutzen.« Ich hebe die Schultern. »Aber Goerdeler und Paulsen sind mir zuvorgekommen.«
    »Verstehe.« Palitzsch nickt nachdenklich. »Schade.«
    »Das ist es.« Ich schaue auf den Hund. »Aber wir haben ja noch den da.«
    »Den Hund?« Palitzsch hebt interessiert die Augenbrauen. »Wieso? Was ist denn mit dem Hund?«
    »Bei mir wurde eingebrochen«, erkläre ich ihm, »und es ist sehr wahrscheinlich, dass die Täter den Mikrofilm gesucht haben.« Wieder zeige ich auf das Tier. »Die Spurensicherung hat anschließend solche Hundehaare bei uns gefunden.«
    »Ach!« Palitzsch greift sich ans Kinn. »Das ist ja hochinteressant. Denn so häufig sind diese Tiere nicht.«
    »Eben.« Ich wende mich an Hünerbein. »Wann ist denn dieser Skinhead in der S-Bahn ums Leben gekommen?«
    »Vorgestern«, antwortet der. »Gegen ein Uhr nachts.«
    Genau, denke ich. Und an diesem Abend wurde auch Siggi brutal angeschossen. In Ferch. Von da aus kommt man schnell nach Potsdam. Und da startet die Wannseebahn in Richtung Oranienburg. »Der Skinhead hatte den Hund in der S-Bahn dabei?«
    »Ja«, bestätigt Hünerbein. »So haben es die Zeugen ausgesagt.«
    »Die beiden anderen Jungs haben doch von einer alten Frau erzählt, richtig? Von einer Oma.«
    »Auch richtig. Die wir erst für eine Ausrede hielten«, nickt Hünerbein. »Aber inzwischen haben auch die anderen Zeugen bestätigt, dass es diese alte Frau gab. Eine alte Frau, die die Skinheads mit einer asiatischen Kampftechnik zu Boden brachte. Was einer nicht überlebte. Der Besitzer dieses Hundes.«
    »Und dieser Hund verschwand dann?«
    »Der verschwand, wie die Oma auch.«
    Das ist eine Chance, überlege ich. Denn auch diese Tante Tilly ist eine ältere Frau. Und wenn Damaschke nachher wirklich feststellt, dass die Haare in meiner Wohnung mit denen des Hundes hier übereinstimmen, dann weiß ich, wie man ihrer eventuell habhaft werden kann.

47   » SUCH ! Na lauf!«
    Wir haben den American Pit Bull mit einem Peilsender ausgestattet und an der S-Bahn-Station Hohen Neuendorf freigelassen. Von einem Eurocopter aus wird die Peilung überwacht.
    Natürlich gab es zunächst Abstimmungsprobleme mit den brandenburgischen Landesbehörden. Darf ein Berliner Polizeihubschrauber im Umland operieren oder nicht? Und wer stellt das Sondereinsatzkommando? Die Berliner oder die Brandenburger Polizei? Am Ende kam uns das Oder-Hochwasser gelegen. Denn die Brandenburger Behörden sind komplett mit der Bekämpfung der Flut ausgelastet. Und so dürfen wir Berliner mal länderübergreifend tätig werden.
    Tatsächlich scheint der Hund ziemlich geradlinig ein Ziel zu verfolgen, das meldet wenigstens der Polizeihubschrauber. Das Tier verfolge eine Fährte entlang der S-Bahn-Strecke, Richtung Oranienburg.
    Am Bahnhof Birkenwerder verlässt der Hund die Strecke, läuft die Hauptstraße durch den Ort hoch und biegt dann hinter dem Kreisverkehr ins Briesetal ein. Danach geht es die

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